Christenvertreibung nicht hinnehmbar
Der Kirchentag syrisch-orthodoxen Kirche, zu der schätzungsweise 100.000 Gläubige in rund deutschen 60 Gemeinden gehören, findet noch bis Sonntag im nordrhein-westfälischen Warburg statt. An ihm nehmen das weltweite Oberhaupt der Syrisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien, Moran Mor Ignatius Aphrem II., und der für Deutschland zuständige Erzbischofs Philoxinos Mathias Nayiş teil.
Bei der Eröffnungsfeier im Kloster St. Jakob von Sarug hob Feige die guten Beziehungen und den ökumenischen Geist zwischen der katholischen und der Syrisch-Orthodoxen Kirche hervor. Er würdigte das verlässliche und vertrauensvolle Miteinander. Vor 31 Jahren hatten Papst Johannes Paul II. und Patriarch Ignatius Zakka I. Iwas, die Übereinstimmung im Verständnis der Christologie erklärt und gegenseitige pastorale Hilfen vereinbart.
"Vertreibung von Christen nicht hinnehmbar"
Angesichts der angespannten Lage im Nahen und Mittleren Osten verwies der Bischof von Magdeburg auf die Verfolgung und Vertreibung von Christen in Syrien und anderen Regionen: "Es ist nicht hinzunehmen, dass die Zahl der Christen, die zur Flucht getrieben werden, steigt und dass das Christentum von dort, wo es seit alters her seine Heimatstätte hat, verdrängt zu werden droht." Im syrisch-orthodoxen Kirchentag sehe er die Chance, in Deutschland noch stärker auf die bedrückende Situation in Syrien und den Nachbarländern aufmerksam zu machen.
Der Syrisch-Orthodoxe Kirchentag
Der erste Syrisch-Orthodoxe Kirchentag in Deutschland findet vom 15. Mai – 17. Mai 2015 in Warburg statt. Nach Veranstalterangaben wird an den drei Veranstaltungstagen ein vielfältiges Programm aus Vorträgen, Workshops, Musikdarbietungen und Ausstellungen angeboten.Stellvertretend für das Leiden der Christen erinnerte Feige an die beiden verschleppten Bischöfe Mar Gregorius Yohanna Ibrahim und Boulos Jazigi aus Aleppo, deren Schicksal noch immer ungewiss sei. Gemeinsam mit den Kirchen vor Ort engagiert sich die katholische Kirche in Deutschland, um die schlimmste Not zu lindern. Immer wieder appelliert sie an die politisch Verantwortlichen, sich für Frieden und die Flüchtlinge in der Region einzusetzen. "Ich möchte den Kirchen und Christen in den Krisengebieten versichern, dass die Deutsche Bischofskonferenz ihnen solidarisch verbunden bleibt und dass wir sie in unser fürbittendes Gebet einschließen," sagte Feige.
Denkmal für die Opfer des Völkermordes
Nach seinen Worten bietet das Programm des Kirchentages viel Raum für Gemeinschaft und Austausch über Kirche und Glaube. "Dass ein solcher Kirchentag stattfindet, zeigt, dass die Syrisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland angekommen ist und ihre Gläubigen hier Heimat gefunden haben." Am Freitag wurde ein Denkmal in Warburg errichtet, das an die Opfer des Völkermordes zu Beginn des 20. Jahrhunderts – darunter auch viele syrisch-orthodoxe Christen – erinnert.
Feige betonte, dass er sich den Worten von Kardinal Reinhard Marx anschließe, der im ökumenischen Gottesdienst anlässlich des 100. Gedenktages des Völkermords an Armeniern, Assyrern, Aramäern und Pontos-Griechen im April von einem "Menschheitsverbrechen" sprach. Mit dem Denkmal verbinde Feige die Hoffnung auf einen gemeinsamen Weg zu "einem ehrlichen Umgang mit dem Versagen der Vergangenheit und zu einem versöhnlichen Aufeinander-Zugehen in der Zukunft".
Die Syrisch-Orthodoxe Kirche ist eine der ältesten Kirchen weltweit. Ihr Kirchenoberhaupt ist seit 2014 Moran Mor Ignatius Aphrem II. mit Sitz in Damaskus. Das Patriarchalvikariat der Kirche in Deutschland hat seinen Sitz im Kloster St. Jakob von Sarug in Warburg.