Christus hautnah begegnen
Einmal im Jahr, am 11. Februar, widmet die Kirche ihnen einen eigenen Gedenktag: den Welttag der Kranken. Papst Johannes Paul II. hat ihn vor genau 20 Jahren ausgerufen. An diesem Tag wird in der Kirche für Genesung, Trost und Lebenskraft für die Kranken gebetet.
Der Grund, dass sich die Kirche für diese Menschen auf der ganzen Welt einsetzt: Sie nimmt den Auftrag Jesu ernst, "das Reich Gottes zu verkünden und zu heilen" (Lk 9,2). Jesus selbst lagen Menschen mit Krankheiten und Gebrechen am Herzen, wie viele Heilungsgeschichten aus dem Neuen Testament belegen. In zahlreichen Evangelientexten tritt Jesus als Heiler und Heiland in Erscheinung. So heißt es etwa bei Matthäus: "Da kamen viele Menschen und brachten Lahme, Krüppel, Blinde, Stumme und viele andere Kranke zu ihm; sie legten sie vor ihn hin, und er heilte sie." (Mt 15,30)
Den ganzen Menschen heilen
Auch wenn hier vordergründig körperliche Genesung beschrieben wird - in der christlichen Tradition geht es darum, den ganzen Menschen zu heilen. Krankheiten verweisen mitunter auf ein tieferes Unheil, auf eine falsche Lebensausrichtung oder auf die Unfähigkeit, zur eigenen Lebenswahrheit zu stehen. Im Christentum gibt es deshalb einen sehr umfassenden Begriff von Heilung. Gerade dadurch berühren die Heilungsgeschichten von Jesus. Denn das Körperliche ist nur ein Teil; viel wichtiger sind Sätze wie "Deine Sünden sind Dir vergeben", die noch eine ganz andere Dimension des Menschseins ansprechen. Die Heilige Schrift ist selbst ein Heilungsbuch. Nicht nur im Neuen, auch im Alten Testament werden Menschen vorgestellt, die von Gott berührt, erschüttert, geheiligt und geheilt werden.
Die Hoffnung auf körperliche und seelische Heilung bewegt auch viele Kranke, die die Strapazen einer Pilgerreise zu dem südfranzösischen Marienwallfahrtsort Lourdes auf sich zu nehmen, um dort um ihre Heilung zu beten. Die meisten kehren zwar nicht als medizinisch Geheilte nach Hause zurück, aber sie fühlen sich im Glauben gestärkt, so dass sie ihre Krankheit besser annehmen können. Nicht ohne Grund erklärte Johannes Paul II. den 11. Februar zum Welttag der Kranken: Es ist der liturgische Gedenktag Unserer Lieben Frau von Lourdes.
Bis heute spielt die Kirche eine wichtige Rolle im Gesundheitswesen; Gemeinschaften wie die Barmherzigen Brüder von Montabaur, Alexianer und Kamillianer zählen ebenso zu den Krankenpflegeorden der katholischen Kirche wie Borromäerinnen und Canossianerinnen. Die Sorge um Kranke und Gebrechliche spiegelt sich auch institutionell wider: Allein in Deutschland gibt es etwa 435 Kliniken in katholischer Trägerschaft. Jedes Jahr werden nach Angaben des Katholischen Krankenhausverbandes Deutschlands mehr als 3,5 Millionen Patienten stationär und fünf Millionen ambulant versorgt.
"Ich war krank und ihr habt mich besucht..."
Auch international unterhält die Kirche zahlreiche stationäre und ambulante Einrichtungen, oftmals von Ordensleuten betrieben. Eine der bekanntesten dürfte die Missionsbenediktinerin Raphaela Händler sein. Die ausgebildete Fachärztin für Gynäkologie hat sich in Tansania für den Bau von Krankenhäusern eingesetzt und in Namibia das nationale Programm zur Bekämpfung von Aids aufgebaut.
Egal, ob High-Tech-Medizin in Deutschland oder Basisarbeit auf Krankenstationen im afrikanischen Busch: Christen glauben, dass es Jesus selbst ist es, der ihnen in einem armen Menschen begegnet. "Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen. (...) Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan." (Mt 25,35f) Deshalb engagieren sich Katholiken in aller Welt für schwache, kranke und leidgeprüfte Menschen. In ihnen möchten sie Christus begegnen - nicht nur am Welttag der Kranken.
Von Angelika Prauß (KNA)