Vor 40 Jahren wurde Erzbischof Hans-Josef Becker zum Priester geweiht

"Dank und Erfüllung"

Veröffentlicht am 11.06.2017 um 17:21 Uhr – Lesedauer: 
Personalie

Paderborn ‐ Ursprünglich wollte der heutige Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker Lehrer werden. Doch es kam anders. Vor 40 Jahren empfing er die Priesterweihe. Im Gespräch mit katholisch.de hat er zurückgeblickt.

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Wenn ein Ehepaar sein 40-jähriges Ehejubiläum feiert, spricht man traditionell von der Rubinhochzeit. Die rote Farbe des Edelsteins symbolisiert dabei die Liebe, die sich über vier Jahrzehnte gemeinsamen Ehelebens erhalten hat und gewachsen ist. Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker feiert am Sonntag den 40. Jahrestag seiner Priesterweihe. Auch nach dieser langen Zeit im Dienst der Kirche hat sich Becker die Freude an seiner Berufung bewahrt. "Ich blicke zurück auf ein sinnerfülltes Leben", sagt der Erzbischof von Paderborn über seine Jahre als Priester.

Dabei war der Lebensweg des aus Belecke bei Warstein stammenden Becker nicht klar vorgezeichnet. Als Kind faszinierte ihn der Beruf des Lokomotivführers – wohl auch, da sein Vater Eisenbahner war. In seiner Kindheit gehörten sonntäglicher Kirchgang, Gebete und Engagement in der Pfarrgemeinde wie selbstverständlich dazu. Obwohl sein Heimatpfarrer in ihm durchaus einen zukünftigen Priester sah, entschied sich der heutige Erzbischof zunächst nicht für die Theologie. Er studierte auf Grund- und Hauptschullehramt und schloss seine akademische Ausbildung 1972 mit dem Zweiten Staatsexamen ab. Vor allem die Beschäftigung mit der Musik Anton Bruckners und den Schriften Martin Bubers brachten den jungen Lehrer auf die Idee, doch Priester zu werden. Nach dem angeschlossenen Theologiestudium wurde Becker vor genau 40 Jahren von seinem Vorgänger im Bischofsamt, Kardinal Johannes Joachim Degenhardt, in Paderborn zum Priester geweiht.

Bild: ©KNA

Auch das gehört dazu: Erzbischof Hans-Josef Becker (m.) 2013 bei einer Karussellfahrt während des Liborifestes in Paderborn. Neben ihm sitzen der Paderborner Generalvikar Alfons Hardt (l.) und der damalige Freiburger Erzbischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch.

In den folgenden 18 Jahren wirkte der Musik- und Literaturliebhaber als Geistlicher in Minden, Vikar in Paderborn sowie Pfarrer und Dechant in Lippstadt. Becker sagt, er sei dankbar für so viel Gutes, das er durch Begleitung, Ermutigung und Unterstützung von anderen Menschen in dieser Zeit empfangen durfte. "Genauso bin ich dankbar für das, was ich manchem Menschen sein durfte: Halt und Hilfe in Gespräch und Zuwendung", so Becker weiter. 1995 wechselte er vom Gemeindedienst in die kirchliche Verwaltung. Als Leiter der Zentralabteilung Pastorales Personal im Erzbischöflichen Generalvikariat trug er Verantwortung für zahlreiche Seelsorger. 2000 wurde er zum Bischof geweiht und wirkte als Weihbischof in Paderborn. Nach dem Tod Kardinal Degenhardts wählte das Paderborner Metropolitankapitel Becker 2003 zum neuen Erzbischof von Paderborn.

Erfahrungen aus dem Studium zahlten sich aus

Für sein Bischofsamt erwiesen sich die lange Erfahrung als Gemeindepriester und seine Kenntnisse als Personalchef als große Vorteile. Doch auch sein Lehramtsstudium entpuppte sich für seine Arbeit als fruchtbar, denn in der Deutschen Bischofskonferenz ist Becker Vorsitzender der Kommission für Erziehung und Schule. Für den Erzbischof ist es daher ein Trumpf, sich intensiv mit dem Unterrichten auseinandergesetzt zu haben.

„Ich sehe die Kirche als wanderndes Volk Gottes durch die Zeit unter der Führung des Herrn der Kirche.“

—  Zitat: Erzbischof Hans-Josef Becker

In den vergangenen vierzig Jahren hat sich die Kirche in Deutschland und weltweit sehr gewandelt. Der Paderborner Erzbischof sieht die dauerhafte Veränderung als "Zeichen von Vitalität". Was in vierzig Jahren sein wird, "dafür wird man offen sein müssen", kommentiert Becker die Zukunft. Sein Erzbistum hat Becker mit der Schaffung von Pastoralen Räumen und einem Zukunftsbild als Ergebnis eines intensiven diözesanen Prozesses fit für die Zukunft gemacht. Der Erzbischof schaut zuversichtlich auf das Kommende: "Ich sehe die Kirche als wanderndes Volk Gottes durch die Zeit unter der Führung des Herrn der Kirche." Schließlich habe Jesus Christus die Erzdiözese Paderborn durch mehr als 1.200 Jahre Geschichte geführt, erläutert Becker.

Seminaristen und jungen Priestern möchte Becker aufgrund seiner eigenen Erfahrungen als Priester Mut machen: "Wir gehen nicht allein. Die uns zugesagte Nähe Christi ist erfahrbar." Dafür sensibel zu sein und zu bleiben sei eine wesentliche Grundlage für alle im priesterlichen Dienst. Sein 40-jähriges Priesterweihejubiläum beging er gemeinsam mit Paderborner Weihbischof Hubert Berenbrinker, der ebenso lange Priester ist. Sie feierten einen Dankgottesdienst im Hohen Dom und gaben einen Empfang im Garten des Konrad-Martin-Hauses. Das Fazit Erzbischof Beckers zu seinem Rubin-Jubiläum fällt positiv aus: "Der Grundtenor im Rückblick auf vier Jahrzehnte priesterlichen Wirkens: Dank und Erfüllung!" Ein Schluss, der auch von einem Ehepaar zu seinem 40. Hochzeitstag stammen könnte.

Von Roland Müller