Das erwartet den neuen Bischof Jung in Würzburg
Vielleicht war es kein Zufall, dass die Diözese Würzburg just am Tag vor der Bekanntgabe ihres neuen Bischofs den ebenfalls neuen Haushalt vorgestellt hat. Häufig sind Finanzmeldungen recht trockene Angelegenheiten, deren Details meist nur ein Fachpublikum erreichen. Am Donnerstag jedoch konnte der der künftige Bischof Franz Jung nicht nur erfahren, wie es um die Finanzen seiner künftigen Wirkungsstätte bestellt ist. Zwischen Prognosen und Bilanzen wurden auch die wichtigsten Aufgaben für den kommenden Oberhirten genannt.
Die gute Nachricht also vorweg: "Die Finanzsituation ist derzeit noch geordnet, die Ruhestandsverpflichtungen sind abgedeckt", betonte der Würzburger Finanzdirektor Albrecht Siedler am Donnerstag. Das ist ein – nicht nur aufgrund jüngster Berichte etwa aus Eichstätt oder Hamburg – wichtiger Hinweis. Denn neben allen pastoralen Fragen steht die Kirche deutschlandweit vor der Herausforderung, wie sie deren Lösungen auch finanzieren soll. Eine besondere Schwierigkeit stellen dabei die Pensionsverpflichtungen dar. In nicht wenigen Ortskirchen sorgen diese für nur minimale finanzielle Spielräume.
Finanzchef: Es stehen schwere Entscheidungen an
In Würzburg sieht es vergleichsweise gut aus. So sind im vergangenen Jahr die Kirchensteuereinnahmen leicht gestiegen, mit über 213 Millionen Euro erreicht der Haushalt in diesem Jahr ein "Rekordniveau", wie das Bistum sagt. Mit der Bekanntgabe dieser durchaus guten Zahlen verband Finanzchef Siedler jedoch eine Mahnung: "Es stehen aber schwere Entscheidungen für die Pastoral der Zukunft an, die schnell getroffen werden müssen."
Die "Pastoral der Zukunft" ist die wohl größte Baustelle, die Friedhelm Hofmann, bis September Bischof von Würzburg, seinem Nachfolger hinterlässt. Unter diesem Motto läuft in der Diözese seit knapp zwei Jahren ein Strukturprozess, der die Zahl von derzeit noch gut 600 Pfarreien drastisch reduzieren soll. Der Plan der Bistumsleitung hatte von Anfang an für Unmut unter den Laien gesorgt; auch, weil der letzte Strukturprozess erst wenige Jahre zuvor abgeschlossen wurde.
Gut ein halbes Jahr vor dem Rücktritt Hofmanns formulierte der Diözesanrat schließlich die Forderung nach einer Diözesansynode zur Klärung der vielen Fragen. Gerichtet war dieser Appell bereits ausdrücklich an Hoffmanns damals freilich noch unbekannten Nachfolger. Ratsvorsitzender Karl-Peter Büttner kündigte bereits an, sich "nach dem Ende der Vakanz zielstrebig um die Umsetzung des Beschlusses" bemühen zu wollen.
Weihbischof Boom mahnt zu Kooperation mit Laien
Bis der Diözesanratsvorsitzende dann tatsächlich vor der Tür des neuen Bischofs Jung steht, wird es noch einige Zeit dauern. Doch schon zur Verkündung seiner Ernennung am Freitag riet ihm sein Interimsvorgänger, Diözesanadministrator Ulrich Boom, die Zusammenarbeit mit den Laien im Bistum Würzburg zu suchen. "Mit den Leuten, sonst geht gar nichts!", betonte er im Interview des Bayerischen Rundfunks (BR). Und das gelte eben besonders im Hinblick auf den Strukturprozess, so Boom. "Wenn man das nicht mit den Menschen macht, ist alles diffus und zerstreut. Das ist nicht das, was Jesus, der Herr, uns ans Herz gelegt hat."
Auf der Suche nach der "Pastoral der Zukunft" wird Jung sicherlich seine eigene fachliche Erfahrung zugute kommen. Seit 2009 ist der 51-Jährige Generalvikar im Bistum Speyer. Im gleichen Jahr hatte auch dort ein umfangreicher Umbau der Pfarreienlandschaft begonnen, der Anfang 2016 abgeschlossen war. Als Chef der Diözesanverwaltung war Jung daran an maßgeblicher Position beteiligt. Erfahrung und Routine in der Leitung eines Bistums dürften dem künftigen Würzburger Bischof helfen, sich auf die lokalen Besonderheiten der unterfränkischen Kirche zu konzentrieren. Bislang ist Jung im Bistum weitgehend unbekannt. Wie selbst Boom im BR bekannte, haben sich die beiden erst zwei Mal getroffen.
So wird Jung in Franken erst einmal auf Kennenlerntour gehen müssen. Den möglicherweise lockersten Termin dazu hat er just verpasst: Bei der Fernsehsitzung "Fastnacht in Franken" gehört der Würzburger Oberhirte traditionell zu den Ehrengästen. Außerhalb des Faschings gelten die Franken gemeinhin als eher reservierter Menschenschlag. Nach Paul-Werner Scheele (1979-2004) aus Paderborn und Friedhelm Hofmann (2004-2017) aus Köln wird Jung nun als dritter Bischof in Folge ein "Neigschmeckter" sein, wie man in Franken sagt. An einigen Punkten wird er dennoch gut anknüpfen können. So unterhalten die Diözesen Würzburg und Speyer als Suffraganbistümer der Erzdiözese Bamberg ohnehin enge Kontakte. Und noch etwas verbindet die Bistümer an Rhein und Main: Vom größten romanischen Dom in Deutschland, dem Speyerer Kaiserdom, wechselt Jung nun in den immerhin viertgrößten, den Würzburger Kiliansdom.
Kirchliches Leben äußert sich in soliden Zahlen
In Würzburg erwarten Jung zudem ungefähr 750.000 Katholiken. Auch wenn diese sich derzeit anschicken, neue Strukturen für die Seelsorge zu schaffen, liegt das kirchliche Leben keinesfalls brach. Die Gottesdienstteilnahme etwa liegt mit etwa 13 Prozent deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt. Während jedoch die Zahl der Austritte im Bistum zuletzt deutlich unter der Gesamtzahl der Taufen und Eintritte lag, nimmt die Gesamtzahl der Katholiken aufgrund natürlicher Mortalität doch stetig ab. Auch die Zahl der Priester in der Diözese ist stark rückläufig, nur drei Neugeweihte in den zurückliegenden drei Jahren können die Sterberate nicht ausgleichen.
Insgesamt ist die Stimmung im Bistum Würzburg weitgehend positiv. Die Ernennung des neuen Oberhirten dürfte dazu nun ihr Übriges beitragen. Als Diözesanadministrator Boom am Freitag Jungs Ernennung verkündete, fiel der Applaus der hunderten, anwesenden Mitarbeiter des Bistums im Dom zwar noch gefasst aus. Die Erleichterung und auch Freude war ihnen dennoch anzusehen. Ihren neuen Dienstherrn bekamen sie jedoch noch nicht zu Gesicht. Jung war am Freitag noch in Speyer und traf dort ebenfalls Mitarbeiter der bischöflichen Verwaltung – um sich bereits von den ersten persönlich nach Würzburg zu verabschieden.