Das Fasten nicht wieder vergessen
Aber eigentlich wäre es schade, jetzt alles wieder genauso wie vor Aschermittwoch zu machen. Nach sieben Wochen "Autofasten" das Auto wieder so selbstverständlich zu benutzen wie vorher. Oder nun doch wieder unbedacht jede Menge Kaffee am Tag zu trinken, nachdem man in der Fastenzeit völlig darauf verzichtet hatte.
Was macht lebendiger?
Sollte Ostern nicht eher der Wendepunkt sein, an dem es Zeit ist, Bilanz zu ziehen? Wer etwas sieben Wochen lang eingeübt hat, für den ist es fast schon zur Gewohnheit geworden. Und nun kann man überprüfen, ob man diese neue Gewohnheit beibehalten möchte, ob sie ins Leben führt. Es ist ja gut möglich, dass man in den zurückliegenden Tagen und Wochen etwas gemacht hat, was einem richtig gut getan hat. Denn genau darum geht es. Mithilfe des Verzichts in der Fastenzeit etwas zu entdecken, was mich lebendiger macht, was mir zu einem Leben in Fülle hilft.
Wahrscheinlich ist es auch nach Ostern gut möglich, das Auto weniger zu benutzen. Vielleicht muss man nicht vollständig darauf verzichten, aber man kann jetzt ein gutes Mittelmaß finden. Um die Annehmlichkeiten des Autofahrens auszubalancieren mit dem guten Gefühl, den Geldbeutel und die Umwelt zu schonen und noch etwas für die eigene Gesundheit zu tun.
Mit Ostern wird das Leben neu
Denn Ostern ist das Fest, an dem das Leben über den Tod siegt. Mit Ostern, und das lässt sich ja in diesen Tagen in der Natur ganz leicht entdecken, wird das Leben neu. Der Tod Jesu am Kreuz und seine Auferstehung zeigen, dass das Leben nicht einfach mit dem Tod endet, sondern dass allen das Leben über den Tod hinaus versprochen ist. Und so, wie draußen alles zu grünen und zu blühen beginnt, so soll auch unser Leben strahlen und neu werden. Dabei läuft in der Natur im Frühling auch nicht alles einfach so weiter, wie im vergangenen Jahr. Vielmehr wird jetzt getan, was zu mehr Leben führt. Der vielversprechendere Nistplatz oder das Austreiben der Knospen zur Sonne hin.
Während das in der Natur unbewusst und wie von selbst funktioniert, muss der Mensch diese Hinwendung zum Leben bewusst vornehmen. Denn zu groß ist die Verlockung, nach der Zeit der Ruhe, nach der Zeit des Verzichts, wieder in die alten Muster zu fallen. Wieder alles genauso zu machen wie vorher, weil es viel bequemer ist, auch wenn es nicht zu mehr Lebendigkeit führt.
Genauso mussten sich die Jünger nach Ostern bewusst dafür entscheiden, ob sie an die Auferstehung Jesu und das Ostergeschehen glauben wollten, oder ob sie sich nach der Enttäuschung des Kreuzes am Karfreitag weiterhin fernhalten wollten. Ein gutes Beispiel dafür ist Petrus . Er hat so viel mit Jesus erlebt und ist doch derjenige, der ihn am Schluss im Stich lässt und sich wieder seiner alten Tätigkeit zuwenden will. Er geht einfach wieder fischen - so wie früher, nach allem, was passiert ist. Da bleibt nichts vom Menschenfischer übrig, zu dem Jesus ihn gemacht hatte. Petrus fällt wieder zurück ins alte Muster, in seinen alten Beruf.
Petrus macht sich auf
Letztendlich führt die Begegnung mit dem Auferstandenen am See dazu, dass Petrus doch nicht in seiner alten Tätigkeit verharrt, sondern sich aufmacht, um die frohe Botschaft zu verkünden. Das bedeutet für ihn ein ganz neues Leben, ein lebendiges Leben bis zu seinem Lebensende.
Und so gilt es auch heute, die Gelegenheit von Ostern zu nutzen, um im eigenen Leben zu schauen, was neu und anders werden kann in diesem Frühling. Denn es passiert nicht unbedingt von alleine, wie in der Natur. Als freier Mensch muss jeder von uns selber darauf achten, nicht im alltäglichen Trott zu versumpfen. Das Fest des Lebens ist da ein geeigneter Zeitpunkt, um auf das eigenen Leben zu schauen und den neuen Pfaden, die in der Fastenzeit gebahnt wurden, zu trauen.
Von Kerstin-Marie Berretz OP (KNA)