Bischof Paul-Werner Scheele über die Bedeutung des Bischofsamts

"Das Feld des Bischofs ist die Welt"

Veröffentlicht am 09.03.2015 um 00:00 Uhr – Von Markus Hauck  – Lesedauer: 
Paul-Werner Scheele war von 1979 bis 2003 Bischof von Würzburg.
Bild: © KNA
Bistum Würzburg

Würzburg ‐ Der ehemalige Würzburger Bischof Paul-Werner Scheele blickt auf 40 Bischofsjahre zurück. Am 9. März 1975 wurde er zum Bischof geweiht. Im Interview spricht Scheele über die Bedeutung des Bischofsamts.

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Frage: Bischof Scheele, Sie begehen das 40. Jubiläum Ihrer Bischofsweihe. Was bedeutet dieser Termin für Sie persönlich?

Scheele: Er ist ein Anlass, Gott und zugleich vielen Mitmenschen aus ganzem Herzen zu danken.

Frage: Wenn Sie auf die zurückliegenden vier Jahrzehnte blicken: Wie hat sich das Bischofsamt seither verändert?

Scheele: Die Grundgegebenheiten des Bischofsamts haben sich nicht verändert. Die Bischöfe sind "Diener Christi und Ausspender der Geheimnisse Gottes", wie es im Ersten Korintherbrief heißt. In der Nachfolge der Apostel sind sie berufen, Lehrer des Glaubens, Priester des heiligen Gottesdienstes und Diener in der Leitung zu sein. In den vergangenen Jahrzehnten ist auf neue Weise bewusst geworden, dass jeder Bischof über seinen speziellen Verantwortungsbereich hinaus die Aufgabe hat, "Förderer der Gesamtkirche und aller Kirchen" zu sein. So steht es im Codex des kanonischen Rechts. Überdies wird zunehmend erkannt, dass jeder Bischof zum Einsatz für die christliche Einheit verpflichtet ist. Zudem zeichnet sich immer mehr ab, dass der Hirtendienst eines Bischofs über die Grenzen der Kirche hinausgeht. Sein Feld ist die Welt.

Frage: Mit welchen Worten würden Sie einem Kind das Bischofsamt erklären?

Scheele: Das hängt vom Alter des Kindes und seinem Glaubenswissen ab. Dabei ist sowohl der Bezug zu Jesus Christus sowie zu jedem Menschen in den Blick zu rücken. Der Erlöser hat zu seinen Freunden, den Aposteln, gesagt: "Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch." Als Nachfolger der Apostel haben die Bischöfe diesen Auftrag übernommen. Sie sind dazu da, im Namen Christi zu lehren, zu feiern und zu helfen.

Blick über Würzburg.
Bild: ©picture alliance / Arco Images GmbH/Kiedrowski, R.

Blick über Würzburg.

Frage: Was sind die wichtigsten Aufgaben des Bischofs?

Scheele: Das Konzil lehrt im Bischofsdekret, dass die Verkündigung der Frohbotschaft "den Vorrang unter den hauptsächlichsten Aufgaben des Bischofs" hat. Damit verbunden ist die Feier der Sakramente. In der Nachfolge des einen guten Hirten ist ihnen die Hirtensorge übertragen, die über den Kreis der ihnen unmittelbar Anvertrauten hinausgehen soll.

Frage: In Ihrer Zeit als Bischof haben Sie viel erlebt. Was war rückblickend für Sie das schönste Ereignis in diesem Amt?

Scheele: Es fällt mir schwer, nur ein Ereignis zu nennen. Besonders dankbar bin ich für die 1.300-Jahr-Feier der Mission und des Martyriums der Frankenapostel im Jahr 1989, in der die Partnerschaft mit der neu gegründeten Diözese Mbinga in Tansania beschlossen wurde. 1992 haben wir die Gründung unserer Diözese vor 1.250 Jahren durch den heiligen Bonifatius gefeiert. Gern denke ich an den Diözesentag "Weg-Kreuzung" 1996 zurück, an dem wir für die Ergebnisse des dreijährigen Dialogprozesses "Wege suchen im Gespräch" danken und vom Wege-suchen zum Wege-gehen aufbrechen konnten.

Frage: Wie würden Sie das Verhältnis eines Ortsbischofs zum Papst umschreiben?

Scheele: Beide gehören zu dem einen, vom Herrn gestifteten apostolischen Kollegium. In diesem "wirken die Bischöfe, unter treuer Wahrung des primitialen Vorrangs ihres Hauptes, in eigener Vollmacht zum Besten ihrer Gläubigen, ja, der ganzen Kirche", so die Kirchenkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils. Jede Diözese ist ganz Kirche, aber nicht die ganze Kirche. Sie ist Teilkirche, aber nicht ein Kirchenteil: "Die Bischöfe leiten die ihnen zugewiesene Teilkirche als Stellvertreter und Gesandter Christi durch Rat, Zuspruch, Beispiel, aber auch in Autorität und heiliger Vollmacht. Sie sind nicht als Stellvertreter der Bischöfe von Rom zu verstehen, denn sie haben eine ihnen eigene Gewalt inne und heißen in voller Wahrheit Vorsteher des Volkes, das sie leiten". All das verpflichtet Papst und Bischöfe zur vertrauensvollen Zusammenarbeit, in der die Position aller beachtet und geachtet wird.

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Video: © S. Gamradt und S. Schortemeyer

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Frage: Wenn Sie die Möglichkeit hätten: Was würden Sie an der Bestellung von Bischöfen ändern?

Scheele: Bei der Bestellung von Bischöfen sind Wege zu suchen, Vertreter der betroffenen Diözese auf geeignete Weise einzubeziehen.

Frage: Bei Ihrer Verabschiedung haben Sie betont: "Bischöfe kommen und gehen, Jesus Christus bleibt!" Was wollten Sie damit ausdrücken?

Scheele: In den vielen Veränderungen des kirchlichen Lebens, die wir zurzeit wahrnehmen, gilt es, das Bleibende nicht aus den Augen und aus dem Sinn zu verlieren. Unsere Kirche ist und bleibt die Kirche des dreieinen Gottes, Volk Gottes, Leib Christi, Tempel des Heiligen Geistes. "Die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen", heißt es im Matthäusevangelium.

Frage: Seit 2004 sind Sie als Bischof von Würzburg emeritiert. Bischof sind Sie aber weiterhin. Was hat sich mit der Emeritierung Wesentliches in Ihrem Leben verändert?

Scheele: Die Emeritierung entbindet von der Leitung des Bistums. Damit entfallen die vielfältigen Dienste, die ein Diözesanbischof wahrzunehmen hat. Zu ihnen gehören etliche Verpflichtungen, für die man nicht die Bischofsweihe empfängt, denen man aber gerecht werden soll. Da diese in letzter Zeit zugenommen haben ist man froh, von ihnen befreit zu sein. Das gibt mehr Zeit und Kraft für die zentralen bischöflichen Dienste der Verkündigung und der Sakramentenspendung. Man hat auch mehr Möglichkeiten, schriftlich weiterzugeben, was einem wichtig ist. Geblieben sind auch etliche ökumenische Aufgaben, bei denen es kein Verfallsdatum gibt.

Zur Person

Paul-Werner Scheele (*1928) war von 1979 bis 2003 Bischof von Würzburg.
Von Markus Hauck