"Das Feuer der Gewalt"
Rund 4.000 Menschen waren am Sonntag nach Tabgha gereist, um mit Gesängen, Gebeten und Demonstrationen ihrer Solidarität mit den Benediktinern Ausdruck zu verleihen. "Eine besondere Quelle der Ermutigung" sei das gewesen, schreibt der Abt des Klosters am Dienstag. Genauso wie die Tausenden Besuche, die Anrufe und die Nachrichten von Menschen aus dem ganzen Land. Selbst Staatspräsident Reuven Rivlin habe ihn persönlich kontaktiert, um seine Trauer ausdrücken.
Collins betonte, dass die Beileidbekundungen nicht nur von den verschiedenen christlichen Kirchen, sondern auch von Juden aller Traditionen, von Muslimen und Drusen gekommen seien. Alle hätten ihr Erschrecken und Entsetzen zum Ausdruck gebracht, "dass ein solcher gewaltsam Akt im Hause Gottes in dieser schönen Gegend stattfinden konnte, wo wir für Frieden und Versöhnung beten und behinderten Kindern aller Glaubensrichtungen Gelegenheit bieten, miteinander Ferien zu machen".
Bei dem Brandanschlag am vergangenen Donnerstag brannte ein Trakt des erst 2012 eingeweihten Neubaus am See Genezareth bis auf die Grundmauern ab. Ein 80-jähriger Mönch und eine 20-jährige Volontärin wurden mit Verdacht auf Rauchvergiftung in eine Klinik eingeliefert. "Gott sei Dank wurden beide inzwischen entlassen und es geht ihnen gut", schreibt Collins. Die Gebäude hätten dagegen beträchtlichen Schaden erlitten und "ein langer Weg des Wiederaufbaus liegt vor uns".
"Wie soll man auf so eine Erfahrung reagieren?"
Doch der Abt bleibt optimistisch und geht "im Vertrauen auf Gott in die Zukunft". Vielleicht hat er auch die Proteste vom Sonntag im Blick, wenn er weiter schreibt, "dass wir, wenn wir wegen unseres Christseins angegriffen werden, unbedingt auf eine christliche Weise antworten müssen". Denn die zunächst friedliche Demonstration am See Genezareth hatte Medienberichten zufolge zusehends auch wütende Züge angenommen. "Wie soll man auf so eine Erfahrung reagieren?", fragt der Abt, um gleich selbst eine Antwort zu geben: "Wir müssen auf das Feuer der Gewalt mit der Kraft von Liebe und Vergebung antworten."
Collins bete für diejenigen, "die diese schrecklichen Gewaltakte, von denen es nun schon so viele gab, verüben". Dennoch forderte der Abt auch die gerechte Strafe für die Täter. Er erwarte, "dass die staatlichen Stellen dieses Landes die Polizei ermutigen, jene aufzuspüren und zu verfolgen, die diese Verbrechen begehen, damit sie mit ihren Taten konfrontiert werden und das Licht sehen". Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte bereits kurz nach dem Anschlag den Geheimdienst für die Aufklärung der Vorgänge eingeschaltet.
Das Kloster Tabgha am See Genezareth gehört zur Benediktiner-Abtei Dormitio auf dem Zionsberg in Jerusalem. Insbesondere betreuen die Mönche hier das Heiligtum der Brotvermehrung, das ebenso wie die Marienkirche auf dem Zion Eigentum des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande ist.