First Lady Daniela Schadt besucht syrische Flüchtlinge in Jordanien

"Das lässt dich nicht los"

Veröffentlicht am 03.03.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Flüchtlinge

Amman ‐ Der Bürgerkrieg hat die Syrerin Soa'ad vor anderthalb Jahren von ihrem Mann getrennt. Wie es ihr damit geht, will Daniela Schadt wissen. Da fängt Soa'ad sofort an zu weinen. Auch der deutschen First Lady schießen die Tränen in die Augen. Sie greift nach der Hand der verschleierten Frau.

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Die Lebensgefährtin von Bundespräsident Joachim Gauck ist nach Jordanien gereist, um syrische Flüchtlingsfamilien zu besuchen. Die 54-Jährige ist die deutsche Schirmherrin des UN-Kinderhilfswerks Unicef. Es ist ihre erste Auslandsreise in Sachen Ehrenamt, die sie allein unternimmt.

Daniela Schadt ist in Jordanien mit Verve bei der Sache und wirkt so eingelesen, dass sie in einer Talkrunde auftreten könnte. Bereits bei einem Gauck-Besuch im deutschen Lager Friedland hat sie syrische Flüchtlinge getroffen. "Das ist etwas, was dich nicht so einfach loslässt", sagt die ehemalige Politik-Journalistin.

Nach Schätzungen haben in diesem Konflikt mindestens 130.000 Menschen ihr Leben verloren; 1,2 Millionen Kinder mussten laut Unicef ihre syrische Heimat verlassen . Die Hilfsorganisation hat es nicht leicht, für die Opfer der von Menschen verursachten Katastrophe Spenden zu sammeln. Bei Naturgewalten wie dem Taifun auf den Philippinen kamen innerhalb weniger Wochen 15 Millionen Euro zusammen - für Syrien waren es seit 2012 5,4 Millionen Euro. Der Konflikt ist kompliziert und dauert schon drei Jahre. "Aber wir können die Menschen nicht alleinlassen", sagt Schadt.

"Man lebt in ständiger Angst"

In der jordanischen Hauptstadt Amman, wo viele Flüchtlinge leben, erfährt sie, welche Spuren die Gewalt hinterlässt. Farah (9) wurde hysterisch und konnte nicht mehr aufhören zu weinen. Heba (16) hat sich in Syrien ein Jahr lang nicht aus dem Haus getraut. "Man lebt in ständiger Angst", erzählt eine syrische Mutter. "Das ist sehr fürchterlich für die Kinder", sagt ein Vater.

Sie haben Bomben erlebt und Leichen auf der Straße gesehen. Es sind viele unterschiedliche Schicksale, die Daniela Schadt in dem Nachbarland Syriens kennenlernt. Sie sitzt nach arabischer Sitte ohne Schuhe in bescheidenen Wohnungen auf dem Boden, besucht einen Kindergarten und ein Jugendzentrum. Sie fragt viel.

Syrische Flüchtlinge in Jordanien.
Bild: ©picture alliance / Photoshot

Syrische Flüchtlinge in Jordanien.

In einem Gesprächskreis von syrischen Mädchen ist Hoffnung zu spüren, dass die Kriegsgräuel vielleicht irgendwann vorbei sind und sie in die Stadt Homs zurückkehren können. "Wenn wir an uns glauben, wird etwas Gutes passieren", sagt Doha (15). "Das sind tapfere junge Ladys", findet Daniela Schadt.

In ihrem alten Leben vor 2012, als Gauck Präsident wurde, hätte sie vielleicht in ihrer Nürnberger Redaktion einen Zeitungskommentar über Deutschland und Syrien geschrieben. Heute kann die langjährige Journalistin ihre neue Rolle nutzen, um anders Aufmerksamkeit auf ein Thema zu lenken.

Eine Reise der Kontraste

Jordanien ist eine Reise großer Kontraste: Im Morgengrauen geht es am Sonntag zunächst zum Flüchtlingslager Saatari , das mit fast 100.000 Menschen eines der größten der Welt ist. Es liegt so nahe an der syrischen Grenze, dass manchmal Detonationen zu hören sind, wie ein Polizist erzählt. Auch dort sehnen sich die Menschen nach der Heimat.

"Mich berührt das sehr", sagt Schadt, als eine Familie von ihrer Geschichte berichtet. Mittags wird sie von der jordanischen Königin Rania empfangen. "Sie ist eine eindrucksvolle Erscheinung", erzählt Schadt nach dem Besuch im Palast. Es sei ein interessantes Gespräch gewesen. Wieder waren die Flüchtlinge Thema.

Viele Eindrücke also. Die Begegnung mit der traurigen Ehefrau Soa'ad in Amman wird die First Lady wohl nicht so schnell vergessen. Und auch deren Sohn Mohamed nicht. Der muss zwölf Stunden am Tag im Supermarkt arbeiten und hat die Schule aufgegeben. Aus ihm könne deswegen nichts mehr werden, meint der 17-Jährige resigniert. Die deutsche Besucherin macht dem jungen Syrer mit Hilfe der Übersetzerin Mut: "Sagen Sie ihm, er soll seine Träume nicht aufgeben."

Von Caroline Bock (dpa)