Innenminister über Haltung der Kirche zu Flüchtlingspolitik

De Maizière an Kirchen: "Seid doch mal realistischer"

Veröffentlicht am 28.05.2017 um 11:44 Uhr – Lesedauer: 
Flüchtlinge

Leipzig ‐ Nach seinem Parteifreund Jens Spahn hat auch Innenminister Thomas de Maizière mehr Realitätssinn von den Kirchen gefordert. Zustimmung erhielt er ausgerechnet von einem der höchstrangigen Kirchenvertreter.

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Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) wirft den Kirchen mangelnden Realitätssinn bei Asylfragen vor. "Eigentlich sagen im Herzen viele Kirchenleute, wir brauchen ein Bleiberecht für alle - da machen es sich manche zu leicht", sagte de Maiziere am Wochenende beim "Kirchentag auf dem Weg" in Leipzig. "Da haben wir als Politiker auch das Recht, mal zu sagen: Hallo, seid doch mal realistischer." Viele in der Flüchtlingshilfe Engagierte sähen häufig nur den jeweiligen Einzelfall. "Meine Aufgabe ist es aber, für ganz Deutschland eine strukturelle Lösung zu finden", so der Minister.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, mahnte, Kritik und Einsprüche von Flüchtlingshelfen ernst zu nehmen: "Wir müssen sehen, wie das Recht und die Regeln geändert werden können, damit es nicht mehr zu diesen teils sehr langen und absurden Abschiebungsverfahren kommt." Der bayrische Landesbischof bekräftigte zudem sein Plädoyer für die Einführung eines Einwanderungsgesetzes.

Minister lobt Landesbischof

Zugleich räumte er ein, er halte es für falsch, wenn Kirchenvertreter sich zum Anwalt gegen Abschiebungsverfahren machten. De Maiziere begrüßte diese Einstellung: "Bischof Bedford-Strohm ist der erste EKD-Ratsvorsitzende, der öffentlich gesagt hat, dass Abschiebungen auch mal sein müssen." Aller Reibungen zum Trotz gebe es aber einen guten Dialog zwischen der Bundesregierung und den Kirchen beim Thema Asyl, unterstrich de Maiziere, der auch dem Präsidium des Evangelischen Kirchentags angehört. (KNA)

Linktipp: CDU-Politiker: Kirchen fehlt Bezug zur Realität

Er ist zwar selbst Katholik, trotzdem kritisiert CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn die Kirchen für ihr politisches Engagement. In seinen Augen hätten diese nämlich eine ganz andere Aufgabe.