Launige Glückwünsche und heimische Präsente für den neuen Erzbischof

"Den Koffer kannst Du auspacken"

Veröffentlicht am 19.09.2015 um 17:40 Uhr – Von Markus Kremser – Lesedauer: 
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, gratuliert dem neuen Erzbischof von Berlin Heiner Koch.
Bild: © KNA
Erzbistum Berlin

Berlin ‐ Seit Samstag ist Heiner Koch Erzbischof von Berlin; seiner "Endstation", wie Kardinal Marx etwas voreilig formulierte. Bei aller Heiterkeit zum Neuanfang klang jedoch auch eine alte Kritik eines Amtskollegen an Kochs Versetzung nach Berlin noch einmal an.

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"Den Koffer kannst Du auspacken. Hier ist jetzt die Endstation", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx nach der Amtseinführung und musste sich gleich korrigieren: "Da hab ich den Mund zu voll genommen. Das entscheidet ja Papst Franziskus." Tatsächlich kann Heiner Koch aber jetzt erst einmal die Umzugskisten auspacken.

Vergangene Woche hatte sich Koch von den Menschen im Bistum Dresden verabschiedet. Seit zwei Jahren hat er die Geschicke des in Sachsen und Ostthüringen gelegenen Bistums geleitet. Rasch erntete er hier Anerkennung für seine offene Art, für seinen Dialog auch mit Kirchenfernen und das behutsame Anschieben der pastoralen Neuordnung, die in Dresden "Erkundungsprozess" genannt wird. Koch war erst 2013 Bischof in Dresden geworden. Zuvor war der Theologe Weihbischof in Köln.

Erzbischof Heiner Koch wurde am 19. September 2015 als neuer Oberhirte von Berlin eingeführt.
Hunderte Gläubige, Vertreter aus Politik, Gesellschaft und anderer Religionen, nehmen am 19. September 2015 an der Amtseinführung von Erzbischof Heiner Koch in der Berliner Hedwigskathedrale teil.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, gratuliert dem neuen Erzbischof von Berlin Heiner Koch.
Kardinal Joachim Meisner war der Vorgänger von Heiner Koch als Bischof von Berlin. Die Haupstadt-Diözese leitete er von 1980 bis 1988, als er von Papst Johannes Paul II. zum Erzbischof von Köln ernannt wurde. Im Jahr 2014 wurde Meisner von Papst Franziskus emeritiert.
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"Vor 85 Jahren kam der erste Bischof des neu errichteten Bistums Berlin, Christian Schreiber, aus Dresden. Ich fühle mich wohl in dieser Tradition", sagte Koch in seiner Ansprache im Anschluss an den Gottesdienst in der vollbesetzten Hedwigs-Kathedrale. Seine Vorgänger hätten das Bistum durch teilweise schwierige Zeiten gesteuert, durch die Zeit des Nationalsozialismus, durch die Zeit der deutschen Teilung und der Teilung Berlins und die Wiedervereinigung. Zwei seiner Vorgänger stehen heute zur Amtseinführung mit ihm am Altar: Joachim Kardinal Meisner, der Bistum von 1980 bis 1988 leitete, und Reiner Maria Kardinal Woelki, Erzbischof von Köln und sein Vorgänger in Berlin von 2011 bis 2014.

Feiges Kritik hallt nach

Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige hatte die Versetzung Kochs nach Berlin nach nur zwei Jahren in Dresden kritisiert. Es entstehe inzwischen der Eindruck, ostdeutsche Bistümer seien so etwas wie ein "Verschiebebahnhof" oder wie "Praktikumsstellen" für höhere Ämter, hatte Feige im Juni gesagt. Zur Amtseinführung war Feige wegen einer Firmung im Bistum Magdeburg verhindert. Dass es möglichst bald wieder einen Bischof für Dresden geben soll, wünschte sich auch Reinhard Kardinal Marx in seinem Grußwort.

Dem neuen Ortsbischof Heiner Koch sagte Marx zu, dass die Deutsche Bischofskonferenz ihre Präsenz in Berlin verstärken werde. Das sei angesichts der politischen Bedeutung als Hauptstadt nötig. Die Hauptstadt prägte auch die Amtseinführung. Bundestagspräsident Norbert Lammert war ebenso gekommen wie zahlreiche Botschafter, der Ministerpräsident von Brandenburg, Dietmar Woidke, und der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller.

Linktipp: Zwischen Hauptstadt und Provinz

Kirchlich gesehen gehört das "Hauptstadt"-Erzbistum Berlin nicht zu den wichtigsten Diözesen in Deutschland. Bis auf die Fäche liegt es eher im unteren Mittelfeld der deutschen Bistümer. Wir stellen die Wirkstätte von Erzbischof Heiner Koch vor.

Dank für die kirchliche Flüchtlingshilfe

Der Bürgermeister dankte den Berliner Kirchengemeinden für die Unterstützung bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise. Die Flüchtlinge waren auch Thema des Landesbischofs der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische-Oberlausitz (EKBO), Markus Dröge. "Das ist die Herausforderung: Ein freundliches Willkommen und eine Integration der Menschen, die zu uns kommen", sagte Dröge. Es sei gut, dass Berlin einen Erzbischof bekomme, der zuhören wolle. "Wir müssen auch auf die leisen Stimmen hören, nicht nur die lauten durchdringenden", so Dröge. Der brandenburgische Ministerpräsident Woidke sagte "Dank für gelebtes Christentum". Die Aufnahme obdachloser Flüchtlinge sei der erste Schritt zur Integration. "Die Kirchen leben der Gesellschaft vor, wie es gehen kann", so Woidke.

"Wir freuen uns, dass Sie da sind - und wir hoffen darauf, dass Sie lange da sind", erklärte der Vorsitzende des Diözesanrates, Wolfgang Klose, im Anschluss an den Gottesdienst. Mit Blick auf die Neugestaltung der Hedwigs-Kathedrale und die pastorale Neuordnung unter dem Titel "Wo Glauben Raum gewinnt" sagte Klose, er wünsche "bei allen Herausforderungen das richtige Maß und eine glückliche Hand, insbesondere bei der Gestaltung neuer Räume, seien sie aus  Stein oder pastoraler Natur".

Altbier für den neuen Bischof

Unter den Gästen waren aber nicht nur Politiker: Neben Katholiken aus dem Erzbistum Berlin und dem Bistum Dresden-Meißen waren auch Mitglieder der Schützenbruderschaft aus dem nordrhein-westfälischen Hövelhof gekommen, um bei der Amtseinführung ihres ehemaligen Bundespräses dabei zu sein. Auch die fremdsprachlichen Gemeinden waren vertreten. Aus den verschiedenen Gegenden des Erzbistums Berlin brachten Gläubige zudem Spezialitäten aus Vorpommern, Berlin und Brandenburg. Eine ganz besondere Spezialität kam aber aus der alten Heimat: Zwei Fässer Düsseldorfer Alt-Bier gab es beim anschließenden Empfang.

Von Markus Kremser