Der Himmel weint Laurentius-Tränen
Himmelsgucker und Hobby-Astronomen müssen diesmal tapfer sein: Zwar beschert der August regelmäßig den reichsten Sternschnuppenstrom des Jahres. Doch in diesem Jahr rechnen die Experten eher mit unterdurchschnittlichen Fallraten; zudem findet der Auftritt der sogenannten Perseiden unter ungünstigen Rahmenbedingungen statt.
Immer wenn die Erde die Bahn des Kometen Swift-Tuttle quert, stürzt eine große Menge Trümmer des Kometen in die Erdatmosphäre und verglüht. Niemals sonst im Jahresverlauf lässt sich eine so große Menge Sternschnuppen beobachten. Die Himmelsfunken scheinen aus dem Sternbild Perseus zu kommen, daher die Bezeichnung Perseiden. Im Volksmund werden sie auch als "Tränen des Laurentius" bezeichnet, weil sie um den Namenstag dieses populären Heiligen am 10. August zu sehen sind.
An Laurentius sind die meisten Sternschnuppen zu sehen
Das Maximum von knapp 100 Sternschnuppen pro Stunde erwarten die Experten für den 13. August - allerdings zwischen 4.00 und 17.00 Uhr und damit fast komplett in die Tagstunden. Die meiste Meteore können Himmelsbeobachter deshalb am Morgen des 13. August kurz vor Einsetzen der Morgendämmerung beobachten. Dabei stört jedoch das Licht des zunehmenden, fast vollen Mondes. "Wer sich dennoch zu einer Sternschnuppennacht unter freiem Himmel entschließt, sollte dieses mit realistischen (also bescheidenen) Erwartungen tun", heißt es im Internetportal leoniden.net.
Auch in den Nächten davor und danach werden Hunderte der meist millimeterkleinen Gesteinsbrocken mit 60 Kilometern pro Sekunde - das sind 216.000 Kilometer pro Stunde - in die Erdatmosphäre eintreten und in 80 bis 300 Kilometer Höhe durch Reibungshitze verglühen.
Die Zahl der Sternschnuppen ist nicht in jedem Jahr gleich: Das hängt damit zusammen, dass Swift-Tuttle nur rund alle 134 Jahre der Umlaufbahn der Erde besonders nahe kommt - zuletzt 1992 und das nächste Mal 2126. In Sonnennähe verliert ein Komet bei jedem Umlauf einen Teil seiner Materie. Die Überreste verteilen sich etwa so, als verlöre ein Lastwagen beim Fahren Sand von der Ladefläche.
Der Begriff "Laurentius-Tränen" leitet sich vom Märtyrer Laurentius her, der am 10. August 258 in Rom auf einem glühenden Rost zu Tode gefoltert worden sein soll. Dabei soll der Heilige einerseits Tränen über die Sünden seiner Mitmenschen vergossen haben. Andererseits berichtet die Legende von einem unter Qualen lachenden Märtyrer: Er soll dem Henker befohlen haben, ihn auf dem Feuer zu wenden, der Braten sei auf der einen Seite schon gar. Seitdem gilt Laurentius als Nothelfer für Brandverletzte und Fieberleidende sowie als Patron der Feuerwehrleute, Köche, Bäcker, Glasbläser und Köhler. Außerdem soll er vor den Qualen des Fegefeuers bewahren.
Ein Diakon in Rom
Realistischer sind Berichte, nach denen Laurentius als einer der sieben Diakone in Rom für die Finanzen und die Armenfürsorge zuständig war. Nachdem Kaiser Valerian von ihm vergeblich die Herausgabe von kirchlichen Gütern verlangt hatte, wurde er gefoltert und hingerichtet. Laurentius wurde zu einem der meistverehrten Heiligen. Über seinem Grab ließ 330 Kaiser Konstantin die Kirche S. Lorenzo fuori le mura errichten. In der Krypta ruhen seine Gebeine zusammen mit denen des Stephanus; die beiden gelten als die Erzmärtyrer.
Nach dem Sieg Kaiser Ottos I. über die Ungarn am Laurentiustag 955 verbreitete sich der Kult in Europa noch stärker. Das Haupt von Laurentius gilt als eine der kostbarsten Reliquien; es lag bis zum Ausgang des Mittelalters in Mönchengladbach, nun ruht es im Vatikan. Eine weitere Kopfreliquie wird in der Kathedrale in Dubrovnik aufbewahrt.
Der Laurentius-Tag erhielt darüber hinaus eine wichtige Bedeutung im Brauchtum. "Laurentiusbrot" wurde gesegnet und an Arme, oft auch an das Vieh, verteilt. "Laurenzilorbeer", die oft meterhohe, gelbblütige Goldrute, gilt als Heilmittel. Im Bauernkalender gilt Laurentius als der erste "Herbstbruder", der den Beginn des Anbaus der Feldfrüchte des Herbstes ankündigt. Dem Laurentiustag wurde auch Bedeutung für die Wettervorhersage zugemessen. "Laurentius im Sonnenschein, / wird der Herbst gesegnet sein", heißt es. Und: "Kommt Sankt Lorenz mit heißem Hauch / füllt er dem Winzer Fass und Bauch."