Seit 40 Jahren ist der Musiker erfolgreich in der Verkündigung

Detlev Jöcker – ein Sänger für den Glauben

Veröffentlicht am 07.05.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Musik

Bonn/Münster ‐ Seine Musik schallt seit Jahrzehnten durch die Kinderzimmer und findet sich sogar im Gotteslob. Detlev Jöcker will mit seinen Liedern auch den Glauben erklären. Katholisch.de hat ihn besucht.

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Mit über 13 Millionen Tonträgern ist er erfolgreicher als Udo Lindenberg. In drei Reihen hängen die Auszeichnungen für Kinderlieder-Star Detlev Jöcker in seinem Arbeitszimmer: Goldene Schallplatten, Platin-Schallplatten. Doch Starallüren sind ihm völlig fremd. Im Gegenteil. "Ich bin dem lieben Gott sehr dankbar, dass ich das erleben durfte", erklärt der gläubige Katholik während er vor seiner "Angeberwand" in seinem Studio in Münster steht. Welche große Rolle der Glauben für ihn spielt, zeigen die über 300 religiösen Kinderlieder, die er in seiner über 40-jährigen Karriere produziert hat.

Geprägt hat ihn dabei seine Zeit in einem katholischen Kindergarten, erzählt er. Die Ordensschwestern, die damals Erzieherinnen waren, sangen und beteten mit den Kindern. Und er sei schon als Kind sehr gerne in Kirchen gegangen. Damals hat ihn der Priester auf der Kanzel so sehr beeindruckt, dass er selbst einmal dort stehen wollte. "Da hatte ich wohl zum ersten Mal das Gefühl, etwas verkündigen zu wollen, weil es sinnvoll ist." Doch es kam anders: Jöcker hatte zwar durch Messdienerzeit und Pfadfindersein immer wieder mit Kirche zu tun. Und dann gab es eine Zeit, in der er sich auch entfernt hatte. Aber er kam wieder zurück. Über Umwege. Heute ist die Bühne seine Kanzel. Sein neustes Werk: ein Lied für den Katholikentag. Der Titel – wie könnte er auch anders sein – "Suche Frieden". Die Melodie ist unverkennbar Jöcker.

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Video: © katholisch.de

Detlev Jöcker stellt das Mottolied für den Katholikentag 2018 in seiner Heimatstadt Münster vor.

Als gebürtiger Münsteraner ist Detlev Jöcker dieser persönliche Beitrag zum Katholikentag ein besonderes Anliegen. Der Text stammt von der Berliner Schriftstellerin Christine Fehèr. Etwa zwei Wochen saß Jöcker an der Vertonung – und die ist durchdacht. "Das Lied muss eine Architektur haben", erklärt der Mann mit der samtweichen Singstimme. Lebendig sollte das Lied wirken, die Friedenssuche abbilden, die bei jedem Christen selbst beginnt. In dieser Ernsthaftigkeit von Text und Melodie ist es kein typisches "Jöcker-Kinderlied".

Typisch Jöcker ist sein jüngstes, 2017 veröffentlichtes Album "Vaterunser Hits". Mit Liedern wie "Gottes Reich ist mitten unter uns" will er musikalisch den Glauben vermitteln. Eine Mission, die ihn bereits seit Beginn seiner Karriere prägt. Im Alter von 22 Jahren trat Jöcker 1975 der Musikgruppe des bekannten Neues-Geistliches-Lied-Komponisten Peter "Piet" Janssens bei. Eine Zeit, die den jungen Musiker in seinem Glauben bestärkt und beeinflusst: Vier Jahre später veröffentlicht er mit der von ihm gegründeten Gruppe "Menschenkinder" mit "Ich hab ein Lied gemacht" seine erste eigene religiöse Schallplatte.

Es folgt "Und sie fingen an, fröhlich zu sein" ein Singspiel zum Gleichnis des verlorenen Sohns. Der erste große Erfolg ist für Jöcker aber das 1985 veröffentlichte Werk "1, 2, 3 im Sauseschritt". Über 650.000 Mal ist der Tonträger verkauft worden. Und so beginnt die große Karriere des Liedermachers. Neun goldene und sieben Platinauszeichnungen bekam Jöcker für seine millionenfach verkauften Tonträger. Der bisherige Karrierehöhepunkt war für ihn jedoch keine Auszeichnung, sondern eine persönliche Einladung von Papst Franziskus.

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Detlev Jöcker komponiert Kinderlieder und ist begeisterter Musiker.

Im Januar 2017 durfte Jöcker den Papst dann treffen. "Ich habe ihm damals eine CD mit den Vaterunser Hits gegeben. Er hat sich sehr gefreut und mit Gottes Segen für meine Arbeit gewünscht", erzählt Jöcker mit strahlenden Augen. Es war eine Begegnung, die ihn heute noch berührt und tief inspiriert hat. So erfolgreich der Kinderstar ist, so demütig und dankbar wirkt er für das, was er erreicht hat und erleben durfte. Eine wichtige Säule neben seinem Glauben ist dabei seine Familie. Die ist nämlich der eigentliche Grund und Ursprung seiner Inspiration.

Früher waren es noch seine Kinder, denen er in seinen Liedern etwas erklären wollte, heute sind es für den 66-Jährigen mittlerweile die Enkelkinder. "Musik dringt viel tiefer als Sprache. Gerade Gebete gelangen so ohne Umweg direkt ins Herz der Kinder", so Jöcker. Auch nach Jahrzehnten gehen dem Liedermacher nie die Ideen und die Lust am Komponieren aus. Wer Detlev Jöcker nun lediglich mit fröhlich-erklärenden Kindermitmachliedern in Verbindung bringt, verkennt ihn. Er weiß um die Verantwortung seiner Reichweite – und scheut sich nicht auch entsprechende Themen anzugehen. Sein Lied "Hallo Opa" handelt etwa vom Tod eines geliebten Menschen – in Kinderworte gefasst.

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Mit einem besonderen Lied hat der Kinderlieder-Komponist seine Bestürzung über die Amokfahrt im April in Münster verarbeitet. Es hat ein Lied geschrieben, das Mut machen soll.

Aber auch aktuelle Themen greift der Musiker auf. Nach der Amokfahrt im April in seiner Heimatstadt Münster, bei der drei Menschen getötet wurden, setzte er sich ans Klavier: "Bei der Ängstlichkeit, die sich breit macht – und das ist ja eine gefährliche Krankheit – wollte ich Hoffnung und Zuversicht geben. Die brauchen wir. Wir müssen immer wieder aufstehen und den Weg der uns möglichen Liebe weitergehen." Es entstand ein Lied, das Gänsehaut verspricht. Auf dem Katholikentag wird es uraufgeführt.

Detlev Jöcker ist jemand, der seine Musik liebt und lebt. Mal tanzend auf der Bühne inmitten von Kindern, mal ruhig und allein vor dem Klavier. Einer, der ihn dabei immer begleitet, ist Gott. Mal mehr, mal weniger. "Das Schlimmste ist, wenn Gott mal nichts sagt. Aber das gehört auch zu ihm. Für mich gab es auch Situationen, in denen mir das Vertrauen zu ihm gefehlt hat." Dieses Zweifeln gehört für Jöcker dazu. Da ist er nämlich – trotz großer Erfolge – auch "nur Mensch".

Von Julia Martin

Detlev Jöcker bei katholisch.de

Wer Detlev Jöcker in Münster auf dem Katholikentag live erleben möchte, kann dies am katholisch.de Stand tun. Der Musiker besucht uns am Freitag, 11. Mai, um 12.30 Uhr. Der katholisch.de-Stand befindet sich an der Ecke Rothenburg/Pferdegasse.