Deutsche Bischöfe würdigen "Donum Vitae"
Im Streit um die Schwangerenberatung der katholischen Kirche gibt es nach Jahrzehnten eine entscheidende Annäherung. Die Deutsche Bischofskonferenz hat erstmals offiziell gewürdigt, dass sich auch der Verein Donum Vitae für den Schutz des Lebens einsetzt und Erfolge in der Konfliktberatung erzielt. Zugleich ermöglichen die Bischöfe früheren Mitarbeitern der Organisation die bisher untersagte Übernahme in katholische Beratungsstellen. Weil der Verein den Beratungsschein ausstellt, der nach deutschem Recht für eine Abtreibung erforderlich ist, ist er kirchlich nicht anerkannt.
Die Neuerungen gehen aus einem Schreiben von Kardinal Reinhard Marx an das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hervor, das der KNA in Auszügen vorliegt. ZdK-Präsident Thomas Sternberg begrüßte die Entscheidung in einem Brief an die Mitglieder als "wichtige Klärung" und "qualitativen Sprung". Dies könne "manche Wunden heilen". Der Vorgang war dem Vernehmen nach zuvor Thema bei einem turnusmäßigen Treffen der Diözesanbischöfe Anfang der Woche in Würzburg, dem sogenannten Ständigen Rat.
Bisher ausgeschlossene Mitarbeit wird ermöglicht
In dem Schreiben des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz an Sternberg heißt es: "Es besteht kein Zweifel, dass das Ziel von Donum Vitae ebenso wie das der bischöflich verantworteten Schwangerenberatung der Schutz des ungeborenen Menschen ist. Ich stelle fest, dass es über die Jahre hinweg auch vielen Beraterinnen von Donum Vitae gelungen ist, zahlreichen Frauen bzw. Eltern Mut zu machen für ein Leben mit dem Kind, und dafür bestmögliche Hilfestellungen zu bieten. Dafür dürfen wir gemeinsam dankbar sein."
Mit Blick auf kirchliche Arbeitsverhältnisse schreibt Marx weiter: "Deshalb halte ich es für selbstverständlich, dass Personen, die in einer Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle des Donum Vitae e.V. gearbeitet haben, in bischöflich anerkannten Schwangerenberatungsstellen beschäftigt werden können (...)."
Linktipp: Pro und Contra: Keine Beratungsscheine von der Kirche?
Seit 20 Jahren stellen kirchliche Schwangerenberatungsstellen keine entsprechenden Papiere mehr aus. Redakteur Kilian Martin findet das richtig. Thomas Jansen plädiert dafür, die Entscheidung zu überdenken. Ein Pro und Contra.Durch einen sogenannten Abgrenzungsbeschluss von 2006 war dies bisher nicht möglich. Die Bischöfe untersagten kirchlichen Angestellten die Mitarbeit bei dem bürgerlichen Verein, den prominente Katholiken gegründet hatten. Bei Donum Vitae handele es sich um eine Vereinigung außerhalb der katholischen Kirche, hieß es damals. Vor gut drei Jahren erklärte Marx aber auch, dass Mitarbeiter von Donum Vitae nicht aus der Kirche ausgegrenzt werden dürften.
Freude bei Donum Vitae
Bei Donum Vitae freut man sich über die Entwicklung. "Ich bin froh und dankbar, dass der Vorsitzende des ZdK, Thomas Sternberg, an dem Thema drangeblieben ist und auch die anderen Mitglieder des ZdK, die uns unterstützt haben", sagte Bundesvorsitzende Rita Waschbüsch am Mittwochnachmittag gegenüber katholisch.de. Auch dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz Marx wolle man danken. Sie betonte allerdings, dass der Abgrenzungsbeschluss ohnehin nie gemeint habe, dass die bei Donum Vitae engagierten Menschen außerhalb der Kirche stehen. Nur der Verein sei damals zu einer Vereinigung außerhalb der katholischen Kirche erklärt worden.
Der Verein wurde 1999 gegründet im Zuge des Ausstiegs der katholischen deutschen Bischöfe aus der gesetzlichen Schwangerenkonfliktberatung mit Ausstellung des Beratungsscheins. Vor 20 Jahren hatte der damalige Papst Johannes Paul II. die Bischöfe aufgerufen, in kirchlichen Einrichtungen keine Beratungsscheine mehr ausstellen zu lassen. Durch diesen Schein sah der Papst das Zeugnis der Kirche für den Lebensschutz verdunkelt. Anders als kirchliche Einrichtungen stellt Donum Vitae nach einer Beratung das Papier jedoch auf Wunsch aus. (luk/KNA)
24. Januar 2018, 17:33 Uhr: Ergänzt um Donum-Vitae-Stellungnahme