Gabriel und von Boeselager unterzeichnen Abkommen

Deutschland und Malteserorden stärken Beziehungen

Veröffentlicht am 15.11.2017 um 15:25 Uhr – Lesedauer: 
Diplomatie

Rom ‐ Deutschland setzt sich für Flüchtlinge ein wie kaum ein anderer Staat. Und auch der Malteserorden sieht darin eines seiner Kerngeschäfte. Nun folgt für beide ein logischer Schritt.

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Die Bundesrepublik und der Malteserorden haben am Mittwoch in Rom offiziell diplomatische Beziehungen aufgenommen, um ihre Beziehungen zu intensivieren. Am Sitz des Malteserordens auf dem Aventin-Hügel in Rom unterzeichneten Außenminister Sigmar Gabriel und Großkanzler Albrecht von Boeselager ein entsprechendes Abkommen.

Es solle vor allem die ohnehin gute Zusammenarbeit zwischen Deutschland und dem Orden "in der so wichtigen, konkreten Arbeit mit Flüchtlingen und Migranten" stärken, erklärte von Boeselager. So habe allein 2015 jeder dritte Flüchtling in Deutschland auf irgendeine Weise mit Mitarbeitern der Malteser zu tun gehabt. Zur Bewältigung der Flüchtlingskrise in Europa arbeiten Deutschland und der Souveräne Orden, der ein eigenständiges Völkerrechtssubjekt ist, schon lange eng zusammen.

Deutschland einer der wichtigsten Unterstützer

Insbesondere für die Arbeit in internationalen Krisengebieten sei die diplomatische Beziehung mit der Bundesrepublik wichtig, weil Deutschland einer der wichtigsten Unterstützer des Ordens sei, erläuterte von Boeselager. Auf die Arbeit der bekanntesten Einrichtung des Ordens in Deutschland, den Malteser-Hilfsdienst (MHD), werde der neue Status jedoch keine konkreten Auswirkungen haben.

Außenminister Gabriel sieht in dem neuen Beziehungsstatus auch ein Symbol und eine Würdigung für die bisher geleistete Arbeit. Diese müsse angesichts großer Herausforderungen verstärkt werden; Deutschland sei einer der größten finanziellen Unterstützer des Ordens. Er selbst habe nicht nur als Kind erlebt, wie Familien in seiner Heimatstadt von Maltesern geholfen wurde. Auch bei seinen Reisen als Minister sei er "an den dunkelsten Orten dieser Welt" auf Malteser getroffen, die Menschen in Not helfen.

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Deutschland ist der 107. Staat, mit dem der Malteserorden diplomatische Beziehungen unterhält; schon bisher hatte er einen Vertreter in Berlin. Mit Österreich bestehen bereits seit 1957 diplomatische Beziehungen, mit der Schweiz - wie auch etwa mit den USA - hingegen keine. Die Vertretung Berlins beim Malteserorden wird aller Voraussicht nach die Vatikanbotschaft übernehmen.

Medizinische und soziale Projekte aus christlicher Nächstenliebe

Von den weltweit insgesamt 80.000 Freiwilligen des Ordens sind nach Aussage einer Ordenssprecherin allein 50.000 in Deutschland - oder von dort aus in Krisengebieten - aktiv, etwa im Nahen Osten oder in Afrika. Die internationale Hilfsorganisation des Ordens, Malteser International, hat ihren Sitz ebenfalls in Deutschland.

Neben diplomatischen und anderen Beziehungen mit Staaten besitzt der Malteserorden Ständige Vertreter bei den Vereinten Nationen, der EU und weiteren internationalen Organisationen. Als seine Aufgabe nennt er medizinische und soziale Projekte aus dem Geist christlicher Nächstenliebe. Der Orden verfügt über Milliardenbesitz und ist weltweit in der Entwicklungshilfe aktiv. In Deutschland gründeten der deutsche Zweig des Malteserordens und der Deutsche Caritasverband 1953 den Malteser-Hilfsdienst als katholische Sanitäts- und Katastrophenschutz-Organisation. (KNA)