Das Gotteshaus wurde zuerst in der Slowakei aufgebaut

Die neue Kirche kam in drei Containern

Veröffentlicht am 24.06.2017 um 14:45 Uhr – Lesedauer: 
Diaspora

Bonn ‐ Diese Holzkirche hat einen weiten Weg hinter sich: In der Slowakei gebaut, wurde sie in Einzelteilen nach Island gebracht. Doch so untypisch, wie das Gotteshaus ist, passt es gut in seine neue Gemeinde.

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Die katholische Kirche Islands hat eine besondere Beziehung zu den Ländern Osteuropas. Einwanderer etwa aus dem katholischen Polen machen einen großen Teil der kleinen aber wachsenden Katholikenschar aus. Seit der vergangenen Woche ist die nordisch-östliche Verbindung um einen weiteren Brückenschlag reicher: Im ostisländischen Örtchen Reydarfjördur wurde eine in der Slowakei vorgefertigte Kirche geweiht.

Das neue Gotteshaus ist dabei nicht die erste slowakische Spur in Islands Kirche. Seit 2015 leitet der in der damaligen Tschechoslowakei geborene David Tencer das Bistum Reykjavik. Er gehört dem Kapuzinerorden an, der seit 2007 auch mit einem kleinen Konvent in Reydarfjördur vertreten ist. Ein Drittel aller Ordenspriester auf Island – drei an der Zahl – leben im dortigen Kapuzinerkloster.

Bischof David Tencer feiert den Festgottesdienst der neuen Kirche.
Bild: ©Kapuzinerkloster Reydarfjördur

Bischof David Tencer feiert den Festgottesdienst der neuen Kirche. Auch im Innenraum ist alles aus Holz gefertigt; selbst Altar, Leuchter und Tabernakel.

"Es ist wie ein großes Puzzle", erklärte einer der Brüder, Petur Kovacik, den Kirchenbau gegenüber der Webseite "Iceland Monitor". Denn das kreuzförmige Gebäude in Blockhaus-Bauart wurde zuvor in der Slowakei gebaut, in Einzelteilen in drei Containern nach Island geliefert und dort schließlich wieder zusammengesetzt. Das macht es gleich in mehrfacher Hinsicht besonders: Gebäude dieser Art sind für das karg bewachsene und waldarme Island gänzlich untypisch. Das Zusammenspiel zwischen der ungewohnten Architektur und der schroffen isländischen Landschaft macht das kleine Gotteshaus insgesamt außergewöhnlich.

Etwa vier Prozent sind katholisch - das ist viel

Damit passt es eigentlich besonders gut zur Isländischen Kirche. Seit nicht ganz fünf Jahrzehnten besteht das eigenständige Bistum Reykjavik. Heute gehören ihm laut Päpstlichem Jahrbuch gut 12.000 Katholiken an, was knapp unter vier Prozent der Bevölkerung entspricht. Im skandinavischen Vergleich ist das ein Spitzenwert: In keinem anderen der nordischen Staaten leben anteilsmäßig so viele Katholiken.

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Betreut werden die Gläubigen von einer Hand voll Welt- und Ordenspriester und einigen Ordensschwestern. Damit würde der Diözesanklerus mitsamt allen Angehörigen des geweihten Lebens bequem in einem Reisebus Platz finden. "Die katholische Gemeinde ist nicht sehr groß und darin liegt ihr Charme", sagt Bischof David Tencer über seine kleine Herde. Gegenüber "The Slovak Spectator" stellte er einen geradezu pastoralen Vorteil der Überschaubarkeit heraus: "Ich kenne viele Kirchenmitglieder persönlich." Und dennoch: Mit gerade einmal 25 Sitzplätzen war die Klosterkapelle von Reydarfjördur zu klein geworden, denn die Kirche wächst; und das rasant. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Katholiken verdoppelt.

Doch das Bistum Reykjavik bleibt Diasporadiözese mit typischen Problemen. Dazu zählt etwa die Abhängigkeit von ausländischen Geldmitteln. So wurde auch der Bau der neuen Holzkirche nicht allein durch einheimische Mittel gedeckt. "Nach Gesprächen mit dem Bischof haben wir über die slowakische katholische Kirche etwas nachgeholfen", erklärte kein geringerer als der Premierminister der Slowakei, Robert Fico, gegenüber dem "Spectator". Neben Fico hatten auch dessen Außen- und Finanzminister an der Kirchweihzeremonie teilgenommen. Nach einem Gespräch mit der isländischen Regierung am Tag zuvor hatten die drei einen guten Grund, noch einen Tag länger zu bleiben, so der Premier. Schließlich wurden sie so nicht nur Zeugen, sondern irgendwie auch Mitwirkende an der neuesten Attraktion der kleinen großen Kirche von Island.

Von Kilian Martin
Hoher Besuch zur Kircheweihe: Reykjaviks Bischof David Tencer im Gespräch mit dem slowakischen Premierminister Robert Fico.
Bild: ©Kapuzinerkloster Reydarfjördur

Hoher Besuch zur Kircheweihe: Reykjaviks Bischof David Tencer im Gespräch mit dem slowakischen Premierminister Robert Fico.