"Die Welt scheint aus den Fugen geraten!"
"Wer könnte heute – nach all den Eilmeldungen dieser Woche, ohne auf die Ereignisse in Nizza, Orlando, Würzburg und München zu schauen – einen Gottesdienst beginnen?", fragte Bode in seiner Predigt zum Ökumenischen Gottesdienst anlässlich des 60. Jubiläums der Telefonseelsorge in Deutschland. "Die Ängste und Unsicherheiten wachsen!" In dieser Situation sei es umso notwendiger, die Nöte und Ängste der Menschen zu hören, sagte Bode.
Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, erklärte am Samstagmittag, er sei von tiefer Trauer erfüllt. "Meine Gebete sind bei den Opfern und ihren Angehörigen", bekundete Marx laut einer Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz, deren Vorsitzender er ist. "Fast täglich werden wir Zeugen einer beispiellosen Entfesselung der Gewalt und des Hasses." Es sei daher nun umso wichtiger, "Zeichen der Hoffnung, des Friedens und des Zusammenhalts" zu setzen. Der Kardinal werde am Sonntagabend bei einem Gottesdienst im Münchner Liebfrauendom besonders für die Opfer und ihre Angehörigen beten. Die weiteren Innenstadtkirchen und alle Pfarrkirchen des Erzbistums würden ebenfalls für die Toten und Betroffenen beten.
Notfallseelsorger stehen zum Gespräch bereit
Insgesamt zehn Notfallseelsorger der Erzdiözese München und Freising sowie der benachbarten Diözese Augsburg sind seit Freitagabend im Einsatz, heißt es in der Mitteilung weiter. Am Samstagnachmittag würden diese in den Räumen der Pfarrei St. Martin in München-Moosach, unweit des Tatorts, Gesprächsmöglichkeiten für Mitarbeiter der Geschäfte des Einkaufszentrums anbieten. Daran beteilige sich auch das Kriseninterventionsteam des Arbeiter-Samariter-Bundes. In der Kirche St. Michael in der Münchner Innenstadt bestünden am Samstagnachmittag zwischen 15 und 19 Uhr ebenfalls seelsorgliche Gesprächsangebote.
Benedikt XVI. betet für Todesopfer
Auch Benedikt XVI. trauert um die Opfer der Gewalttat von München. Der emeritierte Papst bete für "die unschuldigen Opfer und drückt den Angehörigen sein Beileid und seine Nähe aus", zitieren italienische Medien am Samstag Erzbischof Georg Gänswein, den Privatsekretär von Benedikt XVI. Der damalige Joseph Ratzinger war von 1977 bis 1982 Erzbischof der bayerischen Hauptstadt.
Wir beten für München
Katholisch.de lädt zum Gebet für die Toten, Verletzten und Betroffenen in München ein"Die Nachrichten machen mir Angst", bekundete der Berliner Weihbischof Matthias Heinrich im "radio berlin 88.8" am Samstagmorgen. "Ich habe Angst, denn niemand kann mir garantieren, dass sich so etwas nicht erneut wiederholen kann." Heinrich fühle sich verunsichert und ratlos. Die Angst dürfe in dieser Situation jedoch nicht die Handlungen bestimmen. Vielmehr sollten die Menschen Hoffnung haben. Der Weihbischof verwies darauf, dass er in den Sozialen Netzwerken verschiedene Hoffnungszeichen wahrgenommen hätte: Menschen hätten sich gegenseitig erkundigt, ob sie in Sicherheit sind. "Und dann wurden die Angst, das Bangen, aber auch die Wut und Empörung mehr und mehr überlagert von dem Motto 'Pray for Munich', 'wir beten für München'."
Heinrich: Beten ist das Beste, was man jetzt tun kann
Heinrich zeigte sich überzeugt, dass Beten hilft. Das Gebet sei "Ausdruck der Solidarität, Ausdruck des Füreinander und Miteinander, wo Aktivismus nichts hilft". Im Gebet würden auch die Trauer um die Opfer, das Mitgefühl für die Angehörigen und der Dank für die Helfer zum Ausdruck gebracht. Für München zu beten, ist laut Heinrich das Beste, was in dieser Situation zu tun ist: "Damit die Angst nicht gewinnt, denn Terror ist nichts anderes als das lateinische Wort für Angst. Terroristen wollen, dass Angst unser Handeln bestimmt. So lange unsere Hoffnung größer, unsere Solidarität stärker und unsere Gebete fester sind, haben sie nicht gewonnen."
Noch am späten Freitagabend meldete sich der Münchner Weihbischof Wolfgang Bischof bei Facebook zu Wort. Er erklärte sich in seinem Post im Gebet verbunden mit den Verletzten und Traumatisierten. "Den Angehörigen der Getöteten meine aufrichtige Anteilnahme und die Zusage meines Gebetes für die Toten." Den Einsatzkräften drückte Bischof, der auch Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für die Polizeiseelsorge ist, seinen "höchsten Respekt und Dank" aus.
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Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick bekundete ebenfalls noch in der Nacht auf Samstag seine Anteilnahme. Schick, der sich derzeit in Vorbereitung zum Krakauer Weltjugendtag in Polen aufhält, schrieb auf Twitter: "Auch in Stettin denken die Teilnehmer an der Vorwoche zum Weltjugendtag an die Opfer in München und beten: Herr, gib Frieden in unserer Zeit."
US-Bischöfe bekunden ihre Anteilnahme
Der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Erzbischof Joseph Kurtz, brachte am Freitag ebenfalls seine Anteilnahme zum Ausdruck. In einem auf Twitter verbreiteten Statement heißt es: "Unsere Herzen wenden sich den Menschen in München zu." Die US-Bischöfe beteten um Trost für die Leidenden und Heilung für die Verletzten. Gegen die Entschlossenheit, christliche Liebe walten zu lassen, könnten die Kräfte von Hass und Spaltung nicht bestehen. "Lasst uns Stärkung aus dem Mut der Opfer und Einsatzkräfte ziehen, sodass wir auf dem Weg des Friedens weitergehen und Gewalt und alles, was uns trennen will, von uns weisen."
Der Generalsekretär und Pressesprecher der Französischen Bischofskonferenz, Olivier Ribadeau Dumas, zeigte sich am Samstagmorgen ebenfalls solidarisch. "Wir weigern uns, uns an Todesopfer und blinde Gewalt zu gewöhnen", schrieb er auf Twitter. "Wir beten für die Opfer und ihre Angehörigen." Der Friede werde siegen, so Ribadeau Dumas.
Ebenfalls auf Facebook reagierte der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm auf den Anschlag von München. "Hinter uns liegen Stunden des Erschreckens und der Verunsicherung", schrieb der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland am Samstagvormittag. Er sei vor allem von der Trauer um die zehn getöteten Menschen bewegt. Er bete für die Angehörigen und die Verletzten, so Bedford-Strohm. "Und ich bete dafür, dass sich unter uns nicht Angst ausbreitet, sondern die Zuversicht wieder Fuß fassen kann." Er sei dankbar für Zeichen der Zuversicht und des Zusammenstehens. Bedford-Strohm selbst habe am Freitagabend in seinem Büro in der Münchner Innenstadt "festgesessen" und dabei "viele Zeichen der Anteilnahme aus aller Welt bekommen". Der Landesbischof drückte in seiner Mitteilung auch große Dankbarkeit für den Einsatz der Polizei aus.
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Bundespräsident Joachim Gauck reagierte noch in der Nacht auf Samstag mit einer kurzen Stellungnahme auf das Geschehen in München. "Der mörderische Angriff in München entsetzt mich zutiefst." In Gedanken sei er bei allen Opfern und bei allen, die um einen geliebten Menschen trauerten oder fürchteten. Er fühle sich "allen verbunden, die im Einsatz sind, um Menschen zu schützen und Leben zu retten", sagte das Staatsoberhaupt.
Juden und Muslime loben Arbeit der Einsatzkräfte
Die Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, zeigte sich am Freitagabend "fassungslos". Ihre Gedanken würden den Hinterbliebenen der Ermordeten, den Verletzten und ihren Familien gelten. Zugleich dankte sie der Polizei und allen Sicherheits- und Hilfskräften, "die schnell, besonnen und hervorragend reagiert haben". Sie hoffe, dass die Täter bald gefasst würden. Nach der Phase des Schocks und des Entsetzens heiße es aber, sich darauf zu besinnen, "wo unsere Stärken sind und was wir jetzt tun können und müssen, um unsere Art zu leben zu bewahren", so Knobloch. Zugleich seien all jene zu bekämpfen, "die unsere Werte hassen und die unsere Freiheit und unsere Demokratie zerstören wollen".
"Wir sind erschüttert und schockiert über das Massaker, dass gestern Abend in München von einem 18-Jährigen angerichtet wurde", sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, laut einer Mitteilung vom Samstag. "Wir trauern mit den Hinterbliebenen um die neun Toten und beten zu Gott, dass die Verletzten schnellstmöglich genesen." Der Muslime-Zentralrat sei dankbar für die Arbeit der Einsatzkräfte in der Nacht. Ebenfalls bedankte sich Mazyek bei "den Moscheen und Kirchen, die ihre Türen die ganze Nacht über offen hielten, um Schutzsuchenden einen sicheren Ort zu verschaffen." Es sei in dieser Situation "wichtiger denn je, eine Einheit zu bilden und sich gegenseitig in der Gemeinschaft zu unterstützen." Die Münchner Bürger hätten dies in der Nacht auf Samstag in großartiger Weise vorgemach, so Mazyek. (Mit Material von dpa und KNA)
23.07., 13:10 Uhr: Ergänzt um das Statement von Kardinal Marx
23.07., 13:20 Uhr: Ergänzt um das Statement von Mazyek
23.07., 13:55 Uhr: Ergänzt um den Tweet von Ribadeau Dumas
23.07., 14:23 Uhr: Ergänzt um die Meldung zu Benedikt XVI.