Die Zukunft des Klosters Neuzelle ist entschieden
Die Mönche von Stift Heiligenkreuz haben in ihrer heutigen Kapitelsitzung entschieden, das Kloster Neuzelle in Brandenburg wieder zu besiedeln. Die Zisterzienser nehmen damit eine Einladung des Görlitzer Bischofs Wolfgang Ipolt an. "Ich freue mich für unser Bistum und ganz Ostdeutschland", sagt Ipolt katholisch.de. Abt Maximilian habe ihm mitgeteilt, dass die Mönche sich mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen hätten, die Wiederbesiedlung des Klosters Neuzelle zu wagen.
Es gebe allerdings noch keinen konkreten Zeitplan für die Neuerrichtung des Zisterzienserklosters, so der Bischof. Die Gründung des neuen Konvents sei jedoch für 2018, dem 750-jährigen Gründungsjubiläum des Stifts Neuzelle, geplant. Die Wiedergründung sei "ein Zeichen des Aufbruchs für unser Bistum Görlitz und die ganze Region", sagte Ipolt.
Mehrere Gründe sprachen für Neuzelle
Laut dem Heiligenkreuzer Abt Maximilian Heim hätten sich die Zisterzienser aus mehreren Gründen für Neuzelle entschieden: "Es ist ein Ort, an dem die fast 750- jährige zisterziensische Architektur und Kultivierung des Landes noch heute sichtbar ist. Die Kernzelle dieser reichen Geschichte ist die Stiftskirche, in der – trotz gesellschaftlicher und politischer Umbrüche – das Gotteslob nie verstummte." Aus dieser Kraft der Gottesbegegnung hätten Mönche in der Vergangenheit in der ganzen Region segensreich gewirkt.
Wenn nach einer 200-jährigen Unterbrechung hier eine Wiederbesiedelung in Angriff genommen werde, sei das ein Hoffnungszeichen für viele suchende Menschen an einem Ort, der als Grenzregion Ost und West, Nord und Süd miteinander verbinde, so Heim. Der Kontakt zu den polnischen Nachbarn und die alten schlesischen Wurzeln könnten zeigen, dass der christliche Glaube verbinde und nicht trenne. "Es ist also die rechte Zeit, ein Kairos zum 750-Jahr-Jubiläum von Neuzelle, diese Wiederbesiedelung zu wagen", sagte der Abt. Dazu brauche es noch viele vorbereitende Gespräche und weitere Klärungen. Er bitte um Wohlwollen, Unterstützung und Gebet für die Pläne.
Ab heute würden die Vorbereitungen für den Neuanfang des klösterlichen Lebens in Neuzelle beginnen, teilte Zisterzienserpater Paul Chavanne mit. Dieser Weg solle mit der feierlichen kirchenrechtlichen Errichtung eines Priorates 2018 abgeschlossen sein. Acht Mönche würden das Klosterleben in Neuzelle aufnehmen, dort das Chorgebet und die Liturgie feiern, in der Pfarr- und Wallfahrtsseelsorge wirken sowie geistliche Angebote ermöglichen und Gäste empfangen.
Die Pläne für eine Wiederbesiedlung des Klosters waren im Juli bekannt geworden. Eine Gruppe von Mönchen hatte im Sommer bereits Neuzelle besucht, um die Möglichkeiten für eine Klostergründung zu erkunden.
Die Geschichte des Klosters Neuzelle
Gestiftet wurde das Kloster Neuzelle 1268 von Markgraf Heinrich dem Erlauchten aus dem Haus Wettin. Es war eine Ausgründung des Mutterklosters Altzella in Sachsen; ein Konvent in Neuzelle bestand seit 1281. Während der Hussitenkriege zerstörte eine Heeresgruppe das Kloster und ermordete fast alle Mönche, die seither als "Märtyrer von Neuzelle" verehrt werden. Als einziges Kloster in der Niederlausitz überstand Neuzelle die Reformationszeit, im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) wurde die Klosteranlage jedoch schwer beschädigt.
1817 wurde das Kloster durch König Friedrich Wilhelm III. säkularisiert. Der Besitz des Klosters ging an das staatlich verwaltete Stift Neuzelle über, das 1955 aufgelöst und 1996 als öffentlich-rechtliche Stiftung des Landes Brandenburg wiedergegründet wurde. Seit 1993 wird die in großen Teilen erhaltene barocke Klosteranlage saniert. 2004 wurden der Klostergarten und die Orangerie nach aufwändiger Rekonstruktion wiedereröffnet. Bekannt ist Neuzelle vor allem für die aus dem 18. Jahrhundert stammenden Neuzeller Passionsdarstellungen vom Heiligen Grab.