Kardinal Timothy Dolan kritisiert Aussagen des US-Präsidentschaftskandidaten zur Einwanderungspolitik

Donald Trump erntet Kardinal-Kritik

Veröffentlicht am 03.08.2015 um 17:15 Uhr – Von Kilian Martin – Lesedauer: 
USA

Bonn ‐ Er will alle illegalen Einwanderer ausweisen und die Grenze mit einer Mauer schützen: Der US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump zieht damit viel Kritik auf sich. Auch der New Yorker Kardinal Timothy Dolan hat sich nun zu Wort gemeldet.

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In seinem Beitrag griff Dolan auf seine Erfahrungen als Hochschullehrer zurück. Damals habe er Studenten auch das "hässliche Phänomen namens Nativismus" nahebringen müssen. Eine Kernthese dieser Bewegung sei, dass von Einwanderern grundsätzlich eine Gefahr für die eigene Bevölkerung ausgehe.

"Nach den Nativisten täten diese Entarteten nichts anderes, als die saubere, tugendhafte und aufrechte Bürgerschaft gottesfürchtiger, wahrer Amerikaner zu verderben", schreibt Dolan in seinem Gastbeitrag. Die Bewegung entstand im 19. Jahrhundert und habe laut Dolan eine Blüte in den 1920er Jahren im rassistischen Ku-Klux-Klan erlebt.

Eine Mauer soll vor Einwanderern schützen

Der Unternehmer Donald Trump bewirbt sich derzeit um die Nominierung als Kandidat der Republikanischen Partei für die Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr. Trump hatte zuletzt mit seinen Wahlversprechen zur Einwanderungspolitik für Aufsehen gesorgt. So hatte er im Zusammenhang mit illegalen Einwanderern aus Mexiko von "Kriminellen und Vergewaltigern" gesprochen und die Abschiebung aller illegalen Einwanderer gefordert. Im Falle seiner Wahl zum US-Präsident will der Immobilien-Tycoon Trump die südliche Landgrenze der USA zu Mexiko durch eine Mauer befestigen.

Vor dem Hintergrund dieser Äußerungen stellt Dolan fest, dass der Nativismus "lebendig, gesund und offensichtlich beliebt" sei. Hinsichtlich der Wahl im November 2016 wolle er keine Wahlempfehlung abgeben. "Doch als Katholik nehme ich die Lehre der Bibel ernst, wonach wir den Fremden willkommen heißen sollen; eines der am häufigsten wiederholten moralischen Gebote sowohl im Alten, als auch im Neuen Testament."

Laut Dolen sähen die Nativisten Einwanderer als "ungewaschene, ungelehrte, lästige Brut, als Kriminelle und Außenseiter, die das 'reine Amerika' bedrohen und alles Ordentliche in den Vereinigten Staaten vergiften". Der Kardinal warb dafür, Migranten stattdessen als "Geschenk für die Nation" anzunehmen. "Sie willkommen zu heißen ist tugendhaft, patriotisch und nützlich für die wirtschaftliche und kulturelle Zukunft unseres Landes".

Dolan bemerkte außerdem, dass die amerikanischen Ureinwohner die einzigen Bürger der USA seien, deren Vorfahren keine Einwanderer waren: "Wir alle hier sind die Nachkommen von Neuankömmlingen." Dolan ist selbst irischer Abstammung. Die Mutter Donald Trumps war aus Schottland eingewandert. Seine Großeltern väterlicherseits, Friedrich Drumpf und Elisabeth Christ, wanderten Ende des 19. Jahrhunderts aus der Pfalz in USA aus.

Kritik aus konservativ-republikanischen Kreisen

Zum Schluss seines Beitrags erinnerte Kardinal Dolan an seinen Vorgänger im Amt des Erzbischofs von New York, John Joseph Hughes. Dieser habe sich im 19. Jahrhundert schützend vor die Gläubigen gestellt, die aus Irland eingewandert waren. Der US-Dichter Walt Whitman habe ihn damals dafür scharf kritisiert und beleidigt. "Gott sei Dank ist Walt Whitman bei der Lyrik geblieben und hat nicht als Präsident kandidiert", so Dolan.

Mit seinem Angriff auf Donald Trump zog Kardinal Dolan auch Kritik aus konservativ-republikanischen Kreisen auf sich. In einem Kommentar auf breitbart.com, einer Internetseite, die der Tea-Party-Bewegung nahesteht, ging US-Priester Marcel Guarnizo hart mit Dolan ins Gericht. "Ich entschuldige mich im Namen vieler Katholiken, die schockiert sind von der schmutzigen Politik von Kardinal Dolan", schreibt er. Dolan sei nicht bekannt für intellektuellen Tiefgang. Sein Sekretär solle die Äußerungen des Kardinals vor Veröffentlichung prüfen, um den amerikanischen Katholiken zukünftige Peinlichkeiten zu ersparen. Dolan, der gerade damit beschäftigt sei, katholische Pfarreien in New York zu schließen und wertvollen Grundbesitz zu verkaufen, könne von Trumps Geschäftssinn profitieren.

Von Kilian Martin