Katholisch.de erklärt die Bedeutung von Namenstagen

Du trägst diesen Namen...

Veröffentlicht am 04.03.2015 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Ein Kind wird getauft.
Bild: © KNA
Brauchtum

Bonn ‐ Alles Gute zum Namenstag, lieber Christopher. Ach, Sie wussten gar nicht, dass Sie am vierten März Namenstag haben? Da geht es Ihnen, wie vielen, denn die Feier des Namenstages gerät in Deutschland heimlich, aber sicher in Vergessenheit. Bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts hinein sah das in katholischen Gegenden noch ganz anders aus. Nach dem Motto "Geburtstag hat jede Kuh" sah man im Namenstag das wesentlich bedeutungsvollere Fest.

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Und während allenfalls runde Geburtstage gefeiert wurden, traf sich die Familie am Namenstag zu Kaffee und Kuchen und beschenkte das "Namenstagskind" mit kleinen Aufmerksamkeiten. Bis ins vierte Jahrhundert reicht die lange Tradition des Namenstages zurück. Damals forderte Johannes Chrysostomos, Erzbischof von Konstantinopel und ein berühmter Kirchenlehrer, alle Eltern dazu auf, ihren Kindern bei der Taufe Namen von Märtyrern oder Aposteln zu geben. Das sollte vor allem die besondere Verbindung des Täuflings zu seinem Namenspatron herstellen. Am Gedenktag - in der Regel ist das der Todestag eines Heiligen - wurde dann der Namenstag begangen.

Im Mittelalter veränderte sich die Tradition etwas: So wurden Kinder meist an ihrem Geburtstag oder am Tag darauf getauft. Daraus entwickelte sich der Brauch, Täuflingen den Namen des jeweiligen Tagesheiligen zu geben. So erhielt Martin Luther, der am 10. November 1483 geboren wurde und am Martinstag die Taufe empfing, den Vornamen des heiligen Martin von Tours. Als Luther Jahre später die Reformation anstieß, die in der Spaltung der Kirche gipfelte, führte dies zu einer Stärkung des Namenstages bei den Katholiken.

Bild: ©Janina Mogendorf

Ein Kuchen zum Namenstag.

Brauch hat sich nur in katholischen Regionen erhalten

Grund dafür war auch das Konzil von Trient (1545-1563), das während der Zeit der Gegenreformation stattfand. Das Konzil empfahl ausdrücklich, Kinder auf den Namen von Heiligen zu taufen, um sich so von den Protestanten abzuheben, die jegliche Heiligenverehrung ablehnten. Im römisch-katholischen Liturgiebuch 'Rituale Romanum' heißt es dazu: "Der Pfarrer möge dafür sorgen, dass den Kindern keine anstößigen oder lächerlichen Namen gegeben werden oder gar solche, die den Sagen entnommen wurden oder solche von Götzen oder Heiden. Stattdessen sind, soweit irgend möglich, die Namen von Heiligen vorzuziehen."

So sorgten vor allem Geistliche und später auch Orden wie die Franziskaner und die Jesuiten für die Verbreitung von Heiligennamen im Volk. Und dabei blieb es für lange Zeit. "Noch in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Name eines Kindes nur aus der Schar der Heiligennamen gewählt", sagt Brauchtumsforscher Manfred Becker-Huberti. In manchen Familien sei ein bestimmter Heiligenname traditionell vergeben worden. Dieser Brauch habe sich bis heute nur in katholischen Regionen erhalten.

Da die Kirche mehrere tausend Heilige kennt, das Jahr aber nur 365 Tage hat, fallen auf ein Datum die Gedenktage mehrerer Heiliger. Gratulieren kann man am 4. März daher nicht nur Christopher, der nach dem englischen Märtyrer Christopher Bates benannt, sondern auch Basin, Edwin, Rupert und Kasimir. Andererseits kann ein Kind, das auf einen beliebten christlichen Namen getauft wird, meist einen von mehreren Heiligen dieses Namens wählen. Allein für Jakob existieren sieben Patrone und entsprechend viele Gedenktage. Entweder wählt man daraus den Tag des Ranghöchsten oder denjenigen, der für die Region am wichtigsten ist.

Viele orientierten sich aber auch an der Lebensgeschichte und Persönlichkeit der Heiligen, denn der Namensgeber soll das Leben des Täuflings prägen, sein besonderer Schutzpatron sein und sein Handeln beeinflussen. Wie naheliegend wäre es daher, den Namen Jesus zu vergeben. Aber während es in Deutschland unzählige Christians gibt und der Name Jesus zum Beispiel in Spanien Gang und Gäbe ist, wird man diesen in keinem deutschen Klassenzimmer hören. Das war früher so und hat sich bis heute nicht geändert.

Den Namen Maria dürfen auch Männer tragen

Zwischen 1985 und 1998 durften Standesämter den Namen sogar ablehnen, weil religiöse Gefühle verletzt werden könnten. Auch die erneute Freigabe des Namens durch das Oberlandesgericht Frankfurt änderte nichts daran, dass der Name Jesus als Taufname in Deutschland so gut wie nicht vorkommt. Nur vier Kinder sind zwischen 2001 und 2011 auf den Namen getauft worden, wie die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) angibt. Ganz anders verhält es sich mit dem Namen Maria, der seit 1890 immer unter den Top 100 der beliebtesten Mädchennamen rangiert.

Und nicht nur bei Mädchen kommt der Name vor. Der Komponist Carl-Maria von Weber gehört zu den bekanntesten männlichen Vertretern, aber auch der Schauspieler Klaus Maria Brandauer oder Kardinal Rainer Maria Woelki führen ihn als Mittelnamen. "Maria ist der einzige weibliche Vorname, der von einem Mann in Verbindung mit einem männlichen Vornamen getragen werden darf. Weil die Verehrung der Gottesmutter in katholischen Gegenden zentrale Bedeutung hatte, hat sich diese Namensbildung ergeben und ist bis heute beibehalten worden", so Experte Becker-Huberti.

Heiligenfiguren auf dem Dach des Petersdoms in Rom.
Bild: ©andrea-goeppel.de/

Heiligenfiguren auf dem Dach des Petersdoms in Rom.

Der Namenstag in anderen Ländern

Auch wenn christliche Vornamen, wie Paul, Sophia und Luca in der Beliebtheitsskala weit oben rangieren, wählen viele Eltern den Namen ihres Kinder heute nach dem Klang aus und weniger nach der Bedeutung. So existieren Modenamen wie Tamara, Jaqueline oder Jan, bei denen sich keine Bezüge zu einem Heiligen herstellen ließen, so Becker-Huberti. "Der Sinn des Namenstages, das Gedenken des jeweiligen Heiligen, der ein Vorbild für den so Benannten sein soll, ist den meisten Menschen nicht mehr bewusst."

Anders sieht es dagegen im katholisch geprägten südeuropäischen Raum aus, wo der Namenstag häufig genauso groß gefeiert wird, wie der Geburtstag. Und auch in Polen oder Ungarn feiert man den Tag im Kreis der Familie und erhält auch ein paar kleine Geschenke. Im sonst so säkularen Frankreich wird jeden Abend nach dem Wetterbericht der Heilige des folgenden Tages im Fernsehen angesagt und es ist üblich, dem Betreffenden zu gratulieren.

"Der Namenstag ist eine Einladung, sich an die Taufe des Kindes zu erinnern, sich zu freuen und dafür zu danken, dass Ihr Kind zur Gemeinschaft der Christen und Christinnen gehört", schreibt Annette Höing , Leiterin des Referates Katechese im Bistum Münster. Es könne zum guten Brauch werden, am Namenstag die Taufkerze anzuzünden und ein Fürbittgebet an den Namenspatron zu richten. Im Kölner Generalvikariat lebt indes noch die Tradition, wie Manfred Becker-Huberti erzählt: "Am Vormittag eines Namenstages darf man den Feiernden in seinem Büro ab 11 Uhr besuchen und ab Mittag hat er frei, damit er mit seiner Familie feiern kann."

Von Janina Mogendorf

Namenstagskalender

Wer die Tradition des Namenstages auch in seiner Familie wieder aufleben lassen möchte, findet im katholisch.de-Namenstagskalender alle Gedenktage.

Weitere Informationen

Das Bonifatiuswerk bietet spezielle Namenstagskarten an, die man im 10er Set bestellen kann. Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken, Kamp 22, 33098 Paderborn, Telefon: 0 52 51/29 96 53, Fax: 0 52 51/29 96 83, E-Mail: bestellungen@bonifatiuswerk.de. Auch ein Namenstagskalender für die Wand ist dort erhältlich. Auch im Katholisch.de-Shop können Sie Namenstagskarten, -bücher und Geschenke bestellen.