Das sind die Konfessionen der neuen Minister

Ein Kabinett voller Katholiken

Veröffentlicht am 09.03.2018 um 13:35 Uhr – Lesedauer: 
Politik

Berlin ‐ Bei der konfessionellen Zusammensetzung der Bundesregierung gibt es Verschiebungen: In der neuen Großen Koalition gibt es deutlich mehr katholische Minister. Doch was bedeutet das für die Politik der Regierung?

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Viel ist in den vergangenen Wochen über die personelle Zusammensetzung der neuen Bundesregierung diskutiert worden. Vor allem der Anteil ostdeutscher Politiker, die Zahl der Frauen und die Quote jüngerer Politiker im Kabinett waren Gegenstand zahlreicher Debatten. Weniger Beachtung fand dagegen die konfessionelle Prägung der neuen Regierung; dabei hat es hier – mit Blick auf die von CDU, CSU und SPD nominierten Kandidaten für die Ministerposten – deutliche Verschiebungen gegeben.

War die Mehrheit der Minister in der vergangenen Legislaturperiode evangelisch – acht Protestanten saßen zuletzt sechs Katholiken und einer konfessionslosen Ministerin gegenüber –, versammelt die Bundeskanzlerin und evangelische Pfarrerstochter Angela Merkel (CDU) nach der für kommenden Mittwoch geplanten Vereidigung der Minister deutlich mehr katholische Ressortchefs an ihrem Kabinettstisch.

Deutlicher katholischer Zuwachs bei der CDU

Vor allem in Merkels eigener Partei ist der Zuwachs an Katholiken auffällig. Während aus der CDU zuletzt neben fünf protestantischen Ministern mit Peter Altmaier nur ein Katholik Mitglied des Kabinetts war, stehen in der neuen Regierung gleich fünf katholische CDU-Politiker an der Spitze eines Bundesministeriums. Neben Altmaier, der das Wirtschaftsministerium leiten soll, gehören künftig auch die Katholiken Helge Braun (Bundeskanzleramt), Anja Karliczek (Bildung), Julia Klöckner (Landwirtschaft) und Jens Spahn (Gesundheit) dem Bundeskabinett an. Die evangelische Fahne halten für die CDU nur noch Angela Merkel und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hoch.

Katholiken im Kabinett
Bild: ©CDU/CSU/SPD/katholisch.de

Neun der 16 Bundesminister im Kabinett Merkel IV sind Katholiken.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der neuen Ministerriege der CSU. War die Partei in der vergangenen Regierung neben den Katholiken Alexander Dobrindt und Gerd Müller auch durch den Protestanten Christian Schmidt vertreten, kommen diesmal ausschließlich Katholiken aus Bayern nach Berlin: Neben Gerd Müller (Entwicklung) übernehmen auch der bisherige Generalsekretär Andreas Scheuer (Verkehr) und der Parteivorsitzende Horst Seehofer (Inneres) Regierungsverantwortung im neuen Merkel-Kabinett.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der Blick auf die Ebene der Staatsminister und Staatssekretäre im Kanzleramt. Hier waren zuletzt die beiden Katholiken Helge Braun und Monika Grütters (CDU) sowie der Protestant Klaus-Dieter Fritsche (CSU) und die Muslimin Aydan Özoguz (SPD) tätig. Künftig können die Katholiken auch hier Zuwachs verzeichnen: Neben Grütters, die ihren Posten als Kulturstaatsministerin behält, werden auch die Katholikinnen Annette Widmann-Mauz (CDU) als Staatsministerin für Integration und Dorothee Bär (CSU) als Staatsministerin für Digitales Mitglieder der Regierung. Hinzu kommt der Protestant Hendrik Hoppenstedt (CDU) als Staatsminister bei der Bundeskanzlerin.

SPD setzt Kontrapunkt zur "Katholisierung"

Einen Kontrapunkt zur "Katholisierung" des Kabinetts setzt nur die SPD. Einziger Katholik unter den SPD-Ministern ist künftig der Saarländer Heiko Maas, der nach dem Justizministerium nun das Außenministerium leiten soll. Maas war in seiner Jugend Messdiener und in der katholischen Jugend aktiv. "Gehadert mit Gott habe ich oft, grundsätzlich gezweifelt noch nie", sagte der 51-Jährige vor einiger Zeit dem Magazin "chrismon". Neben Maas werden für die SPD Katharina Barley (Justiz), Franziska Giffey (Familie), Hubertus Heil (Arbeit), Olaf Scholz (Finanzen) und Svenja Schulze (Umwelt) in die neue Regierung eintreten.

Die bloße Zugehörigkeit zu einer Konfession sagt aber natürlich noch nichts darüber aus, welche Rolle der Glaube für den einzelnen Politiker spielt und wie er das politische Handeln beeinflusst. Allerdings betonen so gut wie alle designierten Minister, dass ihnen ihr Glaube wichtig sei.

Bild: ©KNA

Bundeskanzlerin Angela Merkel versammelt in ihrem neuen Kabinett deutlich mehr Katholiken als in der vergangenen Legislaturperiode.

Ein Beleg dafür ist zum Beispiel das Engagement im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Gleich drei Mitglieder der neuen Bundesregierung – Monika Grütters, Julia Klöckner und Gerd Müller – gehören ihm an; hinzu kommen noch die neue CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer und die designierte SPD-Vorsitzende Andrea Nahles. Die Vollversammlungen des ZdK könnten künftig also problemlos zu außerparlamentarischen GroKo-Sitzungen umfunktioniert werden.

Doch auch darüber hinaus ist das persönliche Glaubenszeugnis bei den designierten Ministern immer wieder zu hören. So erzählte Peter Altmaier vor der Bundestagswahl in einem "Bunte"-Interview, dass christliche Werte für ihn ein starkes Fundament seien. Früher sei er in der Kirche Ministrant und Lektor gewesen; und noch heute spreche er gerne mit kirchlich engagierten Menschen. Horst Seehofer wiederum denkt gerne an die Beichte in seiner Kindheit und Jugend zurück: "Ich erinnere mich noch gut, wie befreit ich die Kirche dann jedes Mal wieder verlassen habe", so der CSU-Politiker im vergangenen Jahr in der "Bild am Sonntag". Und für Jens Spahn sind Glaube und Kirche "aus mir und meinem Leben nicht wegzudenken". Der "Tagespost" sagte er, er habe seine christliche Prägung "mit der Muttermilch" aufgesogen.

Kritik an Politisierung der Kirchen

Zugleich tritt Spahn aber regelmäßig auch als Kritiker der Kirchen auf. "Sie sollten sich mehr auf ihre Kernthemen konzentrieren – also Seelsorge, Glaubensvermittlung oder auch das Karitative. Stattdessen mischen sie sich jedoch zu sehr in die Tagespolitik ein", betonte er im Mai vergangenen Jahres unter anderem mit Blick auf kirchliche Stellungnahmen zur Flüchtlingspolitik. Ähnlich äußerte sich zum Jahreswechsel auch Julia Klöckner. "Es kommt vor, dass aus manchen Kirchenkreisen mehr zum Thema Windenergie und Grüne Gentechnik zu hören ist, als über verfolgte Christen, über die Glaubensbotschaft oder gegen aktive Sterbehilfe", sagte die künftige Landwirtschaftsministerin.

So oder so: Wie sehr sich die Katholiken im Kabinett bei ihrer künftigen Arbeit von ihrem Glauben leiten lassen werden, bleibt abzuwarten. Vor allem bei Gewissensentscheidungen zu ethischen Fragen oder aber der Flüchtlingspolitik der Regierung dürften christliche Wähler und die Kirchen genauer hinschauen, wie sich "ihre" Minister verhalten.

Von Steffen Zimmermann

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