Ein Patron für jedes Gemeindemitglied
Bibelkreisgänger
Wer gerne in der Bibel liest, sie studiert und sich über sie austauscht, ist beim Kirchenvater Hieronymus (um 347-420) gut aufgehoben. Im Auftrag von Papst Damasus I. übersetzte er 26 Jahre lang die Bibel ins Lateinische – und lernte dafür auch Hebräisch. Es blieb nicht nur bei der Theorie: Als 410 römische Flüchtlinge in das Heilige Land strömten, wo er lebte, schrieb Hieronymus einem Freund: "Ich habe meine Anmerkungen zum Buch Ezechiel und fast alle meine Untersuchungen ruhen lassen. Denn heute müssen wir die Worte der Heiligen Schrift in Taten übersetzen." Gedenktag: 30. September
Bischöfe
Der heilige Karl Borromäus (1538-1584), Erzbischof von Mailand, hat in seinen 46 Lebensjahren unglaublich viel geleistet. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften wurde er Sekretär seines Onkels Papst Pius IV. Nachdem er 1565 Erzbischof wurde – der erste seit 50 Jahren, der tatsächlich in Mailand residierte – reformierte er den Klerus, die Orden und die Seelsorge. Er etablierte die Katechese, um Kinder im Glauben auszubilden. Zudem setzte sich Karl für die Armen und für eine Versorgung der Kranken während der Pest in Mailand ein. Wenige Jahre später starb er völlig entkräftet. Gedenktag: 4. November
Chorsänger
Gregor der Große (um 540-604), der erste Mönchspapst der Kirchengeschichte, war ein Verwaltungsgenie, Verteidiger Roms und Krisenmanager der spätantiken Kirche. Er leitete die Christianisierung Englands in die Wege, baute die kirchliche Armenpflege aus und erneuerte die Liturgie. Um das Jahr 600 veranlasste er eine Neuordnung der Kirchengesänge; nach ihm ist auch der Gregorianische Choral benannt, der allerdings später entstand. Dennoch ist Papst Gregor I. der Patron der Chorknaben, Kirchensolisten und des Choralgesanges. Gedenktag: 3. September
Diakone
In einem Dokument der vatikanischen Kleruskongregation werden zwei bekannte Heilige als Patrone der Diakone genannt: der erste Märtyrer Stephanus († um 40) und Laurentius von Rom († 258). Jahrhunderte lang waren die Diakone Verwalter der weltlichen Güter der christlichen Gemeinschaften und kümmerten sich um die Werke der Nächstenliebe. Stephanus ist dafür ein Beispiel. Laut der Apostelgeschichte spielte er unter den sieben Diakonen Jerusalems eine besondere Rolle und tat sich in der Auseinandersetzung mit Wortführern des hellenistischen Judentums hervor. Ein Streit endete schließlich damit, dass Stephanus vom Hohen Rat zum Tod verurteilt und gesteinigt wurde. Laurentius war Erzdiakon von Rom und bezeichnete die Armen, für die er zu sorgen hatte, als den wahren Schatz der Kirche. Er erlitt unter Kaiser Valerian das Martyrium. Die Basilika über seinem Grab an der Via Tiburtina ist eine der sieben Hauptkirchen Roms. Gedenktage: 10. August (Laurentius) und 26. Dezember (Stephanus)
Ehrenamtliche
Der heilige Benedikt Menni (1841-1914) ist der Patron der ehrenamtlichen Helfer. Er arbeitete zunächst bei der Bank, bis er 1859 im Sardinischen Krieg nach der Schlacht von Magenta bei der Pflege Verwundeter im Krankenhaus der "Barmherzigen Brüder" half. Nach dieser Erfahrung trat der Italiener in den Orden ein, den er später in Spanien, Portugal und Lateinamerika erneuerte. Er gründete mehrere Ordenszentren und mehr als 20 Krankenhäuser, um Alte und Kranke zu pflegen. Er setzte sich für eine zeitgemäße Betreuung und Behandlung von physisch Kranken und geistig behinderten Menschen ein. Gedenktag: 24. April
Katecheten und Religionslehrer
Neben Karl Borromäus und Pius X. gehört auch der italienische Jesuit Robert Bellarmin (1542-1621) zu den Patronen der Katecheten. Er setzte seinen Intellekt in der Zeit der sogenannten Gegenreformation ein. Bellarmin verfasste zwei Handbücher, die den katholischen Glauben erklärten, eines für Kinder und eines für Katecheten. Seine Methoden testete er im Unterricht für die Novizen der Jesuiten. Wer seinen Glauben verstehe, könne ihn auch – etwa gegenüber Protestanten – verteidigen, lautete seine Theorie. 1599 wurde er dafür zum Kardinal ernannt und zum Bischof geweiht. Gedenktag: 17. September
Kirchenmusiker
Cäcilia ist die Patronin der Musiker, insbesondere der Kirchenmusiker und Dichter. Kurz nach ihrem Mann Valerian und dessen Bruder Tiburtius soll sie der Legende nach im dritten Jahrhundert den Märtyrertod erlitten haben. Cäcilia hatte die beiden Männer zuvor zum Christentum bekehrt. Aus ihrem Glauben heraus beteiligten sich diese an der verbotenen Bestattung hingerichteter Christen und wurden daraufhin selbst ins Gefängnis geworfen und hingerichtet. Im Abendgebet zum Gedenktag heißt es: "Die Jungfrau Cäcilia trug die frohe Botschaft allezeit in ihrem Herzen. Tag und Nacht ließ sie nicht ab von geistlichen Gesprächen und vom Gebet." Gedenktag: 22. November
Küster
Ob man sie regional bedingt Küster, Mesner oder Sakristan nennt: Der Patron der Kirchendiener ist Guido von Anderlecht (950-1012), der eigentlich Wido hieß. Er war ein armer Bauernknecht. Sonntags und an Feiertagen war er immer in der Dorfkirche Anderlechts, bis der Pfarrer ihm anbot, Mesner zu werden. Nun war er arm, aber glücklich, bis ihm ein reicher Kaufmann Anteil an einem neuen Unternehmen anbot, das er plante. Guido wollte ihn in Brüssel verabschieden und sah dort mit an, wie das Kaufmannsschiff samt seinem Gönner im Hafen sank. Aus dem Gefühl, sich der Habgier hingegeben zu haben, unternahm er eine Pilgerreise nach Rom und Jerusalem. Nach Jahren kehrte er zurück und arbeitete bis zu seinem Tod in seiner Heimatkirche. Gedenktag: 12. September
Lebensschützer
Unsere Liebe Frau von Guadalupe ist unter anderem die Patronin der Ungeborenen. Zudem hat die Pro-Life-Bewegung in den USA sie als ihre Patronin angenommen. Warum? Das berühmte Gnadenbild aus Mexiko stellt Maria als Schwangere dar. Die Position des Gürtels, den die Jungfrau trägt, ist so hoch, wie sie seinerzeit die Aztekenfrauen nur trugen, wenn sie guter Hoffnung waren. Die Schwangere Maria war 1531 dem jungen Juan Diego Cuauhtlatoatzin als dunkelhäutige Frau erschienen. Gedenktag: 12. Dezember
Ministranten
Als Patrone der Messdiener gelten Dominikus Savio, Nikolaus von Myra und vor allem Tarzisius (auch Tarsitius genannt). Der römische Junge brachte im 3. Jahrhundert den Kranken die Kommunion nach Hause– nach anderer Überlieferung den im Gefängnis eingesperrten Christen. Unterwegs lauerten ihm heidnische Jugendliche auf und wollten wissen, was er in seinen Händen verberge. Als er die Auskunft verweigerte, prügelten sie ihn, bis ein Stein Tarsitius tödlich am Kopf traf. Gedenktag: 15. August
Pfarrer
Für Priester gibt es viele Patrone, etwa Johannes Nepomuk, Maria, Sulpicius II. von Bourges für Spätberufene und Dominikus für Ordenspriester. Die Gemeindepfarrer sind dem heiligen Pfarrer von Ars anvertraut, Johannes Maria Vianney (1786-1859). Seine Jugend fiel in die Zeit der Französischen Revolution. Obwohl nicht unbegabt, war er im Theologiestudium ein Versager. Wegen seiner großen Frömmigkeit wurde er trotzdem zum Priestertum zugelassen. Als Pfarrer von Ars lebte er in harter Armut und erweckte seine bis dahin verwahrloste Pfarrei zu neuem Leben. Bei Tag und Nacht war er als Beichtvater, Prediger und Seelenführer tätig. Gedenktag: 4. August
Prediger
Johannes Chrysostomos (um 350-407) ist einer der vier großen Kirchenväter des Ostens. Er wurde schon bald nach seiner Priesterweihe durch seine Predigten berühmt. Sie stellten geradezu einen politischen Machtfaktor dar und brachten dem genialen Redner den Beinamen Chrysostomus (Goldmund) ein. 397 wurde er als Patriarch nach Konstantinopel geholt. Er lebte weiterhin einfach wie ein Mönch, erklärte die Heilige Schrift, sorgte für die Armen und die Kranken. In seinen Predigten sprach er seiner Gemeinde Mut zu, begegnete den Kontroversen seiner Zeit und griff unmoralisches Verhalten auch von Kirchenleuten und Adeligen an. Zweimal wurde er von seinen Feinden aus Konstantinopel verbannt; während der zweiten Verbannung starb er. Gedenktag: 13. September
Sozialarbeiter
Die heilige Luise von Marillac (1591-1660) wurde mit 34 Witwe und lernte auf der Suche nach einem Seelsorger Vinzenz von Paul kennen, der eine Volksmission für Arme unterhielt. Er hatte nie Zeit für seine Organisation, sie wollte Gutes tun. In etlichen Städten Frankreichs hatte er "Bruderschaften der Damen der Nächstenliebe" gegründet, deren Anhängerinnen zwar gerne Geld gaben, aber zu tatsächlicher Arbeit nicht bereit waren. Luise gründete deshalb die "Töchter der christlichen Liebe von Vinzenz von Paul" mit zupackenden jungen Frauen der unteren Schichten, die schon bald in Waisenhäusern, Obdachlosenunterkünften und Gefängnissen arbeiteten. Papst Johannes XXIII. ernannte Luise von Marillac 1960 zur Schutzpatronin aller in der Sozialarbeit Tätigen. Gedenktag: 15. März