Bischof Gerhard Feige über die Spaltung der Christenheit

"Ein Skandal"

Veröffentlicht am 24.04.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Ökumene

Bonn ‐ Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige hat die Spaltung der Christenheit als einen Skandal bezeichnet. "Wir müssen daran arbeiten, dass wir zu einer größeren Einheit, zu einer größeren Gemeinsamkeit, zu einer größeren einheitlichen Sichtbarkeit von Kirche kommen", sagte der Vorsitzende der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz.

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Er äußerte sich am Mittwoch gegenüber der katholischen Fernseharbeit in einem Beitrag zu der Video-Serie "Wir sind Bischof".

Feige: Ökumene braucht ein großes Herz

Ökumene sei "kein Anhängsel, kein Luxus, sondern gehört organisch mit dazu", sagte Feige in dem Video weiter. Dies erfahre er besonders in der Diaspora-Situation seines Heimatbistums Magdeburg, wo über 80 Prozent der Menschen keiner christlichen Kirche angehörten.

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Video: © Benjamin Krysmann

"Die Spaltung der Christenheit ist ein Skandal" meint Bischof Feige und zeigt Verständnis für die Enttäuschung vieler Gläubiger. Aber er erinnert auch daran, dass die Spaltung nicht aus "Jux und Tollerei" entstand.

Es gebe auch Christen, die enttäuscht seien, weil es aus ihrer Sicht in der Ökumene nicht schnell genug voran gehe, sagte Feige. In der Vergangenheit seien evangelische und katholische Christen aber nicht aus "Jux und Tollerei" auseinandergegangen, sondern aufgrund ernsthafter Auseinandersetzungen. "Um die Wahrheit des Glaubens ging es da", erklärte Feige und fügte hinzu: "Ökumene braucht einen langen Atem und ein großes Herz".

Geprägt durch das Konzil

Der Bischof bezeichnete sich selbst als durch das Zweite Vatikanische Konzil geprägt, das er als Jugendlicher miterlebt habe. "Das hat mich enorm bewegt. Die katholische Kirche bekannte sich zur ökumenischen Bewegung", erinnert sich der 61-Jährige. Der daraus resultierende Aufbruch sei für die jungen Leute in den eigenen Reihen spürbar gewesen: "Ich habe selber im evangelischen Chor der Stadt mitgesungen", so Feige.

Neben den Verbindungen zur evangelischen Kirche sei in der Ökumene auch die Zusammenarbeit mit der orthodoxen Kirche mit ihren rund 1,4 Millionen Gläubigen in Deutschland wichtig. Es gehe darum, die jeweiligen Traditionen kennen zu lernen. Was unterschiedlich sei, müsse nicht trennen, sondern könne als Bereicherung erfahren werden. Sein Interesse für die orthodoxen Kirchen hat Feige schon während seines Theologie-Studiums zu DDR-Zeiten entdeckt. Damals habe er nicht in den Süden oder Westen, sondern nur nach Osten reisen können: "Ich habe als Student schon mehrere Jahre lang den Sommer in Rumänien und Bulgarien verbracht, um orthodoxe Kirche vor Ort besser kennen zu lernen". Diese Auseinandersetzung mit der Orthodoxie bezeichnete Feige als "echte geistliche Bereicherung" und Herausforderung, sein eigenes Christsein und Katholischsein zu überdenken. (gho)

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