Reformationstag frei? Besser Pfingstmontag ökumenisch!
Das Reformationsjubiläum ist auch für Katholiken und Menschen ganz anderer Konfession oder Religion ein Grund zur Freude: 2017 ist der Reformationstag ein freier Tag für ganz Deutschland! Stimmen dafür, dass das auch künftig deutschlandweit gilt, nicht nur in evangelisch geprägten Bundesländern, gibt es viele: erwartbare, wie die des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche, Bischof Heinrich Bedford-Strohm; weniger erwartbare, wie die der Freien Wähler im Bayerischen Landtag – und vielsagende, wie die des Vorsitzenden des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann.
Der will den Reformationstag wegen seiner kulturellen Bedeutung für Deutschland nämlich als Feiertag. Ob da eine Kirche froh darüber sein kann, wenn ihr Feiertag wegen seiner historischen und kulturellen Bedeutung, nicht wegen des religiösen Gehalts, müssen die Zuständigen klären. Eine Gegenstimme zum Reformationstag, den sich auch die Hamburger CDU-Fraktion wünscht, kommt aus Hamburg: Erzbischof Stefan Heße stellt die richtige Frage: "Als katholischer Theologe frage ich, ob dies die Zeichen der Zeit sind, die wir als Christen erkennen sollen."
Linktipp: Der 31.Oktober als Feiertag? Bischof Heße skeptisch
2017 wird der Reformationstag erstmals bundesweit ein Feiertag sein. Seit Monaten werden Forderungen nach einer dauerhaften Einrichtung laut. Ein katholischer Bischof positioniert sich dagegen. (Artikel von Oktober 2017)So ist es: Ist es wirklich angebracht, wenn der einzige explizit evangelische Feiertag ein Ereignis feiert, das für die Mitchristen Symbol der Trennung ist? Soll ein christlicher Feiertag primär ein historischer Gedenktag sein, oder nicht viel mehr zur "seelischen Erhebung" (wie es im Grundgesetz heißt) dienen und damit auf Geistliches setzen? Besser wäre es – wenn diese Einschätzung einem Katholiken gestattet sei – den Buß- und Bettag zum bundesweiten Feiertag zu machen. Ein Feiertag, dessen geistlicher Gehalt einerseits nicht die Konfessionen trennt, andererseits aber aufs Herz protestantischer Spiritualität und auch auf das Ereignis der Reformation verweist, lautet doch Luthers erste der 95 Thesen so: "Als unser Herr und Meister Jesus Christus sagte: 'Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen', wollte er, dass das ganze Leben der Glaubenden Buße sei."
Aber das ist im wesentlichen eine Frage, die Protestanten diskutieren müssen. Die "Zeichen der Zeit", die Erzbischof Heße anspricht, gilt es aber auch für Katholiken zu prüfen. Am Geburtstag der Kirche, an Pfingsten, feiern die Konfessionen getrennt. Und zwar nicht nur am Pfingstsonntag, der einheitlich in der ganzen Welt Hochfest ist, sondern auch am Pfingstmontag. Dieses Überbleibsel der alten Pfingstoktav, die längst abgeschafft ist, ist eine deutsche Besonderheit: ein gesetzlicher Feiertag und nach dem Eigenrecht der Deutschen Bischofskonferenz auch kirchlich gebotener Feiertag. Im Vatikan und anderswo in der Weltkirche ist es ein ganz normaler Werktag. Liturgisch ist der Pfingstmontag in Deutschland ein Anhängsel des Pfingstsonntags, ohne besondere Liturgie, der erste Tag "im Jahreskreis" und damit in einer ganz anderen Kirchenjahreszeit als der Tag zuvor. In Fulda wurde er dieses Jahr sogar vom Fest des Bistumspatrons Bonifatius verdrängt.
Pfingstmontag als Tag der Ökumene
Vielerorts wird der Pfingstmontag schon als Tag der Ökumene, zur Feier der einen Kirche und der Hoffnung auf die Einheit der Kirche gefeiert. Dass in Deutschland der Pfingstmontag "gebotener Feiertag" ist, führt aber auch dazu, dass die Sonntagspflicht besteht: Katholiken haben die Messe zu besuchen, ökumenische Gottesdienste dürfen nicht zu Zeiten gefeiert werden, an denen üblicherweise die Eucharistiefeiern stattfinden. Also vormittags, dann, wenn man üblicherweise zur Kirche geht.
Zwingend nötig ist das nicht: Es würde genügen, den Pfingstmontag nicht mehr zum kirchlich gebotenen Feiertag zu erklären (staatlicher Feiertag bleibt er ja ohnehin) – und stattdessen zu ökumenischen Gottesdiensten in der Hoffnung auf die von Christus gestiftete Einheit der Kirche zu aufzurufen. Das wäre ein deutliches Signal, das die Zeichen der Zeit aufgreift. Und wenn dann noch der Reformationstag für alle arbeitsfrei ist: Warum dann nicht auch dieses Geschenk der evangelischen Geschwister annehmen, auch wenn man nicht mitfeiern kann?