Pater Franz-Josef Eilers über den Papstbesuch auf den Philippinen

"Ein tiefgläubiges Land"

Veröffentlicht am 15.01.2015 um 00:00 Uhr – Von Steffen Zimmermann – Lesedauer: 
Papstreise

Manila ‐ Am Donnerstag ist Papst Franziskus auf den Philippinen gelandet. Im Interview mit katholisch.de spricht Pater Franz-Josef Eilers, der für die deutschsprachige Gemeinde in der Hauptstadt Manila tätig ist, über die Erwartungen an den Papstbesuch.

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Frage: Pater Eilers, welche Erwartungen haben die Katholiken auf den Philippinen an den Besuch von Papst Franziskus?

Eilers: Die Katholiken und das ganze Land haben große Erwartungen an den Besuch. Alle Menschen hier fühlen sich geehrt, dass Papst Franziskus die Philippinen besucht. Es ist bereits das vierte Mal, dass ein Papst die Insel bereist, allerdings liegt der letzte Besuch schon 20 Jahre zurück. Damals nahm Papst Johannes Paul II. am Weltjugendtag in Manila teil, zum Hauptgottesdienst kamen seinerzeit rund fünf Millionen Gläubige. Ähnliche Zahlen erwartet man nun auch beim Besuch von Franziskus. Was die konkreten Erwartungen an den Besuch angeht, erhoffen sich viele Menschen vor allem eine noch stärkere Hinwendung der Kirche zu den Armen und Entrechteten.

Frage: Was sind aus Ihrer Sicht die Höhepunkte des päpstlichen Besuchs auf den Philippinen?

Eilers: Ein emotionaler Höhepunkt ist ganz sicher am Samstag der Besuch in Tacloban - einer der Städte, die im November 2013 mit am schlimmsten vom verheerenden Taifun Haiyan heimgesucht wurden. Ich hoffe sehr, dass auch die "normale" Bevölkerung dort den Papstbesuch als Stärkung und Ermutigung erleben kann. Weitere Höhepunkte der Reise sind am Sonntag ein Treffen mit Jugendlichen auf dem Gelände der päpstlichen "Santo Tomas"-Universität in Manila und der anschließende Gottesdienst im benachbarten Rizal Park, zu dem mehrere Millionen Gläubige erwartet werden.

Pater Franz-Josef-Eilers ist als Steyler Missionar auf den Philippinen tätig.
Bild: ©Steyler Missionare

Pater Franz-Josef-Eilers ist als Steyler Missionar auf den Philippinen tätig.

Frage: Sie haben den Besuch des Papstes in den von Haiyan betroffenen Gebieten erwähnt. Welche Rolle hat der christliche Glaube nach der Katastrophe für die Philippiner gespielt?

Eilers: Die Menschen auf den Philippinen sind weit überwiegend tiefgläubig, Religion ist ein wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens. Das zeigt sich immer wieder auch bei Naturkatastrophen, von denen das Land - zum Beispiel in Form von Taifunen - regelmäßig heimgesucht wird. Der christliche Glaube gibt den Menschen hier Kraft, das hat sich auch nach Haiyan in ermutigender Weise gezeigt.

Frage: In welchem Zustand präsentiert sich aus Ihrer Sicht die katholische Kirche auf den Philippinen?

Eilers: Die Kirche profitiert natürlich von der großen Religiosität der Philippiner. Trotzdem erleben wir auch hier, dass die Kirche und der christliche Glaube angesichts der rasanten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen mehr und mehr unter Druck geraten. Vor allem junge Menschen sehen im Christentum nicht mehr automatisch eine wichtige Quelle für ihr eigenes Leben. Ich hoffe deshalb, dass der Besuch von Papst Franziskus hier positiv wirken und die Begeisterung für den Glauben stärken kann.

Stichwort: Kirche auf den Philippinen

Die Philippinen sind neben Osttimor das einzige asiatische Land mit katholischer Bevölkerungsmehrheit. Rund 82 Prozent der knapp 100 Millionen Philippiner gehören der römischen Kirche an. 333 Jahre spanische Kolonialherrschaft haben den katholischen Glauben tief in der Gesellschaft verwurzelt. Heute wirken auf den Philippinen 131 Bischöfe und mehr als 9.200 Priester; es gibt rund 3.300 Gemeinden. Stark engagiert ist die philippinische Kirche im Bereich Bildung und Armenfürsorge. Hier ersetzt sie den fehlenden Sozialstaat und sorgt für eine starke Bindung der Menschen an die Institution. Eine große Rolle für das kirchliche Leben spielen auch die Basisgemeinden. Größte Bedeutung misst der Vatikan der philippinischen Kirche für die Evangelisierung Asiens bei. Aus dem ganzen Kontinent kommen angehende Kirchenmitarbeiter zum Studium ins Land und kehren als Missionare zurück. Trotz säkularer Verfassung besitzt die katholische Kirche starken Einfluss auf das politische Leben. Boden verliert die Kirche derzeit jedoch im Bereich Familienpolitik und Sexualmoral. Gegen die Mehrheitsmeinung der Bevölkerung stemmte sie sich 2012 vergeblich gegen ein Reproduktionsgesetz, das unter anderem eine staatliche Verteilung von Verhütungsmitteln vorsieht. (KNA)
Von Steffen Zimmermann