"Ein überzeugter und überzeugender Christ"
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat Frank-Walter Steinmeier zu seinem neuen Amt als Bundespräsident gratuliert. In seinem Schreiben würdigt Marx den bisherigen öffentlichen Einsatz des früheren Außenministers Steinmeier als bekennenden Christ. Als überzeugter Europäer trete dieser "für die Überwindung von Grenzen und Mauern ebenso ein wie für die freiheitliche Ordnung, die Grundlage unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens ist". Freiheit und Verantwortung seien für Steinmeier "keine bloßen Worte", so Marx.
Steinmeier übernehme das Amt mit langjähriger Erfahrung auch in schwierigen Situationen, erklärte Marx: "Für diesen Mut und die Entschlossenheit, die Bereitschaft und die Ideen, die Sie mit dieser Aufgabe verbinden, danke ich Ihnen herzlich."
Linktipp: Der Glaube als Kompass
Frank-Walter Steinmeier ist im Glauben verwurzelt - im nüchternen evangelisch-reformierten Glauben. Zugleich ist er mit einer Katholikin verheiratet. Doch der Glaube ist für ihn mehr als bloße Privatsache.Die Kirche werde Steinmeiers Arbeit "gerne und engagiert" unterstützen, schreibt der Münchner Erzbischof weiter. "Es ist uns ein Anliegen, als starke und sichtbare gesellschaftliche Kraft unser Land mitzugestalten." Hier sehe er eine Verpflichtung der Kirche, "nicht nur von ihrem caritativen Grundauftrag her, sondern auch dann, wenn es um ethische Fragen, soziale Gerechtigkeit oder die barmherzige Fürsorge für Menschen geht, die Flucht und Vertreibung erlitten haben".
Das ZdK wünscht Segen für ein schwieriges Amt
Auch der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, gratulierte Steinmeier: "Wir freuen uns, dass mit Ihnen erneut ein überzeugter und überzeugender Christ an die Spitze unseres Staates gewählt wurde, der schon sein bisheriges gesellschaftliches und politisches Engagement aus seinem christlichen Glauben heraus gestaltet hat." Das ZdK wünsche dem zukünftigen Staatsoberhaupt Gottes Segen für das Amt in einer schwierigen Zeit. Diese fordere von allen Menschen, "glaubwürdig, mit Wahrhaftigket und Fairness für unsere Demokratie" einzustehen, so Sternberg weiter. Er hatte der Bundesversammlung selbst als Wahlmann angehört.
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, nannte Steinmeier "einen Mann des Dialogs, der seinen Gesprächspartnern mit Empathie und Offenheit gegenübertrete". Er habe zudem stets betont, dass das Existenzrecht Israels und seine Sicherheit nicht verhandelbar seien, so Schuster.
Zuvor war Steinmeier zum 12. Bundespräsident gewählt worden. Der SPD-Abgeordnete erhielt von der Bundesversammlung im Reichstag 931 der insgesamt 1.239 gültigen Stimmen. Mit rund 74 Prozent der Stimmen ist das eines der besten Wahlergebnisse. Die Amtszeit des noch amtierenden Bundespräsidenten Joachim Gauck endet nach fünf Jahren offiziell am 18. März. Steinmeiers Amtsantritt ist demzufolge der 19. März.
Lammert mahnt zur Selbstkritik
Zu Beginn der Bundesversammlung hatte Bundestagspräsident Norbert Lammert zu mehr "Selbstkritik und Selbstkorrektur" aufgerufen. Die Werte des Westens hätten nichts an ihrer Gültigkeit verloren, aber die Haltung zu den Prinzipien der Demokratie hätte sich verändert. Die westliche Staatengemeinschaft und die deutsche, liberale Gesellschaft müssten sich daher immer wieder auf Rechtstaatlichkeit und die Prinzipien einer repräsentativen Demokratie besinnen, mahnte Lammert.
Der designierte Bundespräsident und Jurist Steinmeier kommt anders als Gauck aus der aktiven Politik und hatte 2009 gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für das Kanzleramt kandidiert. Er war Vorsitzender der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag und Kanzleramtschef unter Gerhard Schröder (SPD). Zuletzt hatte er das Amt des Außenministers inne. Steinmeier ist aktiv in der evangelischen Kirche und Mitglied im Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentags. (kim/KNA)
12.02., 16:10 Uhr: Ergänzt um Stellungnahme Schusters