Eine neue Spitze für den Dom
Die tonnenschwere Spitze des Westturms in mehr als 80 Metern Höhe wird mit Hilfe eines riesigen Krans ausgetauscht. Das soll insgesamt etwa drei Wochen dauern und rund eine halbe Million Euro kosten.
Die bisherige Spitze des Westturms hat lange ausgehalten. 1774 aufgesetzt, wurde sie nach Angaben von Dombauamtsleiter Heinz Heckwolf 1845 bis auf einen Engelskopf bereits einmal komplett ausgetauscht. Die Zeit und die Witterung haben inzwischen aber deutliche Spuren hinterlassen. Geplant war der Wechsel der gut 20 Tonnen und 7,50 Meter hohen Turmspitze bei der laufenden Dom-Sanierung eigentlich nicht, wie Domdekan Heckwolf sagt. Aber: "Die Schäden am Turm waren größer als vermutet."
Simulation im Windkanal
Bereits die Vorarbeiten haben sich aufwendig gestaltet. In der eigens für die Mainzer Kathedrale eingerichteten Dombauhütte, einer speziellen Werkstätte, schlugen Steinmetze in monatelanger Arbeit eine exakte Kopie der Turmspitze. Der Sandstein stammt aus einem Steinbruch aus der Nähe von Miltenberg in Unterfranken. Mit einem Modell im Maßstab 1:40 wurde in einem Windkanal getestet, welche Kräfte in luftiger Höhe wirken.
Die alte Spitze wird nun oben auf dem Turm zersägt. Der Kran einer Spezialfirma mit einem Ausleger von etwa 60 Metern wird sie dann herunterholen und den Nachfolger nach oben hieven. "Es ist die spektakulärste Aktion. Wir machen das alle zum ersten Mal und sind dann auch entsprechend angespannt", sagt Domdekan Heckwolf.
Herausragende Bedeutung
Der rheinland-pfälzische Landeskonservator Joachim Glatz misst dem Mainzer Dom eine herausragende Bedeutung bei. "Er gehört zu den großen romanischen Kathedralen, nicht nur bei uns im Land, sondern weit darüber hinaus." Früher war das Gotteshaus eine Art Statussymbol für den Mainzer Erzbischof, der lange Zeit als mächtigster Fürst nach Kaiser oder König galt. Nicht zuletzt deshalb soll der Mainzer Dom gemeinsam mit dem Wormser Pendant zum Welterbe der Unesco aufsteigen. Dazu ist ein entsprechender Erweiterungsantrag zum romanischen Dom von Speyer in Arbeit, der bereits seit 1981 zum Weltkulturerbe zählt.
Dass Bauten wie der Dom in Mainz nach Jahrhunderten zu bröckeln beginnen, liegt auf der Hand. "Es ist völlig klar, dass diese Bauten ihre regelmäßige Pflege brauchen und dann in Intervallen auch ihre Instandsetzung", sagt Glatz. "Wir versuchen dann auch, etwaige Fehler früherer Generationen nicht mehr zu machen." Etwa beim Material.
Gotteshäuser in Dauersanierung
"Man hat in der Barockzeit, das war eine Zeit eines riesigen Baubooms, nicht den allerbesten Stein verwendet." Dennoch: "Wenn ich sehe, wie schnell etwa Büro-Neubauten salopp gesagt schlappmachen, dann ist das schon etwas, was man erst einmal nachmachen muss", meint der Landeskonservator.
Auch andere Gotteshäuser in Deutschland haben mit dem Zahn der Zeit so ihre Problemchen, sie befinden sich in einem Zustand der Dauersanierung. Der Dom in Speyer etwa habe gerade erst jahrelange Ausbesserungsarbeiten weitgehend hinter sich, sagt Glatz. Am Wormser Dom werde noch gewerkelt. Aber etwa auch für den bekanntesten Dom Deutschlands in Köln gilt das Motto: Nach den Bauarbeiten ist vor den Bauarbeiten. Wie auch in Mainz gibt es dort eine Dombauhütte, in der sich Handwerker nur um die Instandsetzung des riesigen Gotteshauses kümmern.
Von Jan Brinkhus (dpa)