Ökumenisches Dialogtreffen in Italien zu Ende gegangen

Einigung in katholisch-orthodoxer Dialogkommission

Veröffentlicht am 22.09.2016 um 18:00 Uhr – Lesedauer: 
Gottesdienst in der orthodoxen Akademie in Chania während des Panorthodoxen Konzils auf Kreta 2016.
Bild: © KNA
Ökumene

Bonn/Rom/Moskau ‐ Nach langen Verhandlungen haben katholische und orthodoxe Kirchen einen wichtigen Fortschritt in der Ökumene gemacht. Doch nicht alle Orthodoxen sehen die Annäherung positiv.

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Im offiziellen Dialog zwischen Katholiken und Orthodoxen ist es zu einer wichtigen Einigung gekommen. Die 14. Vollversammlung der Internationalen Kommission für den theologischen Dialog zwischen katholischer und orthodoxer Kirche, die am Donnerstag im mittelitalienischen Chieti (Bild) zu Ende ging, verabschiedete ein seit mehreren Jahren diskutiertes Dokument. Der Text mit dem Titel "Synodalität und Primat im ersten Jahrtausend: Auf dem Weg zu einem gemeinsamen Verständnis im Dienst der Einheit der Kirche" fand laut einer Mitteilung des Außenamts des Moskauer Patriarchats allgemeine Zustimmung.

Zwischen der katholischen und der orthodoxen Kirche bildet der Primat des Papstes eines der Haupthindernisse für eine Verständigung; zugleich ist auch innerhalb der Orthodoxie, in der dem jeweiligen Patriarchen von Konstantinopel ein Ehrenprimat zukommt, umstritten, welchen Charakter dieser hat. Innerhalb der Gemeinschaft der orthodoxen Kirchen herrscht generell das Prinzip der Synodalität für Entscheidungen von gesamtkirchlicher Bedeutung.

Wie es in der Mitteilung des Moskauer Patriarchats weiter heißt, habe die Delegation der georgisch-orthodoxen Kirche in einer eigenen Stellungnahme ihre abweichende Meinung zu einzelnen Abschnitten des Dokuments zum Ausdruck gebracht. Zudem hatte die bulgarisch-orthodoxe Kirche nach Chieti, wie auch bereits zu den vorigen Vollversammlungen, keine Vertreter entsandt. Beide Kirchen nehmen auch an anderen ökumenischen Gesprächen, darunter im Weltkirchenrat, nicht teil.

Georgischer Patriarch lehnt ökumenisches Gebet mit Franziskus ab

Die noch nicht überwundenen dogmatischen Unterschiede nannte die georgisch-orthodoxe Kirche auch als Grund, auf ein gemeinsames Gebet des Patriarchen Elias II. mit Papst Franziskus bei dessen anstehendem Besuch in Tiflis zu verzichten. Die georgisch-orthodoxe Kirche werde "in ihrer Tradition der Gastfreundschaft den Papst empfangen, und zwar wie einen Staatsführer, da er ja Souverän des Vatikan ist", hieß es in einer Mitteilung, wie die Presseagentur Kathpress am Donnerstag berichtete. Der Papst soll am 30. September im Patriarchenpalast der georgischen Hauptstadt das Kirchenoberhaupt Patriarch Elias II. und die Mitglieder des Heiligen Synods der georgisch-orthodoxen Kirche treffen.

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Der Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion Alfejew, plädierte unterdessen dafür, die nächste Phase des Dialogs dem Thema von Synodalität und Primat in der Kirche des Ostens und des Westens im zweiten Jahrtausend zu widmen. Dabei müsse auch das erst nach der Trennung von 1054 entstandene Phänomen der "Unionen" von Teilen der orthodoxen Kirche mit Rom behandelt werden. Dieses Thema sei nach wie vor ein "Stolperstein" in den orthodox-katholischen Beziehungen, so Hilarion. Die Vollversammlung beschloss, die Wahl des Themas für das nächste Treffen der Kommission dem Koordinationskomitee zu überlassen, das erst im kommenden Jahr zusammentritt.

In der Abschlussmitteilung brachte die Kommission darüber hinaus die Solidarität der Bischöfe und Theologen mit der leidenden Bevölkerung des Nahen Ostens zum Ausdruck. Namentlich wurden die beiden entführten Metropoliten von Aleppo, Boulos Yazigi – selbst Mitglied der Dialogkommission – und Mar Gregorios Youhanna Ibrahim, erwähnt. (kim/KNA)

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