"Enttäuschend und frustrierend"
Rörig warf Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) vor, in den Verhandlungen mit den Ländern über 100 Millionen Euro für einen Hilfsfonds bis heute nichts erreicht zu haben. Mit dem Geld sollen Therapien für Missbrauchsopfer bezahlt werden. Schröder hatte zuletzt dafür geworben, dass der Bund seinen Anteil von 50 Millionen Euro auch ohne Beteiligung der Länder zahlt. Mehrere Länder weigern sich, in den Fonds einzuzahlen.
Rörig betonte weiter, auch eine Gesetzesinitiative der Bundesjustizministerin, mit der die zivilrechtliche Verjährungsfrist bei sexuellem Missbrauch von 3 auf 30 Jahre verlängert werden soll, schlummere seit 20 Monaten in einem Ausschuss des Bundestags. "Weder der Ausschussvorsitzende noch die Ministerin konnten mir bisher erklären, warum das so lange dauert", beklagte der Missbrauchsbeauftragte. Das Schweigen der Regierung zu den angekündigten Hilfen nannte der Jurist unerträglich".
"Unglaubliche Defizite" sieht Rörig auch bei den Bundesländern und Kommunen. So mangele es in weiten Teilen Deutschlands an Beratungsstellen für Missbrauchsopfer. Insbesondere für Jungen und Männer sowie für Menschen mit Behinderungen und Migrationshintergrund fehle es an speziell geschulten Ansprechpartnern. Rörig fordert, die Rechte und Befugnisse des Missbrauchsbeauftragten mit einer gesetzliche Grundlage zu stärken, um ihm zu ermöglichen, auf Länder und Kommunen einzuwirken. (KNA)