Kathedrale und Benediktsbasilia zerstört, Bewohner evakuiert

Erdbeben zerstört Benedikt-Stadt Norcia

Veröffentlicht am 31.10.2016 um 15:59 Uhr – Lesedauer: 
Italien

Norcia/Bonn ‐ Die Geburtsstadt des heiligen Benedikts liegt in Trümmern. Die Basilika ist zerstört, zehntausende Menschen müssen den mittelitalienischen Ort Norcia verlassen. Auch Ordensgemeinschaften sind betroffen.

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"In Norcia hat das pulsierende Herz des Glaubens und der Kunst Europas fürs Erste aufgehört zu schlagen" – so spricht Kardinal Gianfranco Ravasi, Präsident des päpstlichen Kulturrats, sein Entsetzen über das verheerende Erdbeben in Mittelitalien vom vergangenen Sonntag auf Twitter aus. Das Epizentrum des Bebens lag sechs Kilometer nördlich von Norcia, der Geburtsstadt des heiligen Ordensgründers Benedikt. 40.000 Menschen haben ihre Wohnung verloren, die italienische Regierung ordnete noch am Tag des Bebens die Evakuierung der Stadt an.

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Unter den zerstörten Gebäuden sind auch bedeutende Kirchen, allen voran die Basilika des heilige Benedikts, die am Ort seiner Geburt gebaut wurde. Die erste Sorge der Benediktiner galt aber den Menschen in der Stadt. Keine halbe Stunde nach dem Erdbeben twitterten sie: "Mönche OK, suchen nach allen, die Sterbesakramente benötigen könnten." 

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Wie durch ein Wunder gab es trotz der verheerenden Zerstörungen bisher keine Toten. Auch den Klarissen vom Kloster Santa Maria Della Pace geht es gut. Ihr Kloster war direkt neben der Benedikts-Basilika.

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Sie konnten sich auf den Platz vor der Kirche retten, einige von ihnen gestützt von Feuerwehrleuten. Medienberichten zufolge konnten sie vorübergehend in Büroräumen des örtlichen Tierheims unterkommen.

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Nach der Räumung der Stadt haben sich die Benediktiner in Gebäude des Klosters in den Bergen über Norcia zurückgezogen. In ihrem Blog kündigen sie an, sich weiter um die Bewohner der Gegend zu kümmern: "Wir möchten unseren Freunde und Familie mitteilen, dass wir sicher sind und dass wir alles tun, um unseren Nachbarn in Not zu helfen. Bitte betet weiter für Norcia!"

Der Erzbischof der benachbarten Erzdiözese Perugia-Città della Pieve, Kardinal Gualtiero Bassetti, forderte die Priester seines Bistums auf, Gottesdienste zur Sicherheit im Freien zu feiern. Auch die Polizeistation von Norcia ist einsturzgefährdet.

Das Beben war auch in Rom zu spüren. Die Kirchen Sankt Paul vor den Mauern und San Lorenzo wurden vorübergehend geschlossen. Fachleute des Vatikan untersuchten auch den Petersdom untersucht, konnten jedoch keine Schäden feststellen, wie Radio Vatikan berichtete. Das Erdbeben vom Sonntag war bereits das dritte innerhalb kurzer Zeit. Im August starben 300 Menschen, während in der vergangenen Woche zwei kurz aufeinanderfolgende Erdstöße die Region erschüttert hatten. (Mit Material von KNA.)

Von Felix Neumann

Brief des Subpriors der Abtei Nursia

Der Subprior der Benediktinerabtei Nursia wendet sich in einer E-Mail an die Freunde des Klosters:

Liebe Freunde,

wie kann ich auch nur beginnen, die Szenen zu beschreiben, die wir gestern in Norcia gesehen haben?

Es war wie auf den Fotos der ausgebombten Kirchen im Zweiten Weltkrieg. Es erinnerte mich an all die Klosterruinen, die man in England auf dem Land sieht. Es war ein Bild der Zerstörung. Alle Kirchen in Norcia sind zerstört. Jede einzelne. Die Dächer sind alle eingestürzt. Was bleibt sind ein paar Ecksteine, eine Wand, ein Fenster, durch das die Sonne von der falschen Seite durchscheint. Innen sind nur "öde Hallen", wie Shakespeare die zerstörten Klöstern seiner Zeit beschrieb.

Das Wunder ist, dass es keine Todesopfer gegeben hat. Angst und Furcht nach den ersten Beben wirken nun wie Vorsehung in Gottes geheimnisvollem Plan, alle Bewohner aus der Stadt zu schicken. Zwei Monate lang hat er uns vorbereitet auf die komplette Zerstörung der Kirche unseres Patrons. Als es soweit war, konnten wir in den Bergen über der Stadt zusehen – entsetzt, aber in Sicherheit.

Ist es nun vorbei? Wir wissen es nicht. Es wird Jahre dauern, nicht Tage, nicht Monate, um zu verstehen. Wir betrachten und beten hier oben alle zusammen für Norcia und für die Welt. Die Priester gehen in die Stadt, um die Kranken und Obdachlosen zu besuchen. Wir sind wie immer für eure Gebete dankbar.

In Christus

Fr. Benedict, Subprior

Bischof Hanke ruft zu Hilfe und Gebet auf

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke ruft zur Solidarität mit den Betroffenen des Erdbebens auf. "Wir gedenken im Gebet der Opfer der jüngsten Katastrophen und sind zur Hilfeleistung bereit", erklärte er am Montag in Eichstätt. Nach dem Beben vom Sonntag hatten rund 40.000 Menschen ihre Häuser verlassen müssen. Zahlreiche historische Ortschaften in Mittelitalien wurden zerstört. Die deutschen Katholiken seien Italien auf vielfältige Weise besonders verbunden, sagte Hanke. Es sei ein beliebtes Urlaubsland, viele Menschen pilgerten nach Rom und an andere heilige Stätten, suchten Orte der christlichen Kunst auf. Zudem lebten viele Italiener als "geschätzte Mitbürger" in Deutschland. (KNA)