Adelaides Erzbischof Wilson lehnt Rücktritt weiter ab

Erzbischof geht nach Missbrauchsurteil in Berufung

Veröffentlicht am 04.07.2018 um 15:20 Uhr – Lesedauer: 
Australien

Adelaide ‐ Wegen Missbrauchsvertuschung ist der australische Erzbischof Philip Wilson zu einem Jahr Hausarrest verurteilt worden. Das will er nicht akzeptieren. Auch seinen Rücktritt als Bischof hält er nicht für nötig - noch.

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Der Erzbischof von Adelaide, Philip Wilson, legt Berufung gegen seine Verurteilung wegen Vertuschung von Missbrauch ein. Bis zur Entscheidung im Berufungsverfahren werde er nicht zurücktreten, teilte der 67-Jährige am Mittwoch auf der Website der australischen Erzdiözese mit.

Wilson: Will meine Rechte in Anspruch nehmen

"Ich bin mir der Rücktrittsforderungen bewusst und nehme sie sehr ernst." Er wolle aber seine Rechte in Anspruch nehmen und daher noch nicht zurückzutreten. "Sollte ich jedoch keinen Erfolg mit der Berufung haben, werde ich dem Heiligen Stuhl unverzüglich meinen Rücktritt anbieten", so Wilson. Australiens Premierminister Malcolm Turnbull hatte am Mittwoch den Amtsverzicht des Erzbischofs gefordert.

Ein Gericht in Newcastle hatte Wilson, bei dem Alzheimer in einem frühen Stadium diagnostiziert wurde, am Dienstag zu zwölfmonatigem Hausarrest verurteilt. Der Richter sah als erwiesen an, dass er als junger Priester in den 70er Jahren den Berichten zweier Messdiener über sexuellen Missbrauch durch einen anderen Geistlichen nicht nachgegangen war. Der Täter wurde 2004 verurteilt und starb 2006 im Gefängnis.

Mitte August will das Gericht entscheiden, wo Wilson seinen Hausarrest verbringen muss. Dafür kommt laut Medienberichten möglicherweise auch das Haus seiner Schwester infrage. Sollte das Gericht zu dem Schluss kommen, dass kein angemessener Ort für die Arreststrafe zur Verfügung steht, könnte Wilson sogar ins Gefängnis kommen. Das gilt jedoch als unwahrscheinlich.

Bischofsamt ruht seit Ende Mai

Es ist das erste Mal überhaupt, dass ein Bischof von einem staatlichen Gericht für die Vertuschung von sexuellem Missbrauch verurteilt wurde. Wilson lässt sein Amt als Erzbischof von Adelaide bereits seit Ende Mai ruhen. Papst Franziskus hatte Anfang Juni einen Apostolischen Administrator eingesetzt, der "für Stabilität für die Menschen der Erzdiözese in dieser schwierigen Zeit" sorgen sollte. Die Einsetzung erfolgte "sede plena" - also ebenfalls ohne den Rücktritt oder eine Amtsenthebung des bisherigen Erzbischofs. (gho/KNA)