Hamburger Oberhirte spricht über Christen in der "postsäkularen" Gesellschaft

Erzbischof Heße fordert Auseinandersetzung mit Glauben

Veröffentlicht am 08.04.2016 um 15:09 Uhr – Lesedauer: 
Stefan Heße ist Generalvikar des Erzbistums Köln.
Bild: © KNA
Flüchtlinge

Hamburg ‐ Angesichts der Zuwanderung muslimischer Flüchtlinge hat Erzbischof Stefan Heße eine neue Auseinandersetzung der Christen mit ihrem Glauben gefordert. Man könne nicht in einen Dialog über Werte treten, wenn man nichts zu sagen habe, erklärte er.

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"Viele von uns sind auf dem Niveau eines Kinderglaubens steckengeblieben", sagte Heße weiter. Christen müssten aber intellektuelle Fragen stellen, um im Glauben weiterzukommen und "auskunftsfähig" zu werden. Das sei in einer säkularisierten Umwelt nicht immer einfach: "Wir kommen aus einer christlichen Geschichte, aber so christlich sind wir nicht mehr", so der Erzbischof. Diese Tatsache müsse endlich akzeptiert werden, denn dass alles Gesellschaftliche so bleibe wie früher, sei eine "weltfremde Haltung".

Landesbischof: Gesellschaft "religiös analphabetisch"

Heßes Diskussionspartner und Kollege, der Landesbischof der evangelischen Nordkirche Gerhard Ulrich, schloss sich der Diagnose an und charakterisierte große Teile der deutschen Gesellschaft als "religiös analphabetisch". Angesichts der Flüchtlingszuwanderung nach Deutschland fügte er hinzu: "Das Lippenbekenntnis 'Unser Land wird sich verändern' lässt sich leicht abgeben." Sobald es die Deutschen dann persönlich betreffe, "wenn die Container kommen und die Bagger", wolle man das mit der Veränderung so nie gemeint haben, sagte Ulrich.

Hinsichtlich des christlichen Engagements für Flüchtlinge zog Erzbischof Heße eine versöhnliche Bilanz: "Wenn es die vielen engagierten Helfer nicht gäbe, wüsste die Politik nicht, was sie tun soll", sagte er. (KNA)