Erzbischof Heße fordert Auseinandersetzung mit Glauben
"Viele von uns sind auf dem Niveau eines Kinderglaubens steckengeblieben", sagte Heße weiter. Christen müssten aber intellektuelle Fragen stellen, um im Glauben weiterzukommen und "auskunftsfähig" zu werden. Das sei in einer säkularisierten Umwelt nicht immer einfach: "Wir kommen aus einer christlichen Geschichte, aber so christlich sind wir nicht mehr", so der Erzbischof. Diese Tatsache müsse endlich akzeptiert werden, denn dass alles Gesellschaftliche so bleibe wie früher, sei eine "weltfremde Haltung".
Landesbischof: Gesellschaft "religiös analphabetisch"
Heßes Diskussionspartner und Kollege, der Landesbischof der evangelischen Nordkirche Gerhard Ulrich, schloss sich der Diagnose an und charakterisierte große Teile der deutschen Gesellschaft als "religiös analphabetisch". Angesichts der Flüchtlingszuwanderung nach Deutschland fügte er hinzu: "Das Lippenbekenntnis 'Unser Land wird sich verändern' lässt sich leicht abgeben." Sobald es die Deutschen dann persönlich betreffe, "wenn die Container kommen und die Bagger", wolle man das mit der Veränderung so nie gemeint haben, sagte Ulrich.
Hinsichtlich des christlichen Engagements für Flüchtlinge zog Erzbischof Heße eine versöhnliche Bilanz: "Wenn es die vielen engagierten Helfer nicht gäbe, wüsste die Politik nicht, was sie tun soll", sagte er. (KNA)