Erzbischof Koch: "Berlin braucht mehr Religion"
Berlin braucht nach den Worten von Erzbischof Heiner Koch mehr Religion, als es heute hat. Er sei überzeugt, dass es keine nicht-religiösen Menschen gebe und die Grenze zwischen gläubig und ungläubig fließend sei, sagte er im Interview der Berliner Morgenpost am Sonntag. "Ich habe etliche Menschen kennengelernt, die sehr gläubig sind, obwohl sie keiner Kirche angehörten", so der Berliner Erzbischof. Die Bundeshauptstadt sei nicht religionsfeindlich, tue sich aber "mitunter schwer mit Religion."
Koch zeigte sich "begeistert" von der Ernsthaftigkeit, mit der der Glaube im Osten Deutschlands gelebt werde. Wer sich hier taufen lasse, sei Christ mit voller Überzeugung. "Für den ist das nicht irgendeine Modeerscheinung." In Berlin sollen zum Jahresende 2016 noch 24,94 Prozent der Bevölkerung entweder der evangelischen oder katholischen Kirche angehört haben. Das ergebe die Antwort der Justizsenatsverwaltung auf eine Schriftliche Anfrage des Linken-Abgeordneten Sebastian Schlüsselburg, wie "Neues Deutschland" am Donnerstag berichtete.
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Mit Blick auf die Gespräche über eine Gründung eines katholischen theologischen Instituts an der Humboldt-Universität äußerte er sich zuversichtlich. Die St. Hedwigs-Kathedrale liege direkt gegenüber. "Allein schon diese räumliche Nähe im Zusammenspiel mit Humboldt-Forum, Staatsoper und juristischer Fakultät wird sehr viel Miteinander ermöglichen."
Auch mit Blick auf das Jahr 2018 für die Hauptstadt ist Koch optimistisch, "wenn wir aufhören, uns die eigenen Fähigkeiten und Ressourcen kleinzureden". Aus der Flüchtlingskrise habe er gelernt: "Gemeinsam schaffen wir viel mehr als wir uns zutrauen". Er kenne viele Menschen in Berlin, die bereit seien, sich zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen. "Meine Zuversicht kommt aus meiner festen Überzeugung: Gott ist in dieser Stadt ganz lebendig da, für alle Menschen", so der Erzbischof. Auch, dass Deutschland noch keine Regierung habe, sei "ärgerlich, aber keine Katastrophe". Sorgen mache er sich mit Blick auf die Welt, etwa auf Nordkorea, die Entwicklung im Nahen und Mittleren Osten sowie auf die Kriegs- und Krisengebieten in Afrika. (luk)