Erzbischof kritisiert westliche Syrien-Politik
Der griechisch-melkitische Erzbischof von Aleppo, Jean-Clement Jeanbart, hat die westliche Syrien-Politik kritisiert. "Der Westen spricht so oft von Freiheit, Gerechtigkeit, Menschenrechten, sogar für den Tierschutz wird so viel getan. Und uns hier in Syrien vergisst man", sagte Jeanbart dem österreichischen Pressedienst Kathpress am Dienstag. Der Erzbischof appellierte an die Politik sowie an die kirchlichen Verantwortlichen mit Papst Franziskus an der Spitze, die in den Nahost-Konflikt involvierten Staaten dazu zu drängen, ihre geopolitischen und wirtschaftlichen Interessen hinten anzustellen und sich für die leidenden Menschen einzusetzen.
Furcht vor der Zukunft
Im Syrien-Krieg könne es keine militärische Lösung geben, so Jeanbart. Die Konfliktparteien müssten zurück an den Verhandlungstisch und Kompromisse eingehen. Da es jedoch mit den fundamentalistisch-terroristischen Gruppierungen keine Verhandlungen geben könne und moderate Rebellengruppen kaum noch eine Rolle spielten, sei die Situation "ein Dilemma".
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Die Menschen im umkämpften Aleppo lebten Tag und Nacht in Angst vor Bomben, Granaten und Terroristen, so der Erzbischof. Die Christen fürchteten sich vor der Zukunft. Dass ihre Kinder unter der Herrschaft eines islamistischen Systems leben müssten, sei eine Horrorvorstellung für die Menschen. Von den einst rund 3,5 Millionen Einwohnern seien nur noch 1,5 Millionen in der Stadt; von den 160.000 Christen noch etwa 60.000. Christliches Leben gebe es nur noch im westlichen Teil der Stadt, der von der Regierung und ihren Verbündeten gehalten wird.
Zur Aufnahme christlicher Flüchtlinge aus Syrien in westlichen Staaten äußerte sich der Bischof zurückhaltend. Er sieht darin keinen erstrebenswerten Weg. Wenn immer mehr Christen das Land verließen, sei das ein schwerwiegender Verlust für das Christentum vor Ort und für die gesamte syrische Gesellschaft, so Jeanbart. (KNA)