Lagerpfarrer über die Situation der ersten Syrer in Friedland

"Flüchtlinge brauchen Betreuung"

Veröffentlicht am 13.09.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Flüchtlinge

Friedland ‐ Die im Grenzdurchgangslager Friedland untergebrachten syrischen Flüchtlinge müssen nach Einschätzung des Lagerpfarrers Martin Steinberg intensiv psychologisch betreut werden. Viele der Neuankömmlinge stünden sichtlich unter dem Eindruck der schrecklichen Erlebnisse in ihrer Heimat, sagte der Geistliche am Donnerstag.

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Sie seien Zeugen von Entführungen, Tötungen oder anderen Verbrechen geworden. Nach dem zweiwöchigen Aufenthalt in dem niedersächsischen Grenzdurchgangslager und der Verteilung auf die Bundesländer sei deshalb systematische therapeutische Unterstützung für die Menschen erforderlich.

Am Mittwoch waren auf dem Flughafen Hannover die ersten 107 von insgesamt 5.000 syrischen Flüchtlingen eingetroffen, die Deutschland im Rahmen eines UN-Hilfsabkommens aufnehmen will. Unter den 107 Flüchtlingen sind etwa 40 Kinder. Die Neuankömmlinge seien sehr erschöpft, aber auch froh, endlich in Deutschland angekommen zu sein, sagte der Leiter der Einrichtung, Heinrich Hörnschemeyer.

Vorbereitung im Schnelldurchgang

Die Flüchtlinge werden jetzt im Schnelldurchlauf auf ihr Leben in Deutschland vorbereitet. Am Donnerstag erhielten sie zunächst etwas Taschengeld und Papiere. Anträge wurden ausgefüllt und bei Bedarf Ärzte aufgesucht. Für die erwachsenen Flüchtlinge beginnen am kommenden Montag sogenannte Wegweiserkurse, in denen sie erste Deutschkenntnisse erlangen und Informationen zu Schulen, Kitas und Behörden erhalten sollen.

Zu seiner eigenen Rolle beim Umgang mit den zumeist muslimischen Flüchtlingen befragt, sagte Lagerpfarrer Steinberg der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen : "Es gibt überhaupt keine Vorbehalte gegen mich. Unsere Angebote von der Andacht bist zum Kinderhaus sind offen. Ich glaube, die Menschen denken gar nicht über die Religion nach."

Muslime im christlichen Gottesdienst

Es komme auch vor, dass Muslime in die im Lager angebotenen christlichen Gottesdienste kämen, so Steinberg weiter. "Und: Ich habe es schon erlebt, dass Muslime mit Fluchthintergrund um die Taufe für Kinder gebeten haben, weil ihnen Christen in Notlagen geholfen hatten. Sie waren dankbar." (stz/dpa)

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