Fluglinie leitet Hotline aus Versehen auf Pfarrer um
Als "Gottes Bodenpersonal" bezeichnen sich Mitarbeiter der Kirche gerne. Nun wurde Pfarrer Markus Scheifele unfreiwillig für einen halben Tag zum Bodenpersonal der Fluggesellschaft Air Canada. Nach der Messe am vergangenen Sonntag machte Scheifele (39) sein Handy wieder an: 50 Anrufe in Abwesenheit. Allein diese Zahl ist an einem friedlichen Sonntagvormittag für ihn höchst ungewöhnlich. Zudem stammen viele der Nummern aus dem Raum Frankfurt, nicht gerade die Seelsorgeeinheit von Scheifele, der Pfarrer in Esslingen und Diözesanjugendseelsorger von Rottenburg-Stuttgart ist. Als neue Anrufe reinkommen und er sich mit "Pfarrer Markus Scheifele" meldet, legen die meisten erschrocken wieder auf.
"Wen wollten Sie denn erreichen?" fragt der Priester die weiteren Anrufer. Einer sagt, er habe die Servicehotline von Air Canada gewählt, eine andere arbeitet selbst in Frankfurt für die kanadische Fluggesellschaft und sagt, sie habe auf eine interne Durchwahl gedrückt. Langsam dämmert es Scheifele, dass etwas bei Air Canada schiefgelaufen sein muss. Aber die Fluggesellschaft selbst kann ihm zunächst auch nicht weiterhelfen. Er wurde an die IT von Air Canada verwiesen, die keinen Fehler in der Weiterleitung entdecken konnte. Die dort angegebene Nummer sei die der Fluggesellschaft gewesen. "Ich hatte ein schönes Gespräch mit diesem IT-ler aus Hessen, der sehr belustigt war und es nicht glauben konnte, dass es ausgerechnet einen katholischen Priester trifft," sagt er katholisch.de.
Scheifele nimmt die Sache mit Humor – und postet die Begebenheit gleich auf Facebook, noch während der Frankfurter Flughafen nach einer Lösung sucht. Bis dahin heiße es: "Herzlich willkommen bei der Servicehotline der Katholischen Kirche. Wie kann ich Ihnen helfen?" Generell berate er die Menschen gerne, schreibt er da. Zwar nicht mit den gewünschten Flugdaten, aber dafür mit der frohen Botschaft. Auf den Facebook-Post reagieren seine Freunde mit der Bibel ("Der Heilige Geist weht, wo ER will") und "So bekommen die Leute wenigstens mal eine vernünftige Antwort". Seine Schwester, die in Kanada wohnt, sieht es als "ein Zeichen", dass er sie besuchen kommen soll.
Kirche an einem ungewöhnlichen Ort
"Ich habe schnell erkannt, was meine Aufgabe in dem Moment ist: Den Anrufern ein freundliches Bild von Kirche vermitteln," berichtet Scheifele. So habe er "am Sonntagnachmittag vom Sofa aus" alle Gespräche freundlich und geduldig angenommen. "Die Leute hatten ja alle ein konkretes Anliegen, aber weil nun mal ein Fehler passiert ist, war ich nicht derjenige, der ihnen weiterhelfen konnte." Der junge Pfarrer freut sich, dass diese "witzige Begebenheit" in den pastoralen Prozess seines Bistums passt, der "Kirche am Ort - Kirche an vielen Orten gestalten" heißt. Die Servicehotline einer Airline sei ein eher ungewöhnlicher Ort, an dem die Kirche präsent gewesen sei.
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Von Air Canada selbst hat Scheifele bis heute nichts gehört. Das sei auch in Ordnung; er sei weder verärgert, noch erwarte er eine Entschuldigung der Fluggesellschaft oder Ähnliches. "Vielleicht bekommen sie es nun mit, wenn sie ihren Pressespiegel durchsehen," seufzt er. Am Mittwoch hatten regionale Medien über den Vorfall berichtet, am Donnerstagvormittag hatte Scheifele weitere Interviewanfragen auf dem Tisch. Die wolle er ablehnen, für ihn sei die Sache nun vom Tisch.
"Es ist schön, wenn diese Geschichte vielen Mediennutzern eine Freude bereitet, aber ich stehe auch gerne für Medienanfragen zu den anderen Themen bereit, die ich auf Facebook poste". Der Jugendseelsorger verweist dort etwa auf Angebote der Kirchen für obdachlose Kinder, auf die Präsenz der katholischen Jugend auf dem Stuttgarter CSD oder auf Initiativen seines Bistums gegen Populismus. Das ist das täglich Brot von "Gottes Bodenpersonal".