Franz Jung wirft den Anker in seinem neuen Bistum
Der künftige Würzburger Bischof Franz Jung hat knapp einen Monat vor seiner Weihe schon einmal den Anker in seinem neuen Bistum geworfen. Zunächst einmal ganz bildlich. Am Dienstag präsentierte der Pfälzer in Franken sein künftiges Bischofswappen samt Wahlspruch: "Spem ancoram animae – Hoffnung, Anker der Seele", zitiert Jung dabei aus dem Hebräerbrief (Hebr 6,19). Das Wappenschild greift den Satz auf, indem es neben dem doppelten Frankenrechen auch zwei Anker – Symbol von Jungs Geburtsstadt Ludwigshafen – zeigt, einer zum Himmel gerichtet und einer zur Erde.
Tags zuvor wurde allerdings erst noch einmal deutlich, wie verwurzelt Jung, von 2008 bis März dieses Jahres Speyerer Generalvikar, in seinem Heimatbistum war und wohl noch ist. Zum Abschied im Dom sprach Bischof Karl-Heinz Wiesemann seinem scheidenden "Alter ego" großes Lob aus. Die vielen Mitarbeiter und Gläubigen seien so zahlreich zum Abschiedsgebet gekommen, weil "sie Dank sagen möchten für den kraftvollen Einsatz, den Sie zum Aufbau der Kirche im Bistum Speyer geleistet haben".
Wiesemann lobt Jungs Realitätssinn
Besonders hob Wiesemann bei der live auf Facebook übertragenen Pontifikalvesper den Realitätssinn Jungs hervor. Seine Fähigkeit, "die Wirklichkeit so anzuschauen, wie sie ist", werde ihn zu einem geschätzten Teil des Bischofskollegiums machen, zeigte sich sein künftiger Amtsbruder überzeugt. Erneut stellte Wiesemann dabei den Strukturprozess "Gemeindepastoral 2015" als große Leistung und Vermächtnis Jungs im Bistum Speyer heraus.
Darauf kam auch der ehemalige Verwaltungschef selbst zu sprechen. Es mache ihn "sehr demütig und dankbar", dass der unter seiner Ägide entstandene Plan letztlich fast einstimmig angenommen wurde. Besonderen Dank zollte Jung dabei seinen früheren Mitarbeitern in der bischöflichen Verwaltung. Und die revanchierten sich zünftig: Schnaps, ein Paar warme Socken und einen Rosenkranz gab die Mitarbeitervertretung ihrem früheren Chef mit auf den Weg nach Würzburg.
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Wohl etwas nachhaltiger sind da die "offiziellen" Geschenke der Diözese für ihren scheidenden Geistlichen. Als Höhepunkt der Abschiedsvesper verkündete das Domkapitel die Ernennung Jungs zum Ehrendomherr. Bischof Wiesemann gab ihm zudem wine Reliquie des seligen Ordensgründers Paul Josef Nardini (1821-1862) mit auf den Weg. Jung selbst präsentierte schließlich am Dienstag ein weiteres Geschenk: ein Bischofsstab des früheren Speyerer Weihbischofs Ernst Gutting (1919-2013). Den Journalisten in Würzburg zeigte der ernannte Oberhirte auch sein Brustkreuz und den Bischofsring. Auch diese Insignien habe er nicht anfertigen lassen, sondern aus dem Nachlass des Künstlers Max Faller (1927-2012) übernommen, wie es vom Bistum Würzburg hieß.
Vorgänger weiht Nachfolger
Symbolische Kontinuität legt Jung auch mit seinem Wahlspruch an den Tag. Wie schon bei seinem Vorgänger Friedhelm Hofmann dreht dieser sich um die Hoffnung. Als sogenannter Mitkonsekrator wird der emeritierte Hofmann auch dafür sorgen, dass Jung sicher in der Apostolischen Sukzession stehen wird. Hauptzelebrant wird nach kirchlicher Tradition der Vorsteher der Kirchenprovinz, Bambergs Erzbischof Ludwig Schick sein, während Wiesemann als zweiter Mitkonsekrator ebenfalls eine liturgische Rolle spielt.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Münchens Kardinal Reinhard Marx, ist nach Angaben aus Würzburg just am Tag der Bischofsweihe wegen eines Termins in Rom verhindert. Ihn soll bei der Feier sein Vorgänger, Kardinal Friedrich Wetter, vertreten, während die Bischöfe aus Passau, Augsburg und Eichstätt persönlich anwesend sein wollen. Die weiteste Anreise aller Konzelebranten wird wohl Bischof Johannes Bahlmann aus Würzburgs brasilianischen Partnerbistum Óbidos haben, gefolgt von John Chrisostom Ndimbo, Bischof von Mbinga in Tansania. Als Vertreter des Papstes und somit der gesamten Weltkirche wird schließlich auch der Apostolische Nuntius, Erzbischof Nikola Eterovic, in Würzburg erwartet.
Trotz aller Tradition wird die Bischofsweihe Jungs am 10. Juni im Würzburger Kiliansdom auch eine Neuerung sein. Seit Matthias Ehrenfried im Jahr 1924 wurde dort kein Diözesanbischof mehr konsekriert, nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und der umfassenden Neugestaltung ist Jung damit der erste. Zuletzt empfing der derzeitige Diözesanadministrator Ulrich Boom dort im Jahr 2009 als Weihbischof die höchste Stufe des Weihesakraments.
Und noch etwas wird unter dem künftigen Bischof Jung zumindest vorübergehend anders sein. Denn wie er dieser Tage der Zeitung "Rheinpfalz" erklärte, soll das Bischofspalais vorerst unbewohnt bleiben. Dort müsse für ihn erst eine geeignete Wohnung eingerichtet werden. In dieser will der künftige Bischof dann auch keine Schwesterngemeinschaft mehr anstellen, sondern nur noch eine Haushälterin. Für den Übergang ziehe er zunächst in eine Wohnung des Domkapitels. Der spätere Umzug dürfte allerdings verschmerzbar sein: Die Übergangswohnung liegt direkt gegenüber des Bischofshauses am Kardinal-Döpfner-Platz. Dort kann Jung also schon einmal getrost den Anker werfen.