Dompropst von Holtum über Papst Franziskus und den Karlspreis

"Franziskus setzt Zeichen"

Veröffentlicht am 23.12.2015 um 16:59 Uhr – Von Felix Neumann – Lesedauer: 
"Franziskus setzt Zeichen"
Bild: © KNA
Karlspreis

Bonn ‐ Der Karlspreis für Verdienste um Europa geht an einen Argentinier: Papst Franziskus. Dompropst Manfred von Holtum vom Direktorium des Karlspreises erzählt, wie es zur Entscheidung kam – und ob der Papst vielleicht doch noch nach Aachen kommt.

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Frage: Herr Dompropst von Holtum, ausgerechnet der erste Papst seit über 1000 Jahren, der nicht aus Europa kommt, erhält einen Preis für Verdienste um Europa und die europäische Einigung. Wie passt das?

von Holtum: Entscheidend ist die Botschaft, die Papst Franziskus in die Kirche und in die Welt sendet. Papst Franziskus macht Mut, er ist ein Mann, der Hoffnung macht – geraden den Armen und Bedrängten. Und er setzt Zeichen: Ich denke an Lampedusa, wo er gesagt hat, dass das Mittelmeer nicht zum Massengrab der Flüchtlinge werden darf. Hier ist seine Botschaft in Blick auf das Zusammenstehen Europas außerordentlich wichtig.

Frage: Wie kam es zur Entscheidung? Wurde lange über den Preisträger diskutiert?

von Holtum: Ich bin erst seit einem Jahr Mitglied im Karlspreis-Direktorium. Natürlich verläuft der Meinungsbildungsprozess über viele Sitzungen. Man hält Ausschau nach möglichen Preisträgern, sammelt neue Ideen und Perspektiven, diskutiert intensiv. Das war auch bei Papst Franziskus der Fall.

Dompropst Manfred von Holtum
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Dompropst Manfred von Holtum wurde 1944 in Krefeld-Traar geboren und war Generalvikar des Bistums Aachen. Seit einem Jahr ist er Mitglied des Direktoriums der Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen.

Frage: Und dann muss der Preisträger auch noch ja sagen ...

von Holtum: Was hier geholfen hat, war die Vermittlung durch Kardinal Walter Kasper. Er hat Papst Franziskus verdeutlicht, welche Bedeutung der Karlspreis für Europa und die europäische Einigung hat.

Frage: Wie steht Franziskus zu Europa? Was bedeutet ihm das Projekt der europäischen Einigung?

von Holtum: Ich glaube, dass das für ihn ein sehr wichtiges Projekt ist. Vor dem Europäischen Parlament hat er eine sehr bedeutende Rede gehalten, in der er Europa ins Gewissen geredet hat in Hinblick auf die europäischen Werte, die aus der christlichen Tradition abzuleiten sind. Auch die Frage nach der Bewahrung der Schöpfung und die Option für die Armen, die er immer wieder anspricht, sind wichtig für die Zukunft Europas.

Frage: Zur Freude über den Preis kommt auch ein kleiner Wermutstropfen: Der Papst kommt nicht nach Aachen zur Verleihung. Haben Sie es denn versucht?

von Holtum: Natürlich! Wir hatten den Wunsch, dass er den Karlspreis in Aachen entgegennimmt. Aber wir haben auch Verständnis, dass die Preisverleihung in Rom ist. Auch Rom ist mit Karl dem Großen verbunden: Papst Leo III. krönte ihn dort am Weihnachtsfest des Jahres 800, am 25. Dezember, zum Kaiser. Aber wenn ich die Gelegenheit habe, möchte ich Papst Franziskus gerne in den Aachener Dom einladen – er weiß wahrscheinlich gar nicht, was ihm sonst entgeht.

Karlspreis für Franziskus

Es ist eine der höchsten Ehrungen, die in Europa vergeben werden: Der Internationale Karlspreis. Franziskus erhält den Preis "wegen seiner herausragenden Botschaften und Zeichen, die sein Pontifikat für Frieden und Verständigung, für Barmherzigkeit und Toleranz, Solidarität und Bewahrung der Schöpfung setzt."
Von Felix Neumann