Frauen in die Spitze
Und doch betonen viele Kirchenmänner - beim Papst angefangen - immer wieder, wie wichtig Frauen für die Kirche sind. Seit neuestem wird sogar in der Vatikanzeitung über eine Aufhebung des Predigtverbots nachgedacht. Die deutschen Bischöfe wollten es nicht bei netten Worten belassen und beschlossen bei ihrer Frühjahrsvollversammlung 2013 in Trier, mehr Frauen für kirchliche Leitungspositionen gewinnen zu wollen. Für alle natürlich, die nicht zwingend mit dem Weiheamt verbunden sind.
Was daraus geworden ist, soll nach fünf Jahren bilanziert werden. Daher liegen derzeit noch keine offiziellen Zahlen vor. Auf eine Umfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) antworteten im vergangenen Jahr 13 der 27 Bistümer. Alle gaben an, mindestens eine Frau in einer oberen oder mittleren Leitungsposition zu beschäftigen. Durchschnittlich waren es demnach mehr als 10 pro Bistum.
Bischof Oster bringt Frauen in die Spitze
Besonders aktiv in der Frauenförderung waren offenbar die Bischöfe, die neu in ein Bistum berufen wurden. In Passau etwa trat Bischof Stefan Oster im April 2014 sein Amt an und berief im Mai Monika Zieringer zur Leiterin der Pressestelle. Als Ordinariatsrätin hat sie Sitz und Stimme im wichtigsten Beratungsgremium des Bistums. Ebenfalls in Passau übernahm im Juli 2015 die Justiziarin der Diözese die Kanzlerschaft. Antonia Murr ist die erste Frau in der Bistumsgeschichte an der Spitze einer Hauptabteilung.
Im September 2014 wurde Kardinal Rainer Maria Woelki Erzbischof von Köln. Im April 2015 ernannte er Petra Dierkes zur ersten Leiterin der Hauptabteilung Seelsorge. Im September folgte die Berufung von Bernadette Schwarz-Boenneke zur Hauptabteilungsleiterin für den Bereich Schule und Hochschule. Schon als Erzbischof in Berlin hatte Woelki ab 2011 mehrere Frauen in Leitungspositionen berufen. Kein Einzelfall, wie die letzte offizielle Statistik der Bischofskonferenz belegt: Zwischen 2005 und 2012 stieg der Frauenanteil in oberen Leitungsebenen von 5 auf 12,7 Prozent, in der mittleren Führungsebene von 13 auf 19,2 Prozent.
Pastoral war Sache der Priester
Bereits 2002 machte Bischof Franz-Josef Bode Daniela Engelhard zur Leiterin des Seelsorgeamts im Bistum Osnabrück. "Damals war ich eine Exotin", resümiert Engelhard ihre Anfangszeit. In Deutschland habe es nur eine weibliche Kollegin im Bereich des Seelsorgeamtes gegeben. Die Bereiche Seelsorge und Pastoral waren Priestern vorbehalten.
Linktipp: "Mehr auf den Rat von Frauen hören"
Seit 13 Jahren ist die Journalistin und Autorin Gudrun Sailer Redakteurin bei Radio Vatikan. Vor kurzem hat sie ein Buch mit dem Titel "Papst Franziskus. Keine Kirche ohne Frauen" herausgegeben. Zum Weltfrauentag spricht sie im Interview über hierarchisches Denken, das Kirchenrecht und die Rolle der Frauen in der katholischen Kirche.Ihrer Situation war sich Daniela Engelhard immer bewusst. "Es hat mir aber keine Probleme bereitet", erklärt sie. Grundsätzlich wurde sie von Kollegen und der Gemeinde offen aufgenommen; auch, wenn es für einige "gewöhnungsbedürftig" war, dass eine Frau diese Position bekleidet. "Ich habe aber sehr schnell erleben können, dass die Menschen sich daran gewöhnen." Vor allem durch die Zusammenarbeit mit Frauen würden Barrieren abgebaut.
Auch wenn es heutzutage alltäglicher ist, dass Frauen kirchliche Leitungspositionen besetzen, bleibt für Daniela Engelhard die Entwicklung in diesem Bereich eine wichtige Aufgabe. Denn Frauen, die kirchliche Führungspositionen übernehmen wollen und können, fallen nicht vom Himmel. Es brauche Weiterbildungsseminare und Führungskurse, vor allem aber die Ermutigung für Frauen, eine Leitungsposition anzustreben.
Diözesen bieten Mentoring für Frauen an
Die Bistümer Aachen, Bamberg, Essen, Hamburg, Hildesheim, Köln, Limburg, München und Freising, Münster und Trier bieten daher jetzt auch ein Mentoring-Programm für Frauen an, um sie auf Führungsaufgaben in der Kirche vorzubereiten. Erste Erfahrungen daraus sollen auch schon in die Evaluation in gut zwei Jahren einfließen.