Wie die Bibelstelle vom Emmausgang heute noch helfen kann

Freunde aller Traurigen

Veröffentlicht am 28.03.2016 um 00:01 Uhr – Von Agathe Lukassek – Lesedauer: 
Ostermontag

Bonn ‐ Zunächst sind sie traurig und niedergeschlagen, doch durch die Begegnung mit Jesus schöpfen sie neue Hoffnung: Kleopas und der andere Jünger aus dem Evangelium am Ostermontag werden durch ihren Gang nach Emmaus zu Boten echten Trostes und tiefer Freude.

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Hier setzt das Evangelium vom Emmausgang ein: Kleopas und ein weiterer Jünger sind unterwegs nach Emmaus, das etwa elf Kilometer (60 Stadien) von Jerusalem entfernt liegt. Dass das kein unbeschwerter Spaziergang ist, wird schon im zweiten Satz deutlich, wenn es heißt, dass sie über alles sprachen, was sich in den vergangenen Tagen ereignet hatte: Die Abschiedsreden Jesu, das letzte Abendmahl, der Verrat durch Judas und dann die Gefangennahme, Kreuzigung und Grablegung Jesu.

Was hinter ihnen liegt, ist eine angstvolle Zeit, das Mit-Leiden und die Trauer um ihren Meister. Doch auf dem Weg geht es nach vorne. Jesus kommt hinzu und klinkt sich ins Gespräch ein. Sie erkennen ihn nicht und merken auch nicht, dass der, um den sie trauern, bereits bei ihnen ist, als sie ihm die ganze Geschichte erzählen. "Sie waren wie mit Blindheit geschlagen", heißt es in der Bibel zu der Traurigkeit, die ihr Herz verschloss. Die beiden erzählen dem vermeintlich Fremden, dass sie sich von Jesus die Erlösung Israels erhofft haben.

Sie berichten sogar, dass einige Frauen bereits bezeugt haben, dass Jesus lebe. In dem Moment rüttelt sie dieser zum ersten Mal mit einem "Begreift ihr denn nicht?" auf. "Musste nicht der Messias all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen?" Wohl spätestens ab hier wandelt sich ihr niedergeschlagener Gang in einen Weg der Hoffnung.

Bild: ©Renáta Sedmáková/Fotolia.com

Kleopas und der andere Jünger erkennen in Emmaus den auferstandenen Jesus an der Geste des Brotbrechens.

Später werden die beiden Freunde sich gegenseitig versichern, dass ihnen "das Herz in der Brust brannte", als Jesus mit ihnen redete und ihnen darlegte, was über ihn schon in den Schriften des Alten Testaments prophezeit war. Es ist ein erstes Anzeichen für einen inneren Wandel. Aber erst am Abend als sie zur Ruhe kommen und sich mit ihrem Gast zu Tisch setzen, passiert es: Jesus nimmt das Brot, spricht den Lobpreis, bricht es und gibt es ihnen. Da erkannten sie ihn und es wurde den Jüngern klar, dass Jesus, von dem sie dachten, er sei tot und fern, nun auf eine neue Weise da ist.

Nach diesem Moment des Erkennens "sahen sie ihn nicht mehr", steht im Lukasevangelium. Aber sie sind dennoch nicht mehr allein. Als Jesus vor der Haustür zunächst so tat, als wollte er weiter gehen und sie den Fremden zum Bleiben drängten,  heißt es weiter: "Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben." Und als er das Brot teilt, handelt er eher wie der Gastgeber, nicht wie der Gast der beiden Jünger. Als erkennbar wird, dass die Jünger wieder dasselbe erleben und fühlen wie beim Letzten Abendmahl wenige Tage zuvor, ist Jesus selbst das Brot, das er bricht und weitergibt.

Linktipp: Jesus ging mit ihnen

Das Evangelium vom Ostermontag handelt vom "Emmausgang". Zwei Jünger Jesu treffen unterwegs den auferstandenen Christus - allerdings erkennen sie ihn zunächst nicht. Lesen Sie hier die Stelle aus dem Lukasevangelium nach.

"Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt," heißt es bei Johannes 15,13. Jesus hat sein Leben auch für seine Freunde gegeben und als die beiden Jünger ihn in Emmaus erkennen, führt das zu einem Wandel in ihnen. Die beiden zunächst niedergeschlagenen Männer schöpfen Hoffnung und brechen sofort zurück zu den anderen Jüngern nach Jerusalem auf.

Diese Erzählung ist spannend aufgebaut: Während der Leser weiß, dass der auferstandene Jesus mitläuft, kann er verfolgen, wie den Jüngern langsam die Augen aufgehen. Die Geschichte gehört bis heute für viele Christen zu ihren liebsten Bibelstellen. Kein Wunder, denn Kleopas und der andere Jünger werden in diesen Zeilen allen Menschen, die traurig sind, zu Freunden. Und sie sind Boten der Hoffnung, von echtem Trost und tiefer Freude.

Von Agathe Lukassek