Für den Dauereinsatz bereit
So ähnlich verlief das schon ein paar Jahre zuvor. Sowohl den neuen Jugendkatechismus als auch das Jugendgebetsbuch von "Youcat" hatte ich gleich nach ihrer Veröffentlichung bestellt. Ich war gespannt darauf, was beide Bücher wirklich drauf haben, mit denen sich meine Kirche an eine so oft unerreichte Zielgruppe wendet: die Jugend. Sieht man auf die Zahlen, scheint das Ziel erreicht: Allein der "Youcat"-Katechismus, der seit 2010 auf dem Markt ist, erreichte bisher eine Auflage von fast sechs Millionen Büchern. Damit ist er schon heute, nach der Bibel, das meistverbreitete katholische Buch auf der Welt. Er liegt aktuell in 39 Sprachen vor.
Neue Bücher - ganz gleich welches literarischen Genres - durchlaufen bei mir immer eine Prozedur. Bücher will ich lesen, dabei haben und unterwegs auskramen können. Sie müssen vor allem in meinen Alltag passen. Fast alle sind voll mit Notizen, Unterstreichungen, Ausrufezeichen, Zetteln und Kreuzchen. Also wiege ich die "Youcat"-Bibel zunächst in der Hand, drehe sie nach links und rechts, blättere zigmal von hinten nach vorn und andersherum, fingere an einzelnen Seiten, lege sie aufgeschlagen auf den Tisch, mache Leseproben. Teil eins der Prozedur besteht die "Youcat"-Bibel souverän. Kaum höher und breiter als ein A5-Blatt und rund zweieinhalb Zentimeter dick passt sie in alle Taschen, Rucksäcke, Reisekoffer und Autoablagen. Sie wirkt robust und solide, für den Dauereinsatz im Alltag bereit.
Farbenfrohe Entdeckungsreise
Wie gut und schnell komme ich aber ins Buch hinein, seinen Inhalt, Zeile um Zeile? Hält es mich fest? Teil zwei der Prozedur hat begonnen. Ich intensiviere die Leseproben, folge den Symbolen auf den Seiten mit Gebrauchshinweisen, steige in die Illustrationen von Alexander von Lengerke ein und lasse die verschiedenen, meist farbigen Fotos und ihre Motive, Gesichter und Botschaften auf mich wirken. Davon ist die "Youcat"-Bibel voll. Alle anderen klassischen Bibelausgaben können da nicht mithalten. Was auf den ersten Blick ein wenig unruhig und viel erscheint, erlebe und erfahre ich bald als eine Entdeckungsreise.
Seite 136: die Bücher der Makkabäer. Als Nichttheologe muss ich das Wort konzentriert Silbe für Silbe lesen. Auf der anderen Seite sehe ich jedoch das Foto einer Frau, die ich wiedererkenne: Sophie Scholl. Am 22. Februar 1943 wurde sie als "Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus hingerichtet", lese ich gleich unter einem großen roten Anführungszeichen. Mit diesem Symbol werden im "Youcat" Menschen vorgestellt und mit dem jeweiligen Text in Verbindung gebracht, die sich mit der Bibel auseinandergesetzt haben - Zitate von Christen und Nichtchristen. Ein andermal führt mich die Lektüre vom Bibeltext direkt zu einer hilfreichen Erklärung aus der Bibelwissenschaft (roter Pfeil als Symbol am Seitenrand).
Linktipp: "Ein Buch wie Feuer!"
Papst Franziskus hat ein sehr persönliches Vorwort für die neue "Youcat"-Jugendbibel geschrieben. Darin bezeichnet er seine eigene Bibel als seinen "kostbarsten Schatz". Gleichzeitig warnt er vor den Gefahren, die von der Heiligen Schrift ausgehen.Insgesamt acht verschiedene Symbole helfen auf unterschiedliche Weise, dem Text zu folgen, ihn zu vertiefen, zu kontextualisieren und zu betrachten. Zu Geschehnissen der Vergangenheit werden aktuelle Bezüge hergestellt. Selbst Jahrtausende alte Gedichte und Weisheiten wirken auf diese Weise entstaubt und lebensnah. Gerade das Handeln und die Beweggründe der Menschen damals erscheinen somit in einem neuen Licht, liegen nun nicht mehr unerreichbar und kaum verständlich weit weg und zurück. Die aktuellen Bezüge zeigen wiederum eine innere geistige Kontinuität auf, die das Judentum und das Christentum miteinander verbindet und auf ein großes geistiges und geistliches, letztlich auch kulturelles Erbe verweist. Daraus können konkrete Anknüpfungspunkte für ein Wirken im Hier und Jetzt entstehen.
"Wenn ihr etwas für junge Leute machen wollt, müsst ihr es mit ihnen machen!", soll der Wiener Kardinal Christoph Schönborn, einer der Initiatoren des "Youcat"-Projekts, gesagt haben. Die Art, wie das Buch der Bücher in der "Youcat"-Bibel vermittelt wird, dürfte nicht nur für junge Leute interessant und hilfreich sein, sondern allen Lesergenerationen einen neuen Zugang zur Bibel geben. Ein Zugang, der schließlich Wege ebnet zu einem aktualisierten Verständnis des christlichen Glaubens insgesamt.
Vorwort von Papst Franziskus
Beim Kreuz-und-quer-Lesen der "Youcat"-Bibel blieb es bei mir schließlich nicht. Ihr fast interaktiver Aufbau brachte mich in Schwung, regte zum Nachdenken an, und weckte die Phantasie und das Interesse, immer tiefer in den Inhalt eintauchen zu wollen. Die "Youcat"-Bibel umfasst auf ihren 432 Seiten eine Auswahl von Texten der ökumenischen Einheitsübersetzung der Bibel. Die Auswahl gibt zentrale Texte der Heiligen Schrift wider. Renommierte Theologen und Religionspädagogen waren daran beteiligt. Das Vorwort schrieb Papst Franziskus persönlich. "Ich lebe aus ihr", "sie ist mein kostbarster Schatz", schreibt er eindrucksvoll über seine eigene Bibel und legt den Jugendlichen nahe, dieses "gefährliche Buch wie Feuer", durch das Gott zu uns spricht, unbedingt zu lesen.
Die neue Jugendbibel ist ein Werk der "Youcat Foundation" und kostet im Handel 14,99 Euro. Für 2016 sind Ausgaben in 20 Sprachen geplant. Alles deutet darauf hin, dass auch sie viele Leser finden wird.