Innenminister streitet Vorstoß ab - ZdK-Präsident bleibt dabei

Für oder gegen den muslimischen Feiertag?

Veröffentlicht am 18.10.2017 um 11:33 Uhr – Lesedauer: 
Politik

Bonn ‐ In der Debatte um einen muslimischen Feiertag geht weiter: Während Innenminister de Maizière einen Vorstoß abstreitet, bleibt ZdK-Präsident Sternberg bei seiner Haltung und beklagt die Reaktionen.

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Die Debatte um eine mögliche Einführung eines muslimischen Feiertags in Deutschland nimmt neue Wendungen. Der Auslöser der jüngsten Diskussion, Bundesinnenminister Thomas de Maizière, stritt am Dienstag ab, einen entsprechenden Vorschlag gemacht zu haben. "Ich werde auch keinen solchen Vorschlag machen", schrieb er in einer persönlichen Stellungnahme. Bei seinem Vortrag in Wolfenbüttel in der vergangenen Woche habe er zwar erklärt, dass man über muslimische Feiertage diskutieren könne. Zugleich habe er aber betont, dass "unsere Kultur und damit auch unsere Feiertag christlich geprägt und begründet" bleiben müssten.

Noch am Dienstag hatte sich der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, in der "Passauer Neuen Presse" wohlwollend über die Idee eines muslimischen Feiertags geäußert. Er sehe darin kein Problem für die christliche Kultur im Land. Christliche Feiertage würden weniger durch eine Einführung eines muslimischen Feiertages gefährdet, sondern dadurch, dass immer weniger Menschen etwas mit diesen Tagen anfangen könnten, so Sternberg. Nach kritischen Reaktionen auf seine Aussagen erklärte er in einer Stellungnahme am Mittwoch weiter, dass er damit einen muslimischen Feiertag weder gefordert habe noch einen solchen anregen wolle. Vielmehr habe er dafür plädiert, die muslimische "Festkultur selbstverständlicher zur Kenntnis" zu nehmen.

CSU-General Scheuer zeigt sich "fassungslos"

Erheblichen Widerspruch erhielt Sternberg von CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer. Dieser zeigte sich am Dienstag auf Twitter "tief bestürzt, ja fassungslos, dass sich jetzt auch noch die Spitze des Zentralkomitees der Katholiken für einen Islam-Feiertag ausspricht". Er sei "felsenfest sicher", dass die Christen in Deutschland mehrheitlich anders denken würden. Christliche Feiertage seien Bestandteile der deutschen Leitkultur, schrieb Scheuer weiter. Zugleich warnte er: "Bedenke das Ende bei all dieser Beliebigkeit. Mit der CSU wird es keinen Islam-Feiertag geben."

Linktipp: De Maizière ist offen für muslimischen Feiertag

Zur Einführung eines muslimischen Feiertags in Deutschland zeigt sich Innenminister Thomas de Maizière gesprächsbereit. In seiner Rede sprach er zugleich über die Zukunft der christlichen Feiertage.

Jenseits der politischen Debatte beklagte das ZdK am Mittwoch wütende Reaktionen auf die Aussagen Sternbergs auch von Privatpersonen. So habe nach deren Veröffentlichung das Telefon stundenlang nicht mehr still gestanden, wie ein Sprecher in der "Passauer Neuen Presse" zitiert wird. Es habe einen Sturm der Entrüstung gegeben und "Kübel voll Dreck".

Grünen-Chef Özdemir: Kein Bedarf an neuen Feiertagen

Grünen-Chef Cem Özdemir sagte der Zeitung unterdessen, er sehe generell keinen Handlungsbedarf. "Muslime können sich heute schon an Feiertagen freinehmen." Ähnlich äußerte sich der stellvertretende CDU-Vorsitzende Volker Bouffier gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe. In einer Umfrage für die "Bild"-Zeitung sprachen sich sieben von zehn Befragten (70,1 Prozent) gegen die Einführung islamischer Feiertage aus, nur jeder 13. Bundesbürger (7,8 Prozent) war dafür. Nach den jüngsten Schätzungen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge leben in Deutschland etwa 4,4 bis 4,7 Millionen Muslime, was etwa 5,5 Prozent der Bevölkerung entspricht. (kim/KNA)