Für viele ist er einfach der "Theo"
Für viele Menschen ist er einfach der "Theo" - und Seelsorger mit großer Nähe zu den Menschen. Dabei bekleidet Theo Paul eines der Spitzenämter in der katholischen Kirche Deutschlands. Als Stellvertreter von Bischof Franz-Josef Bode leitet er die Verwaltung im Bistum Osnabrück. Am 1. Januar - fünf Tage nach seinem Geburtstag - steht der dann 63-Jährige 20 Jahre an der Spitze des Generalvikariats. Er ist damit der dienstälteste Generalvikar in Deutschland.
Zahlreiche weitere Ämter bescheren ihm einen stets vollen Terminkalender. So kümmert er sich als Vorsitzender des Katholischen Krankenhausverbands Deutschland (KKVD) um die Belange der kirchlichen Kliniken, die oft mit dem finanziellen Überleben zu kämpfen haben. Zudem sitzt er dem Verwaltungsrat des weltweit tätigen Bischöflichen Hilfswerks Misereor vor.
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Seit 25 Jahren ist Franz-Josef Bode Bischof von Osnabrück. Das feierte er am Sonntag mit einem Festgottesdienst im Dom. Mit dabei waren viele prominente Gratulanten. (Artikel von September 2016)Paul wurde am 27. Dezember 1953 in Bad Laer im Landkreis Osnabrück geboren. Nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann im nahen Mettingen machte er sein Abitur und studierte dann Theologie in Frankfurt und Münster. Am 12. Dezember 1981 empfing er die Priesterweihe. Zunächst wirkte er als Kaplan in Meppen und Haren und dann als Pfarrer in Lemförde am Dümmer See. Er wurde bald Frauenseelsorger, Leiter der Abteilung Erwachsenenpastoral im Generalvikariat und Geistlicher Beirat der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB). Mit Wirkung vom 1. Januar 1997 berief ihn Bode ins Amt des Generalvikars.
Der Chef besucht am Krankenbett
Was Menschen als erstes auffällt, wenn sie Paul begegnen, ist sein Lächeln. Zusammen mit seiner ruhigen Art zu sprechen und seinem leicht schelmenhaften Blick ist es die Aufforderung: Erzähl mir von Dir. Zum Generalvikar darf jeder kommen, heißt es aus seiner Umgebung, er habe ein offenes Ohr für alles und jeden. Bedienstete im Generalvikariat erzählen sogar von Besuchen ihres Chefs am Krankenbett. Nicht zuletzt Journalisten schätzen seine offene Art. Auch ihr Metier kennt Paul genauer. Er ist Aufsichtsratsvorsitzender der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Als Vorsitzendem des Krankenhausverbands und mehr noch als Seelsorger liegen Paul das Wohl und die Würde des Patienten am Herzen - für ihn ein "unverzichtbarer Kernauftrag" des Christentums. "Die Verkündigung Jesu ist ohne Krankenheilung oder Dienst an den Kranken nicht zu verstehen." Im Verdrängungswettbewerb der Kliniken untereinander versucht Paul die 400 katholischen Krankenhäuser zu stärken. Denn sie stellten in besonderer Weise den Patienten in den Mittelpunkt ihres Handelns, argumentiert er. Und er warnt immer wieder vor weiterer Ökonomisierung und Gewinnmaximierung zulasten der Patienten.
Nicht weniger engagiert setzt sich der Geistliche für die Umwelt ein. Um die Folgen des Klimawandels abzumildern, fordert er Wissenschaft und Wirtschaft auf, ihre Kompetenz etwa im Bereich regenerativer Energien besser einzubringen. Zudem sollte jeder einzelne Bürger sein Ernährungs- und Freizeitverhalten überprüfen. Auch die Kirche könne das ihre dazutun, wenn sie dafür eintrete, dass die Erde kein Gebrauchsgegenstand sei.
Persönlich setzt sich der Generalvikar für Flüchtlinge ein. Als die Bilder von den an der griechisch-mazedonischen Grenze bei Idomeni gestrandeten Menschen in den Medien kursierten, holte eine von ihm maßgeblich unterstützte Initiative 50 von ihnen nach Deutschland. Zusammen mit Bischof Bode, mit dem ihn auch eine Freundschaft verbindet, fördert Paul Integrationsmaßnahmen. Beide warnen vor einem Stimmungsumschwung und den Kräften, "die sich anders entwickeln".
Dialogbereit zu sein und selbst existenzielle Fragen zu stellen, gehört nach Worten Pauls zur christlichen Grundhaltung. In einer persönlichen Krise habe ihm die Frage Jesu "Warum habt ihr solche Angst?" an die Jünger am See Genezareth geholfen, neues Vertrauen in Gottes Liebe zu finden. Wer sich solchen Fragen Jesu stelle, könne viel von seiner Energie erfahren, so Paul. Er müsse aber auch den Mut aufbringen, sich mit der eigenen Schwäche und Kleingläubigkeit zu konfrontieren.