"Woche der Brüderlichkeit 2016" eröffnet

Gauck warnt vor wachsender Unbarmherzigkeit

Veröffentlicht am 06.03.2016 um 15:25 Uhr – Lesedauer: 
Religionen

Hannover ‐ Wer die eigenen Werte mit Hassparolen verteidigt, der hat schon verloren, betonte Bundespräsident Gauck bei der Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit. Doch die Religionsfreiheit dürfe auch keine Freiheit zur Werbung für Terror werden.

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Der Bundespräsident sprach bei der zentralen Eröffnungsveranstaltung zur bundesweiten Woche der Brüderlichkeit. Die Reihe wird vom Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit organisiert, sie soll den religiösen Dialog stärken und ein Zeichen gegen Antisemitismus und Fremdenhass setzen. Unter dem Motto "Um Gottes Willen" richtet sie sich in diesem Jahr gegen den Missbrauch von Religion. Bis zum 13. März sind dazu deutschlandweit Veranstaltungen geplant.

"Schreckenstaten vorgeblich im Namen Gottes"

"Zu unseren Werten gehört auch die Religionsfreiheit", sagte Gauck. "Das ist eine der großen zivilen Errungenschaften der Geschichte." Freiheit der Religion sei aber selbstverständlich keine Freiheit zur Werbung für Terror oder die Unterdrückung von Frauen. "Gehört es nicht zu den deprimierendsten Erfahrungen der Gegenwart, dass in unseren Tagen ungeheuerliche Schreckenstaten verübt werden, vorgeblich im Namen Gottes?", sagte der Bundespräsident.

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Seit über 30 Jahren setzt sich der Erziehungswissenschaftler und Buchautor Micha Brumlik für die Verständigung zwischen Christen und Juden ein: 2016 erhielt der deutsch-jüdische Publizist dafür die Buber-Rosenzweig-Medaille.

Bei der Veranstaltung wurde der jüdische Erziehungswissenschaftler und Publizist Micha Brumlik für seinen Einsatz für die Verständigung zwischen Juden und Christen ausgezeichnet. Der 68-Jährige erhielt die Buber-Rosenzweig-Medaille. Brumlik sei ein unermüdlichen Aufklärer und Kämpfer gegen Vorurteile und Antisemitismus, lobte Gauck. Brumlik lehrte bis 2013 als Professor an der Universität Frankfurt am Main.

Die Botschafterin für das Luther-Jahr 2017, Margot Käßmann, würdigte in ihrer Laudatio Preisträger Brumlik, als "Querdenker" in einer Zeit, "die zu Anpassung und Mainstream neigt". Diese Kraft des "kreativen und kritischen Denkens" sei es auch, die "gegen Fundamentalismus" helfen könne, so die evangelische Theologin.

Der Preis ist nach den jüdischen Philosophen Martin Buber (1878-1965) und Franz Rosenzweig (1886-1929) benannt, er wird seit fast 50 Jahren vom Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit verliehen. Darin sind mehr als 80 Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit zusammengeschlossen. Ihnen gehören 20.000 Mitglieder an. Der 1949 gegründete Rat sitzt in Bad Nauheim, Schirmherr ist traditionell der Bundespräsident. (luk/dpa/KNA)