Gebet statt Erdogan-Gegendemo
"Aber warum nun die Anhänger von Herrn Erdogan hier demonstrieren sollen, für oder gegen wen, das verstehe ich nicht." In der Stadt gebe es ein gutes Miteinander, auch zwischen den Religionen. "Und da ist plötzlich dieser Keil, der dazwischen getrieben ist - oder neu getrieben wird durch diese Demonstration." Kleine warnte im Interview vor einem "Riss" in der türkischen Gemeinde. Die Polizei rechnet für die Kundgebung am Sonntag in der Domstadt mit rund 30.000 Teilnehmern.
Für die Kirchen gelte es, aufzustehen und zu benennen, was es an der Politik Erdogans zu kritisieren gebe. Am Sonntag rufe sie jedoch zu Gebeten für ein friedliches Miteinander auf, so der Domdechant. "Ich denke manchmal, es ist ganz gut, wenn man Sachen nicht mit einer Gegendemonstration noch einmal aufwertet." Alle Gottesdienste im Dom sollten wie geplant stattfinden; auch für die Sicherheit seien keine Änderungen geplant. "Natürlich werden wir wachsam sein, was sich um den Dom herum abspielt", fügte Kleine hinzu.
Am Kölner Rheinufer wollen Erdogan-Anhänger gegen den Putschversuch in der Türkei vor gut zwei Wochen demonstrieren. Vier Gegenkundgebungen sind angemeldet, darunter eine von Rechtsextremen. Mehrere Politiker hatten zuletzt davor gewarnt, innenpolitische Spannungen aus der Türkei in Deutschland auszutragen. (KNA)