Paar will todkranken Alfie Evans in Papst-Krankenhaus verlegen

Gegen Elternwillen: Beatmung von Kind wird eingestellt

Veröffentlicht am 21.02.2018 um 16:41 Uhr – Lesedauer: 
Großbritannien

London ‐ Der Fall erinnert an Charlie Gard: Wieder will eine Klinik die künstliche Beatmung eine Kleinkindes einstellen. Und wieder ruhen die Hoffnung auf dem Papst-Hospital "Bambino Gesu". Doch wohl vergeblich.

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Nach der Entscheidung des höchsten britischen Gerichts kann eine Klinik die lebenserhaltenden Geräte an einem Kleinkind gegen den Willen der Eltern abschalten. Kate James (20) und Tom Evans (21) verloren laut britischen Medien am Dienstag den Rechtsstreit mit einer Liverpooler Klinik um die Beatmung ihres 21 Monate alten Sohnes Alfie Evans. Der Junge liegt seit einem Jahr im Koma und leidet an einer unbekannten degenerativen neurologischen Erkrankung.

Das Alder Hey Children's Hospital in Liverpool argumentierte, eine weitere Behandlung des Kleinkindes wäre "unfair und unmenschlich". Am Freitag soll das Krankenhaus die Beatmung einstellen. James und Evans wollen die Entscheidung des Gerichts anfechten.

Die Eltern hatten monatelang versucht, dass Alfie Evans in das vatikanische Kinderkrankenhaus "Bambino Gesu" verlegt und dort weiter behandelt wird. Laut einem Bericht des "Guardian" von Anfang Februar besuchten allerdings drei Ärzte der römischen Klinik Alfie und seien zu denselben Schlüssen wie ihre Liverpooler Kollegen gekommen: Versuche, eine Heilung zu finden oder die Anfälle des Jungen zu lindern, seine komplett vergebens. Demnach könne "Bambino Gesu" keine andere Behandlung anbieten als das Alder Hey Children's Hospital.

Am Dienstag zeigte sich Richter Anthony Hayden des Obersten Gerichtshofs des Vereinigten Königreichs überzeugt, dass die fortgesetzte künstliche Beatmung nicht länger in Alfies Interesse sei. Das Kind brauche eine gute Palliativpflege, "Frieden, Ruhe und Stabilität, damit er sein Leben so abschließen kann, wie er es gelebt hat". Laut Hayden haben Experten aus ganz Europa festgestellt, dass eine Behandlung des Jungen "völlig vergeblich" sei und das Leiden "unweigerlich tödlich" enden werde. Alfie Evans Gehirn sei degeneriert und es sei nicht möglich festzustellen, ob er während seiner Krämpfe Schmerzen erleide. Zudem könne keine bestimmte Krankheit diagnostiziert werden.

In einem ähnlichen Fall hatte "Bambino Gesu" vergangenen Sommer angeboten, das todkranke britische Baby Charlie Gard aufzunehmen. Die Klinik wollte den Eltern die Entscheidung überlassen, ob die lebenserhaltenden Maßnahmen eingestellt werden sollten oder nicht. Allerdings verhinderten Probleme mit dem britischen Rechtssystem die Verlegung. Als sich der Zustand von Charlie Gard verschlechterte und keine Behandlung mehr möglich war, gaben die Eltern den juristischen Kampf auf. Das Baby starb am 28. Juli 2017. (luk)