Warum viele Menschen nicht aus der Kirche austreten

Gekommen, um zu bleiben

Veröffentlicht am 11.08.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Gläubige feiern einen Gottesdienst in einer Kirche.
Bild: © KNA
Umfrage

Bonn ‐ Zehn Minuten dauert es, aus der Kirche auszutreten. "So schnell kann man sich von der Ewigkeit verabschieden", meint Andrea Göppel aus Augsburg, für die ein Kirchenaustritt trotz der Debatte um Tebartz-van Elst nicht in Frage kommt. Die Affäre um den Limburger Bischof hat in vielen Bistümern zu vermehrten Kirchenaustritten geführt. Es gibt aber auch viele Mut machende Gründe, in der Kirche zu bleiben, wie eine aktuelle katholisch.de-Umfrage zeigt.

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Heimat und Glaubensmittelpunkt

Ich wohne in der Diözese Limburg. Meine Frau stammt sogar aus Limburg. Von Bekannten dort und von den deutschen Medien haben wir immer wieder die Schreckensmeldungen über Bischof Tebartz-van Elst gelesen und gehört. Wir haben auch die im Frankfurter Dom ausliegenden Listen unterzeichnet, weil wir Stadtdekan von Elz von Wiesbaden her als einen aufrichtigen, tüchtigen Mann und überzeugten Priester kennen. Wenn uns auch die Ereignisse erschütterten, wenn wir auch mit vielen Unzulänglichkeiten der Kirche vor Ort konfrontiert werden: Ein Kirchenaustritt kam uns nie in den Sinn. Wir zahlen brav weiterhin unsere Kirchensteuern und spenden unverändert an zahlreiche kirchliche Hilfswerke. Es mag an unserer Erziehung liegen, auch an unserem Lebenslauf: Auch wenn wir die Einheit im christlichen Glauben sehnlichst erwarten: Wir fühlen uns unverändert der katholischen Kirche verbunden, sie ist uns Heimat, Glaubensmittelpunkt und geistige Stütze. Mögen sich die Kirchenbänke auch leeren: Wir bleiben "Kirchgänger" im Glauben.

Hermann-Josef (75) mit Magda (71) Hucke, Daubach, ehem. Lehrer und MTA

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Video: © katholisch.de

katholisch.de-Umfrage zu den aktuellen Kirchenaustrittszahlen

In der Kirche ist der Glaube an Gott präsent

In erster Linie fühle ich mich nicht als Katholikin, sondern als glaubender Mensch, der das Christentum als eine sehr tröstliche und friedfertige Religion sieht. Auch wenn die Institution Kirche mir immer wieder Sorgen bereitet und ich deren Handlungen meist nicht nachvollziehen kann, so ist für mich der Glaube an einen liebevollen und bemühten Gott doch stets präsent. Und nur deshalb und nicht wegen seines mit Fehlern behafteten Fußvolkes - wobei ich mich natürlich auch nicht ausschließe - bleibe ich in der Kirche. Dabei geht es mir nicht um "katholisch", "evangelisch" oder sonstige Religionsgemeinschaften. Mir ist wichtig, dass ich in Gebeten meine "himmlischen Eltern" um Rat und Hilfe bitten und ihnen danken kann. Darin liegt für mich eine große Zufriedenheit.

Alexandra Weißkopf (67), Koblenz, Rentnerin, ehem. Buchhändlerin

Persönliche Verbindung zu Gott

Ich denke nicht im Mindesten an einen Kirchenaustritt: Ich lasse mich doch nicht von solchen Äußerlichkeiten beeinflussen; mein Glaube hängt nicht davon ab. Bei der Debatte handelt es sich um zwei ganz verschiedene Dinge. Der Glaube – meine persönliche Verbindung zu Gott – ist etwas ganz anderes als Bürokratie oder Macht.

Barbara Lukassek (51), Freudenstadt, Sekretärin

Die Inhalte zählen

Natürlich ärgert mich die gesamte Situation rund um Tebartz-van Elst, da es wieder einmal die Glaubwürdigkeit der Institution Kirche in Frage stellt. Dennoch ist das für mich kein Grund, aus der Kirche auszutreten, da ich nicht an die Institution Kirche glaube. Nicht die Institution ist doch das Objekt des Glaubens sondern die Inhalte, die sie verkündet.

Pia Dyckmans (24), München, Studentin