"Gläubigkeit ist keine Wahlempfehlung"
Österreichische Kirchenvertreter üben Kritik am Gottesbezug in der Wahlwerbung von FPÖ-Bundespräsidentschaftskandidat Norbert Hofer. "Gott für die eigenen politischen Interessen einzuspannen und ihn in Verbindung mit dem Hinweis auf das christliche Abendland zumindest indirekt als Kampfansage gegen andere Religionen und Kulturen einzusetzen, erachten wir als Missbrauch seines Namens und der Religion", so der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker in einer am Montag veröffentlichten Stellungnahme. Auf Hofers Wahlplakaten ist unter anderem der Satz zu lesen: "So wahr mir Gott helfe".
Verweis auf das Zweite Gebot
Ähnlich äußerte sich der Sprecher des katholischen Erzbistums Wien, Michael Prüller. Das Fischen nach Wählerstimmen sei das eine; Gläubigkeit sei aber noch lange keine Wahlempfehlung, betonte Prüller unter Verweis auf das Zweite Gebot "Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen".
Die Präsidentin der Laienbewegung Katholische Aktion Österreich, Gerda Schaffelhofer, betonte am Montag, es sei zutiefst abzulehnen, "Gott für politische Ambitionen zu funktionalisieren". Es gebe "mehr als genug Beispiele aus Geschichte und Gegenwart", die zeigten, "welche gefährliche Irrwege damit als gottgewollt dargestellt wurden und werden", warnte sie. Mit einem solchen Vorgehen werde auch eine vernünftige Trennung von Staat und Kirche aufs Spiel gesetzt.
Der Wiener katholische Theologe Jan-Heiner Tück sagte, die Kampagne der rechtspopulistischen FPÖ sei "nicht so unschuldig, wie sie daherkommt". Die Gottesvokabel drohe "parteipolitisch verschlissen" zu werden, so der Dogmatikprofessor im Interview der Presseagentur Kathpress. Hinter dem harmlosen Zitat verberge sich ein "Identitätskonzept, das auf Abgrenzung zielt".
Die Kampagne sei darauf ausgerichtet, den Gegenkandidaten Alexander Van der Bellen (Grüne) als bekennenden Agnostiker zu kontrastieren und den "frommen FP-Kandidat Hofer" auch katholischen Wählergruppen schmackhaft zu machen, so Tück. Indem die FPÖ darüber hinaus die Idee eines "christlichen Abendlandes" gegen den Islam in Stellung bringe, widerspreche sie dem Selbstverständnis der christlichen Kirchen, die auf Dialog und Integration setzten statt auf eine "religionspolitische Verschärfung".
Aus der katholischen Kirche ausgetreten
Der 45-jährige Hofer ist nach eigenen Angaben seit seinem Austritt aus der katholischen Kirche evangelisch. Auf den Plakaten sind neben seinem Konterfei die Slogans "In eurem Sinne entscheiden" oder "Für Österreich mit Herz und Seele" zu lesen, jeweils daneben in kleinerer Schrift: "So wahr mir Gott helfe". Hofer steht laut der FPÖ für ein starkes persönliches Bewusstsein für eine christlich-abendländische Geschichte. (KNA)