Landeskirche Hannovers hatte Kirchengemeinden befragt

Hakenkreuz-Glocken werden vorerst nicht mehr läuten

Veröffentlicht am 18.09.2017 um 16:45 Uhr – Lesedauer: 
Evangelische Kirche

Hannover  ‐ Eine "Hitler-Glocke" im pfälzischen Herxheim sorgt seit Monaten für Diskussionen. In der Landeskirche Hannovers hat man sich nun auf die Suche nach ähnlichen Glocken gemacht - und ist fündig geworden.

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In der hannoverschen Landeskirche werden zwei Glocken mit Hakenkreuz-Prägung aus der Zeit des Nationalsozialismus vorerst nicht mehr geläutet. Es handelt sich um Glocken in Faßberg-Müden in der Heide sowie in Schweringen im Kreis Nienburg, wie die Landeskirche am Montag mitteilte. Nach der Debatte um eine "Hitler-Glocke" mit Hakenkreuz-Prägung im pfälzischen Herxheim seien die Gemeinden gebeten worden zu schauen, ob bei ihnen ähnliche Glocken in Gebrauch sind.

Die betroffenen Gemeinden seien sich der Problematik dieser Glocken bewusst, sagt der Geistliche Vizepräsident des Landeskirchenamtes, Arend de Vries. Die 1938 eingeweihte St. Laurentius Kirchengemeinde Faßberg-Müden erkläre die Geschichte ihrer Kirche und Glocke in einer Broschüre, im Internet und bei Führungen und gebe so Gelegenheit, das Erbe des Nationalsozialismus aufzuarbeiten. Die Glocke, die zurzeit aufgrund von Reparaturarbeiten ohnehin nicht geläutet werde, sei mit dem Luftwaffenadler und einem kleinen Hakenkreuz versehen. Sie wurde nach der Gründung des Militärflugplatzes Faßberg im Jahr 1934 geschaffen.

In Schweringen trägt die Glocke ein größeres Hakenkreuz sowie "eine Aufschrift im nationalsozialistischen Sprachstil". Man habe dort beschlossen, die funktionierende Glocke "erst einmal stillzulegen, ihre Geschichte aufzuarbeiten und eine endgültige Lösung zu beraten", heißt es.

Die Landeskirche werde mit den beiden Gemeinden, die die jeweiligen Eigentümer der Glocken seien, im Gespräch bleiben, so de Vries weiter. Da Kirchenglocken zu Gottesdiensten, Andachten und zum Gebet einlüden, seien sie nicht nur historische Relikte, sondern Teil des aktuellen liturgischen Handelns der Kirchengemeinden. "Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass wir nach der geschichtlichen Aufarbeitung mit diesen Glocken weiterhin zu Gottesdiensten oder zum Beispiel zu Friedensgebeten einladen", sagte de Vries. (bod)