Hamburg: Elternverband entsetzt über Schulschließungen
Die Katholische Elternschaft Deutschlands (KED) hat mit Entsetzen auf die Ankündigung des Erzbistums Hamburg reagiert, acht seiner 21 katholischen Schulen in der Hansestadt zu schließen. Schule und Bildung seien keine Frage von Wirtschaftlichkeit und entzögen sich letztlich den Beurteilungskriterien einer Unternehmensberatung wie "Ernst & Young", sagte die KED-Vorsitzende Marie-Theres Kastner am Montag in Bonn. Die katholischen Schulen bezeichnete sie als pastorale Räume, in denen Kinder und Jugendliche den Glauben kennenlernen könnten. "Sich dieser Chance zu berauben ist, als würde man sich selbst die Zunge herausreißen", so Kastner.
Sie forderte Solidarität der reicheren Diözesen mit den Diaspora-Bistümern im Norden und Osten. "Es kann nicht sein, dass es sich nur reiche Diözesen leisten können, missionarisch tätig zu sein." Daher seien nun dringend Gespräche mit der Politik und den Bischöfen notwendig, um die Schulschließungen noch abzuwenden.
Das Erzbistum Hamburg hatte am Freitag bekanntgegeben, bis zu acht seiner 21 katholischen Schulen in der Hansestadt zu schließen. Generalvikar Ansgar Thim begründete die Entscheidung mit der angespannten Haushaltslage der Diözese, deren Schulden sich nach eigenen Angaben auf 79 Millionen Euro belaufen. Der Betrieb der Schulen soll langsam auslaufen, die rund 3.000 Schüler können laut Thim alle noch ihre Abschlüsse machen. Die Lehrer sollen an den 13 verbleibenden Schulen des Erzbistums weiterbeschäftigt werden. In der Hamburger Politik war die Entscheidung des Erzbistums auf Kritik gestoßen, ebenso bei Schülern, Eltern und Lehrern. Einige Hundert von ihnen hatten sich in den vergangenen Tagen bereits zu Demonstrationen vor dem Hamburger Mariendom versammelt.
Erzbistum rechtfertigt Entscheidung
Der Leiter der Schulabteilung im Erzbistum Hamburg, Christopher Haep, hat unterdessen Verständnis für die Proteste geäußert und zugleich das Handeln der Kirche gerechtfertigt. "Ich habe vollstes Verständnis, wenn unser Handeln Wut, Enttäuschung und Trauer auslöst", sagte er dem "Hamburger Abendblatt" (Mittwoch). Auch sei begreiflich, dass die recht plötzliche Verkündung der Schulschließungen von außen als "Bruch der bisherigen Kommunikation" gesehen werde.
Eltern und Lehrern war nach Haeps Worten noch Ende vergangenen Jahres in Aussicht gestellt worden, dass vor der Schließung einer Schule mit ihnen Lösungsmöglichkeiten gesucht würden. Wie schlecht die finanzielle Situation der Schulen sei, habe man aber erst wenige Tage vor der Verkündung am 19. Januar erfahren. Angesichts der am 29. Januar auslaufenden Anmelderunde für das kommende Schuljahr habe man keine andere Möglichkeit gesehen, als die Schließung der Schulen sofort zu bestimmen. "Jedes weitere Betriebsjahr hätte die Überschuldung immens steigen lassen und dadurch alle anderen Schulen gefährdet." (tmg/KNA)
24.1.18, 12:55 Uhr: Ergänzt um die Absätze 4 und 5.