Dresdner Bischof sieht Gespräch als einzige Möglichkeit

Heinrich Timmerevers für Dialog mit AfD und Pegida

Veröffentlicht am 13.09.2017 um 14:00 Uhr – Lesedauer: 
Bistum Dresden-Meißen

Bonn ‐ Das Gespräch sei in der Demokratie unverzichtbar, ist sich der Bischof von Dresden-Meißen sicher. Er richtet außerdem einen Aufruf an die Menschen in Westdeutschland.

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Der Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, hat sich für einen Dialog mit der AfD und Pegida ausgesprochen. Das Gespräch sei in einer demokratischen Gesellschaft unverzichtbar, um für die Würde des Menschen einzustehen, erklärt Timmerevers am Mittwoch in Dresden. Hasstiraden, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus seien mit dem christlichen Menschenbild nicht vereinbar. Die Motive des Protests von Pegida und Co seien jedoch sehr unterschiedlich. "Man muss genau fragen, was die Menschen bewegt, sich so auf die Straße zu begeben."

"Westdeutsche Perspektive passt oft nicht"

Gleichzeitig warnt Timmerevers die Menschen in den alten Bundesländern vor einer verzerrten Sicht auf den Osten.  "Die westdeutsche Perspektive passt da oft nicht", so der Bischof. Ihm sei zum Beispiel nicht bewusst gewesen, dass sich mit "der Friedlichen Revolution praktisch für alle Menschen im Osten das Leben total verändert hat". Die errungene Freiheit sei ein Glücksfall gewesen. Dass es aber nicht nur Gewinner, sondern auch Verlierer gegeben habe, werde im Westen oft nicht gesehen.

Die Hofkirche in Dresden.
Bild: ©Claudio Divizia/Fotolia.com

Die Hofkirche Ss. Trinitatis in Dresden ist die Kathedrale des Bistums.

Auch die Herausforderung der ostdeutschen Diözesen seien ganz andere, so der Bischof: "Wenn man im Bistum Münster von einer XXL-Pfarrei spricht, meint man eine Gemeinde mit 20.000 Katholiken. Hier ist eine XXL-Pfarrei eine mit einem Durchmesser von 90 Kilometern." Das Leben in der Diaspora empfindet Timmerevers aber auch als Bereicherung. "Wer hier bei Kirche mitmacht, ist mit ganzem  Herzen dabei." In Leipzig und Dresden seien die 20- bis 30-jährigen die stärkste Gruppe in den Gemeinden.

Für die eher schwierige Finanzsituation seines Bistums sieht der Dresdner Bischof allerdings keine schnelle Lösung. Es benötige auch in Zukunft finanzielle Hilfen aus dem Westen. "Ohne diese Hilfe hätten wir wohl keine kirchlichen Schulen und könnten nicht so viele Caritasdienste anbieten." Gleichzeitig seien für kleinere Bistümer die "hohen Standards", die die Deutsche Bischofskonferenz in manchen Verwaltungsbereichen vorgebe, eine Herausforderung. Als Beispiel nennt Timmerevers den IT-Datenschutz.

Seit gut einem Jahr in Dresden

Timmevers ist seit gut einem Jahr Bischof von Dresden-Meißen. Zuvor war er Weihbischof im Bistum Münster und als Bischöflicher Offizial von Vechta tätig. Geboren wurde der 65-Jährige im Landkreis Cloppenburg in Niedersachsen. (gho)